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17.12.2008 Interview

Zebra-Interview mit Kim Andersson: Andersson und die Familie

Aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "zebra", von living sports:

Kim Andersson.
Klicken Sie für weitere Infos! Kim Andersson.

Nationalmannschaft und THW Kiel: Kim Andersson ist ein viel gefragter Mann. Doch für "Zebra" nahm er sich Zeit. Im Interview plaudert der sympathische 26-Jährige über die Nationalmannschaft, den Zuwachs in der Familie Andersson, Gerüchte und seine Zukunftsängste.
Anmerkung der Redaktion: Das Interview wurde vor der Bekanntgabe der Vertragsverlängerung von Kim Andersson mit dem THW geführt.
Zebra:
Kim, die Spekulationen um einen Wechsel von Ihnen nach Spanien reißen nicht ab...
Kim Andersson:
Das ist alles nur Gerede. Es steht überhaupt nichts fest. Es stimmt aber, dass Ciudad Real wollte, dass ich komme. Jeder Handballer würde eine Anfrage aus Spanien interessant finden, und natürlich kann man sich als Handballspieler vorstellen, einmal zu einem anderen Verein zu wechseln. Zurzeit fühlen Sandra und ich uns aber hier sehr wohl. Die dreieinhalb Jahre, die ich inzwischen schon in Kiel bin, waren für uns sehr gute Jahre.
Zebra:
Man hörte von einem Ultimatum aus Spanien...
Kim Andersson:
Ich lasse mich nicht unter Druck setzen. Ich treffe die Entscheidungen, wenn ich meine, dass der richtige Zeitpunkt dafür gekommen ist. Wenn es stimmen würde, dass es ein Ultimatum gibt, dann würde ich nein sagen. Zurzeit möchte ich mich einfach nur auf meinen Sport konzentrieren und mich nicht damit herumschlagen. Was in den Medien über mich geschrieben wird, sind meistens Gerüchte.
Zebra:
Macht Sie so etwas wütend?
Kim Andersson:
Es kommt darauf an: Sind es "nette" Gerüchte, macht mir das ganze überhaupt nichts aus. Ist es jedoch einfach falsch, was in der Zeitung steht, und wird es unfair mir gegenüber, dann kann ich auch schon mal sauer darüber werden, was alles so geschrieben und gesagt wird.
Zebra:
Sind Sie jemand, der sich von der Berichterstattung beeinflussen lässt?
Kim Andersson:
Ab und zu denkt man sicherlich einmal daran. Besonders, wenn man gerade eine schlechte sportliche Phase oder ein schlechtes Spiel absolviert hat. Dann denkt man viel nach - auch über so etwas. Wenn ich gut spiele und mich gut fühle, macht mir das alles nichts aus.
Zebra:
Wie waren denn ihre Tage bei der Nationalmannschaft?
Kim Andersson:
Zwei Siege in zwei Spielen gegen schwere Gegner - was will man mehr? Außerdem finde ich es toll, für ein paar Tage in Schweden zu sein und Schwedisch sprechen zu können. So tanke ich Kraft.
Zebra:
Geht es mit dem schwedischen Nationalteam bergauf?
Kim Andersson:
Wir haben eine neue, junge Mannschaft zusammen. Vielen von den jungen Spielern gehört die Zukunft. Ich bin im Team schon einer der Älteren. Vor einem Jahr haben wir gegen Rumänien verloren, jetzt gewinnen wir zu Hause gegen Polen. Ich sehe deutliche Fortschritte in diesem Team.
Zebra:
Wie wichtig ist der Erfolg mit der Nationalmannschaft für Sie?
Kim Andersson:
Der ist mir schon wichtig. Ich fahre ja nicht zur Auswahl, um einfach nur dabei zu sein. Wir wollen so viel wie möglich gewinnen. Außerdem ist es eine Ehre, für sein Land zu spielen. Da möchte man immer sein Bestes zeigen.
Zebra:
Dort haben Sie nun zwei neue Trainer - was hat sich verändert?
Kim Andersson:
Es läuft und wir haben Erfolg. Wie sich etwas verändert, wenn wir mal nicht so gut spielen oder in eine kleinere Krise geraten, kann man nicht sagen. Ich persönlich fühle mich mit Staffan Olsson und Ola Lindgren genauso wohl wie unter Ingemar Linell. Ich bin einfach dankbar, dabei sein zu dürfen. Jede Nominierung spornt mich an.
Zebra:
Die olympischen Spiele im Sommer wären Ihr ganz großer Traum gewesen, oder?
Kim Andersson:
Ja, natürlich. Nachdem wir es nicht geschafft haben, uns zu qualifizieren, war ich schon einige Zeit traurig. Doch das bedeutet ja nun für mich, dass ich mindestens bis 2012 aktiv sein muss .
Zebra:
Was sind Ihre Ziele bei der anstehenden WM in Kroatien?
Kim Andersson:
Wir wollen so weit wie möglich kommen. Allerdings haben wir mit Spanien und Kroatien eine sehr schwere Gruppe erwischt. Unsere Mannschaft hat aber das Potenzial, weit zu kommen. Wir dürfen nur keine Fehler zulassen.
Zebra:
Sie sind Kapitän der Nationalmannschaft - könnten Sie sich vorstellen, beim THW Nachfolger von Stefan Lövgren zu werden?
Kim Andersson:
Es wird unglaublich schwer, Stefan als Kapitän zu ersetzen. Jeder, der ihm nachfolgt, tritt in sehr große Fußstapfen. Mit ihm geht am Ende dieser Saison ein großer Teil des THW Kiel. Ich glaube, kein Spieler von uns kann diese Position so ausfüllen wie Stefan. Ich glaube auch nicht, dass dies meine Aufgabe sein wird. Wir sind eine Mannschaft. Jeder wird seinen Teil dazu beitragen, dass wir diese Lücke in der nächsten Saison besetzen. Derjenige, der das dann macht, wächst in diese Aufgabe auch ein Stück hinein. In der Nationalmannschaft klappt es mit mir ganz gut, da es dort viele Spieler gibt, die wenig Routine haben und jemanden brauchen, der sie an die Hand nimmt.
Zebra:
Ist das Nationalteam eine schöne Abwechslung vom Alltagsleben?
Kim Andersson:
Ja, auf jeden Fall. Man trifft andere Spieler, fühlt sich heimisch und hat ein ganz besonderes Gefühl. Genauso schön ist es aber auch, Heimweh nach Kiel zu verspüren und wieder zurück zu kommen.
Zebra:
Da wartet neben Ehefrau Sandra seit neuestem auch ein Hund...
Kim Andersson:
Unser kleiner Eurasier-Welpe "Baloo" ist jetzt drei Monate alt. Seit knapp sechs Wochen ist er bei uns. So ein Hund bringt viel Arbeit mit sich. Doch wir haben auch viel Spaß mit ihm - zumal wir durch ihn auch viel öfter an der frischen Luft sind. Außerdem freut er sich so unglaublich, wenn ich von einer Auswärtsfahrt wieder nach Hause komme.
Zebra:
Was bedeutet Baloo für Sie?
Kim Andersson:
Baloo ist ein Teil unserer kleinen Familie. Eigentlich sind wir durch ihn erst zu einer richtigen Familie geworden. Wir haben jeden Tag durch ihn etwas zu tun und können uns das Leben ohne ihn gar nicht mehr vorstellen.
Zebra:
Hilft Baloo beim Abschalten?
Kim Andersson:
Die Spaziergänge mit Sandra und Baloo tun mir gut. Zwar ist der Handball meine Arbeit, und die mache ich auch liebend gerne, doch muss sich nicht das ganze Leben um den Handball drehen. Die Pausen und der Abstand zum Sport sind für mich sehr wichtig.
Zebra:
Sie sind zweimal "Schwedens Handballer des Jahres" geworden. Wie wichtig sind Ihnen Auszeichnungen?
Kim Andersson:
Auszeichnungen sind für mich schon sehr wichtig. Besonders über die mit der Mannschaft freue ich mich. Der beste Spieler Schwedens bin ich nur geworden, weil ich hier beim THW spiele. Durch diese Mannschaft habe ich viel gelernt, und sie hat mir zu diesem Erfolg verholfen. Die Auszeichnung habe ich also nur wegen des tollen Teams erhalten.
Zebra:
Haben die Erfolge Sie reifen lassen?
Kim Andersson:
An einer Auszeichnung oder an einer Erfahrung, einem Titelgewinn oder einem Spiel kann ich das nicht festmachen. Jeder Tag in Kiel bringt mich einen Schritt weiter. Ich versuche, so viel wie möglich von den Tipps, die man mir gibt, aufzunehmen. Das ist ein stetiger Prozess. Für Erfahrungen und zum Reifen braucht man seine Nebenspieler und vor allen Dingen einen guten Trainer, den ich hier in Noka Serdarusic lange gehabt habe und nun in Alfred Gislason habe.
Zebra:
Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?
Kim Andersson:
Dann bin ich 31 Jahre alt und hoffe, noch so gut in Schuss zu sein, dass ich immer noch aktiv Handball spielen kann.
Zebra:
Machen Sie sich oft Gedanken, was nach dem Handball kommt?
Kim Andersson:
Noch nicht wirklich. Zurzeit ist es nur ein Alptraum, der manchmal vor mir steht und mich fragt: "Was machst du nach deiner sportlichen Karriere?" Ich wische diesen Gedanken immer wieder weg, bekomme sogar Gänsehaut, wenn ich daran denke. Denn im Gegensatz zu einigen anderen habe ich keine Ausbildung, sondern nur ein normales Abitur, das für einen guten Beruf später sicher nicht reicht.
Zebra:
Aber Sie haben dann doch ausgesorgt, oder?
Kim Andersson:
Leider ist es nicht so wie im Fußball. Man verdient als Handballer gutes Geld, doch ausgesorgt hat man nicht. Man hat nach seiner Karriere das nötige Geld, um gut in den zweiten Lebensabschnitt zu starten und sich ein Haus kaufen zu können. Dafür darf man mit seinem Geld aber auch nicht verschwenderisch umgehen. Ich achte schon ein wenig darauf, um es später leichter zu haben.
(Das Gespräch führte Annika Stöllger, aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "zebra", von living sports)


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