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08./09.06.2011 - Letzte Aktualisierung: 09.06.2011 EM 2012

EM-Quali: DHB-Team gewinnt in Österreich

Update #1 KN-Bericht ergänzt ...

Die Europameisterschaft 2012 findet in Serbien statt.
Die Europameisterschaft 2012 findet in Serbien statt.
Die deutsche Handball-Nationalmannschaft hat sich vor dem abschließenden EM-Qualifikationsspiel gegen Lettland am Sonntag in Trier für die Europameisterschaft im kommenden Jahr in Serbien qualifiziert. Im mit Spannung erwarteten Spiel in Österreich gewann die Mannschaft in der vorletzten Partie unter Bundestrainer Heiner Brand mit 28:20 (15:8) und wetzte damit die Scharte des glücklichen 26:26-Unentschiedens im Hinspiel aus.
Vor 8000 Zuschauern in der Olympiahalle von Innsbruck war die DHB-Auswahl von Beginn an Herr der Partie. Schnell führte die deutsche Mannschaft deutlich. Vor allem Pascal Hens zeigte, dass er als Kapitän Verantwortung übernehmen kann. Sechs Tore steuerte der Hamburger zur frühen 12:6 (22.)-Führung bei. Aus einer starken Abwehr heraus, die wenig zuließ, mit einem überragenden Torhüter Silvio Heinevetter und einem konsequenten Abschluss bauten Dominik Klein und Co. den Vorsprung bis zur Halbzeit Stück für Stück auf sieben Tore aus.

Aus der Kabine kamen die Gastgeber mit dem Mut der Verzweiflung: Sie stemmten sich nun gegen ein drohendes Debakel und brachten die deutsche Mannschaft nun ein ums andere Mal in Verlegenheit. Bis auf zwei Tore kam Österreich Mitte der zweiten Hälfte heran - aber immer, wenn dem DHB-Team Ungemach drohte, drehte es noch einmal auf. Angeführt von Heinevetter, Kraus (4 Tore) und Pascal Hens (6 Tore) machte Deutschland zehn Minuten vor dem Ende alles klar und brachte letztlich einen souveränen Erfolg unter Dach und Fach.

Dominik Klein glänzte vor allem in der ersten Hälfte in der Abwehr und erzielte insgesamt drei Tore - eines davon sogar aus dem Rückraum. Christian Sprenger trug sich ein Mal in die Torschützenliste ein. Klein freute sich über die glänzende Vorstellung der DHB-Auswahl: "Nach den letzten turbulenten Wochen stand die Mannschaft allein in der Verantwortung und hat es geschafft, sich in dieser schwierigen Situation zu behaupten." Österreichs Nationaltrainer Magnus Andersson war hingegen enttäuscht: "Am Anfang hatten wir Probleme im Angriff. Letztlich sind wir an der deutschen Abwehr und dem überragenden Torwart Silvio Heinevetter gescheitert."

Am kommenden Sonntag dann gibt Heiner Brand seine Abschiedsvorstellung als Bundestrainer, Gegner im nun bedeutungslosen letzten EM-Qualifikationsspiel in Trier ist Lettland. Anpiff ist um 15.15 Uhr, das ZDF überträgt live.

(Christian Robohm)

Lesen Sie bitte auch den Spielbericht der Kieler Nachrichten.

08.06.11, Mi., 20.30: Österreich - Deutschland: 20:28 (8:15)

Deutschland:
Heinevetter (1.-60., 20 Paraden), Lichtlein (n.e.); Hens (6), Gensheimer (1), Roggisch, Klein (3), Pfahl (3/2), Preiß (2), Heinl, Glandorf (1), Christophersen (3), Groetzki (1), Kraus (4/1), Sprenger (1), Kaufmann (2), Haaß (1); Trainer: Brand
Österreich:
Bauer, Marinovic; Fölser, Herrmann, Ziura (4), Bozovic, Wöss, Szilagyi (3), Posch, Wilczynski (6/6), Friede (1), Schlinger (1), Wagesreiter, Weber (3), Belas, Santos (2); Trainer: Andersson
Schiedsrichter:
Horacek/Novotny (Tschechien)
Zeitstrafen:
Österreich: 6 (2x Wagesreiter, 2x Weber, Bozovic, Schlinger);
Deutschland: 5 (2x Roggisch, Haaß, Sprenger, Pfahl)
Siebenmeter:
Österreich: 6/6;
Deutschland: 4/3 (Pfahl scheitert an Marinovic)
Spielfilm:
1. Hz.: 1:5, 3:9 (15.), 3:11, 6:12 (22.), 8:15;
2. Hz.: 11:15 (32.), 17:19 (46.), 17:22, 19:22 (50.), 19:26 (55.), 20:28.
Zuschauer:
8.000 (ausverkauft) (Olympiahalle, Innsbruck)

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 09.06.2011:

Heinevetter verhext Austria, Deutschland qualifiziert

Handballer wie verwandelt - Große Torhüterleistung bei 28:20-Sieg in EM-Qualifikation
Innsbruck. Hätten sie nicht diese Trikots getragen, es wäre nicht zu erkennen gewesen, dass sie Deutschland bei der Handball-Weltmeisterschaft in Schweden vertreten hatten. Im Januar 2011 wurden sie auf peinliche Art Elfter. Diesmal feierte die DHB-Auswahl mit einem 28:20 (15:8) gegen Österreich eine Wiederauferstehung und qualifizierte sich vor dem abschließenden Heimspiel am Sonntag gegen Lettland (15.15 Uhr/ZDF) für die EM 2012.

In der mit 8000 Zuschauern ausverkauften Olympiahalle in Innsbruck kehrte gestern Abend bereits nach einer Viertelstunde Ruhe ein. Der Gastgeber, bis dato ungeschlagener Tabellenführer der Qualifikationsgruppe A, lag mit 3:9 zurück. Das einzige Feldtor hatte Viktor Szilagyi, im Alltag Angestellter des Bundesligisten SG Flensburg-Handewitt, erzielt. Konrad Wilczynski, aussortierter Außen der Berliner Füchse, hatte zweimal vom Siebenmeterpunkt getroffen. Mehr hatten die enttäuschenden Österreicher nicht zu bieten. Auch, weil die Deutschen überzeugend starteten.

11:3 führte das Team von Heiner Brand, als das Ergebnis des Gruppengegners Island durchsickerte. Das Team um den Kieler Aron Palmarsson hatte mit 29:25 gewonnen und auf dem Weg zur EM in Serbien (15. bis 29. Januar) die Punkte fünf und sechs eingesammelt. Spätestens jetzt war klar, dass die Deutschen nicht auf fremde Hilfe hoffen durften. Eine Niederlage, und Brand, seit mehr als 14 Jahren Bundestrainer, hätte da aufgehört, wo er 1997 angefangen hatte - im Nichts. Ein Sieg, und der Weg wäre frei gewesen, da die Konkurrenz um die beiden EM-Tickets, Österreich und Island, im letzten Gruppenspiel aufeinander trifft.

Und tatsächlich: Der Weltmeister des Jahres 2007 bewies, dass er bei dem Niedergang nicht alle Tugenden über Bord geworfen hatte. Vor allem Pascal Hens, der zuletzt im Nationaldress nur durch markige Sprüche aufgefallen war, bewies in der Anfangsphase die Qualitäten, die von einem Kapitän gefordert werden. Der Hamburger steuerte zur 12:6-Führung (22.) fünf Tore und einen Siebenmeter bei.

Offenbar war auch der Druck für die Gastgeber zu groß. Im Sommer kämpfen sich in der Heimat der Ski-Asse die Ballsportarten durch den Schnee ins Licht. Da die Fußballer vor wenigen Tagen einmal mehr gegen die Deutschen verloren hatten, ruhten die Hoffnungen umso stärker auf den Handballern. Zum dritten Mal in Folge war ein Heimspiel ausverkauft - das gab es noch nie. Gerade in Tirol, dem Nabel der österreichischen Sportseele, waren die Erwartungen riesig. Ein Sieg gegen den großen Nachbarn, und das Team von Magnus Andersson wäre vorzeitig qualifiziert gewesen.

Immer wieder rannten sich die Rot-Weißen in der hellwachen Deckung der Deutschen fest. Sie wirkten ratlos, planlos. Zur Pause hatten sie fünf Feldtore geworfen, eine unterirdische Quote. Erst als der Rückstand hoffnungslos schien, entspannten sie sich, holten Tor um Tor auf. Als sie auf 17:19 (46.) verkürzten, schien eine Wende möglich, doch ein starker Silvio Heinevetter, der 20 Bälle parierte, gab den wankenden Kollegen nun den nötigen Halt.

"In der Mannschaft ist jeder bereit, Verantwortung zu übernehmen", sagte Kiels Klein, der ein starkes Spiel ablieferte. "Wir waren uns bewusst, heute für Handball-Deutschland zu spielen und haben auch nicht den Kopf verloren, als es eng wurde." Auf die Frage, ob er mit einer solch souveränen Vorstellung gerechnet hatte, antwortete er mit dem neuen Selbstbewusstsein eines einst so hilflosen Teams: "Ja."

(Von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 09.06.2011)


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