02./03./04.06.2007 - Letzte Aktualisierung: 04.06.2007 | Bundesliga |
Update #2 | KN-Bericht vom 04.06., Stimmen, KN-Online-Spielbericht, Spielbericht und Fotos ergänzt... |
Der große Moment. Lövgren präsentiert die Meisterschale |
Pelle Linders erzielte in seinem "Abschiedsspiel" fünf Tore. |
Musste auch im letzten Saisonspiel wieder viel einstecken: Nikola Karabatic |
Jubel in der Kabine: Der THW Kiel hat das Triple 2007 gewonnen! |
(Christian Robohm)
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Jetzt bin ich müde und in 72 Stunden muss ich zur Nationalmannschaft. Bis dahin wird gefeiert. Unsere erste Halbzeit war nicht gut, die habe auch ich kaputt gemacht. Aber die ganze Mannschaft wollte gewinnen - erst recht, als wir in der Halbzeit hörten, dass der HSV hoch führt. Das Triple wiederholen? Das wäre nicht schlecht.
Ich bin einfach glücklich, hier zu spielen. Jetzt werden wir die ganze Nacht feiern.
Ich bin so froh. Besser geht's nicht.
Ein Paar Schuhe vom WM-Finale hängt an meiner Wand, meine jetzigen Schuhe hänge ich aber nicht an den Nagel. Wahnsinn - jetzt steht auf meiner Autogrammkarte nicht mehr "Teilnehmer Junioren-WM", sondern "Weltmeister, Champions-League-Sieger, Pokalsieger und Deutscher Meister 2007". Das ist etwas ganz Großes.
Ich bin stolz auf die beste Mannschaft der Welt.
Glückwunsch an den THW. Überragend, was diese Mannschaft mit diesem Kader geleistet hat. Ich hatte zwar 14 Spieler dabei, aber in der Breite sind wir nicht gut genug. Wir haben mit Herz gespielt, aber in der zweiten Halbzeit zu viele Fehler gemacht - die werden in Kiel eben bestraft.
Wir hatten zwar mehr Leute als die Kieler, aber wir sind auch mit unseren Kräften am Ende. Lund und Glandorf waren platt, und ich bin auch unglaublich müde. Wir haben eine geile Saison gespielt, auch wenn wir hier verloren haben.
Damit müssen sich die Kieler nicht mehr länger den Titel "Rekordmeister" mit dem VfL Gummersbach teilen. Aber nicht nur das: Das "Triple" hat historische Dimensionen. Seit Gründung der Champions League im Jahr 1993 hat noch keine deutsche Mannschaft diese drei Titel in einer Saison gewinnen können. Da der punktgleiche Tabellenzweite HSV Hamburg (36:32 in Göppingen) von Beginn an auf der Siegerstraße war, durften sich die Kieler in ihrem Heimspiel keinen Ausrutscher erlauben.
Angefeuert von einer stimmungsvollen Kulisse und im Geiste unterstützt von 15000 Fans auf dem benachbarten Rathausplatz, die das Spiel auf einer Großbildleinwand verfolgten, quälten sich die müden THW-Spieler über die Zielgerade. Gut für Kiel, dass Kapitän Stefan Lövgren im letzten Spiel noch einmal an Bord ging. Nach seinem Sehnenabriss im Adduktorenbereich vor sechs Wochen feierte der "Löwe" ein großartiges Comeback. Der 36-Jährige warf nicht nur fünf Tore. Er nahm auch die Last der Verantwortung von den Schultern des Franzosen Nikola Karabatic, der nach einer endlosen Saison mit seinen Kräften völlig am Ende war.
Bis zur 40. Minute hielten die Gäste gut mit. Immer wieder traf der Ex-Kieler Piotr Przybecki ("Wir wollten hier gewinnen, aber am Ende waren wir einfach zu platt") und der Weltklasse-Torhüter Peter Gentzel brachte die THW-Schützen reihenweise zur Verzweiflung. Drei Siebenmeter hielt der 38-Jährige und die Zebras schienen sich an ihm die Zähne auszubeißen.
Doch ein kurioses Tor in der 40. Minute stellte schließlich die Weichen auf Sieg. Vid Kavticnik traf den Pfosten, der Ball trudelte durch den Torkreis und der neunfache Torschütze Kim Andersson tippte den Ball zum 20:18 ins Netz. Breites Grinsen, geballte Fäuste - die Erlösung für Spieler und Fans, die nun in einem gewaltigen Chor "Deutscher Meister wird nur der THW" skandierten und ein riesiges Banner mit der Meisterschale ausrollten.
In den letzten sieben Minuten schickte THW-Trainer Noka Serdarusic noch einmal Weltmeister-Torhüter Henning Fritz aufs Feld - unter dem Jubel der Zuschauer, denen nun richtig warm ums Herz wurde. Neben Fritz wurden anschließend auch noch Pelle Linders, Lars Krogh Jeppesen und die beiden "Leih-Arbeiter" Andrei Xepkin und Tobias Karlsson, der extra aus dem schwedischen Hammarby angereist war, verabschiedet. Eine nette Geste: Schließlich hatten Xepkin und Karlsson mit ihren Gastspielen maßgeblichen Anteil am historischen Erfolg der Kieler, die mit ihren Fans auf dem Rathausplatz anschließend noch ein rauschendes Fest feierten.
(von Wolf Paarmann, aus KN-Online vom 02.06.2007)
Aus den Kieler Nachrichten vom 04.06.2007:
Das 34:28 (14:14) schickte die Fans durch ein Wechselbad der Gefühle, denn schnell wurde klar, dass mit Schützenhilfe Göppingens gegen den HSV nicht zu rechnen sei. Also musste ein Kieler Sieg her, um Meisterschaft in der Handball-Bundesliga und - gepaart mit den Triumphen in Champions League und DHB-Pokal - das ersehnte Triple perfekt zu machen. Und Nordhorn wehrte sich gegen Kieler, die Nerven zeigten. So entwickelten sich 60 Minuten wie ein mikroskopischer Extrakt des gesamten letzten Saisondrittels.
Bei Kim Andersson lief in der Anfangsphase nicht viel zusammen. Er scheiterte zweimal am starken Peter Gentzel in dem HSG-Tor, über das Christian Zeitz den Ball zweimal katapultierte (9.), das Pelle Linders verfehlte (15.). Der THW profitierte zunächst von der Übersicht eines Nikola Karabatic, der als Anspieler glänzte, von den Reflexen Thierry Omeyers, von einem ansonsten treffsicheren Linders und von einem besonderen Moment in der 10. Minute, als Kapitän Stefan Lövgren unter dem Jubel der Fans das Spielfeld betrat und nach langer Verletzung ausgerechnet jetzt sein Comeback feierte. Er riss die Last der Verantwortung an sich, traf in entscheidenden Momenten und schuf allein durch seine Gegenwart eine Legende.
Sieben schwedische Treffer von Kim Andersson und Henrik Lundström in Folge zum 25:20 (42.) brachten den THW auf die Siegerstraße und setzten - zuerst beim Publikum, später bei der Mannschaft - eine Party-Maschinerie in Gang, die eines Königreiches würdig ist.
"Diese Mannschaft ist in den Herzen der Fans, sie wird geliebt. Und wenn sie ihr Bestes gibt, akzeptieren die Menschen auch, wenn 'mal ein anderer besser ist", schwärmte THW-Manager Uwe Schwenker nach einer Verabschiedungs-Zeremonie für Fritz, Jeppesen, Linders, Xepkin und Karlsson, die Weltmeister Dominik Klein die Tränen in die Augen trieb: "Ich bin ein emotionaler Mensch und empfinde Gefühle für jeden Einzelnen. Der Respekt in dieser Mannschaft ist unglaublich, jeder setzt sich für den anderen ein. Nur so kannst du drei Titel holen."
Wenige Minuten später war Klein zu "König Dominik I." mutiert, in rotem Samt wurden die Spieler zum Rathaus chauffiert und wurden auf dem Balkon von 15 000 empfangen wie einst die Beatles auf der Bühne. Wagemutig sprang Nikola Karabatic auf die Balustrade, furchtlos wie auf dem Feld, auch in schwindelerregender Höhe unbeeindruckt und cool. Kim "Steckdose" Andersson ("Ich hab' die Haare schön") und Vid Kavticnik ("Volare") versprühten Sangeskunst in die meisterliche Atmosphäre. Später auf der Party-Bühne zeigten sich die Handball- Regierenden zuweilen halb entblößt. Nur einer fehlte, verwehrte den Fans selbst ein kurzes Winken vom Balkon, hatte nach dem Schlusspfiff die Szenerie verlassen: Das Staatsoberhaupt. Noka Serdarusic.
(von Tamo Schwarz, aus den Kieler Nachrichten vom 04.06.2007)
Aus den Kieler Nachrichten vom 04.06.2007:
Ausgeladen: Eigentlich sollte Manfred Werner die Ehrung der Meister übernehmen. Werner ist Mitglied im HBL-Vorstand und Gesellschafter bei der SG Flensburg. Nach den Vorwürfen von SG-Trainer Kent-Harry Andersson, der eine Sperre für Christian Zeitz gefordert hatte, strichen die THWVerantwortlichen Werner aus dem Ablaufplan.
Polizei: Eine ausverkaufte Ostseehalle und mehr als 10 000 Fans auf dem Rathausplatz vor einer Leinwand. Wieviele Polizisten sorgten für Recht und Ordnung? Nur 20 - das ist Handball.
Balic: "Es wird in der nächsten Woche Überraschungen geben", versprach Manager Uwe Schwenker, auf dem Balkon stehend, den THW-Fans. Bewahrheitet sich das Gerücht, dass der Kroate Ivano Balic (28) ein Zebra wird? Der Welthandballer des Jahres 2003 und Mittelmann von Portland San Antonio (Vertrag bis 2009) war nach dem Halbfinal-Aus in der Champions League tief beeindruckt von der Kieler Kulisse. Angeblich ist Ciudad Real zwar bereit, eine Million Euro Ablöse für ihn zu zahlen. Aber, Balic in Kiel, das wäre eine schöne Überraschung.
(von Tamo Schwarz und Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 04.06.2007)
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