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16.12.2011 EM 2012

ZEBRA: Serbien ist bereit

Aus dem offiziellen THW-Magazin "ZEBRA", von living sports:

Vom 15. bis 29. Januar 2012 findet die EM 2012 in Serbien statt.
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Nur noch wenige Wochen, dann rückt Serbien in den Fokus der Sport-Welt. Die Europameisterschaften vom 15. bis 29. Januar sollen dem Handball in der Balkan-Republik wieder auf die Füße helfen.
Es ist nicht mehr viel geblieben von den guten alten Handball-Zeiten in Serbien. Den Zeiten, als der Vielvölkerstaat noch Jugoslawien hieß, als noch nicht von Serben angezettelte Kriege das Land geteilt hatten. Zweimal Olympiagold 1972 und 1984, einmal Weltmeister 1986, dazu 1985 und 1986 der Europapokal der Landesmeister durch die Übermannschaft von Metaloplastika Sabac. Alles Schall und Rauch. Sabac spielt in der ohnehin schon schwachen serbischen Liga nur noch im Mittelfeld, den Titel machen die Belgrader Teams Partizan und Roter Stern unter sich aus. Nun soll die Europameisterschaft 2012 den "Rukometna Savez Serbia", den serbischen Handballverband, wieder ins Rampenlicht zurückführen - und damit dem Handballsport in Serbien wieder auf die Füße helfen. "Leider ist Sabac kein EM-Spielort. Aber auch dort bauen wir eine neue Halle und eine neue Mannschaft. Dort soll die Tradition wieder aufleben", hofft Serbiens Nationaltrainer Veselin Vukovic.

Es gab nicht wenige Stimmen, die den Serben bei der Ausrichtung der ersten Handball-Europameisterschaft im Erwachsenen-Bereich Probleme vorausgesagt hatten. Doch nicht zuletzt die begeisterten Reaktionen auf die Basketball-EM 2009 und auf das World-League-Finale der Volleyballer sorgten für Optimismus im Handball. "Ich habe größtes Vertrauen", gab EHF-Präsident Tor Lian direkt nach der Wahl bekannt. Serbien habe tolle Hallen, ein begeisterungsfähiges Publikum und mehrfach bewiesen, dass die Balkan-Republik sportliche Großveranstaltungen stemmen könne, schickte Lian Vorschusslorbeeren voraus. "Ich denke, das wird wieder eine gute EM."

Gespielt wird vom 15. bis 29. Januar 2012 in Belgrad, Novi Sad, Vrsac sowie Nis, der Geburtsstadt von Nikola Karabatic. Hilfe für den Handballverband gab es von der Regierung. "Die EM ist eine große Ehre, aber auch eine große Verpflichtung für uns. Wir Serben werden uns ganz Europa als gute Gastgeber präsentieren", sagte Sportministerin Snezana Samardzic Markovic. Der Staat zahlte unter anderem die neue Arena in Novi Sad sowie die Modernisierungen der anderen Hallen. "Wenn eine Regierung dahintersteht, macht dies vieles einfacher", weiß auch Tor Lian aus langjähriger Erfahrung.

Dabei hatten die Serben genau die gleichen Voraussetzungen zu erfüllen wie zuletzt die Österreicher, vor allem die Hallenkapazität ist ein entscheidender Standard für die Ausrichtung von Europameisterschaften: Hallen für Vorrundenspiele, die der Gastgeber spielt, müssen eine Kapazität von 5.000, die übrigen von 3.000 haben. In der Hauptrunde ist der Richtwert 5.000 (Gastgeber-Spielort 8.000), die Mindestkapazität für Finalrunden sind bei der Männer-EM 15.000 Plätze. Das geringste Problem hatten die Serben mit dem Finalrunden-Spielort: Seit 2007 beherbergt die Haupstadt Belgrad eine der größten Arenen Europas. Die "Arena Belgrad" fasst bei Handballspielen 19.982 Zuschauer und zeigte unter anderem beim "Eurovision Song Contest" ihre Massentauglichkeit. Die gigantische Arena gilt inzwischen als Wahrzeichen des "neuen" Belgrads. Die serbische Mannschaft um Momir Ilic wird ihre Vorrundenspiele derweil in der etwas kleineren "Pionir Arena" in der 1,7-Millionen-Einwohner-Metropole absolvieren, jener Halle, die der THW Kiel mit seinem Spiel bei Partizan Belgrad jüngst nach dem Umbau international eingeweiht hatte. In der 1973 erbauten Arena werden 8.150 heißblütige serbische Fans ihre Mannschaft in den Vorrundenspielen gegen Vize-Weltmeister Dänemark, Polen und die Slowakei nach vorn peitschen.

Thierry Omeyer und Daniel Narcisse werden mit der französischen Nationalmannschaft in der Vorrunde in Novi Sad, der Haupstadt der nördlichen Provinz Vojvodina, ihre Zelte aufschlagen. Rund 300.000 Menschen leben in der Stadt an der Donau, rund 8.000 Menschen fasst das "Sport Center Vojvodina", in dem die Franzosen auf Ungarn, Spanien und Russland treffen. Aron Palmarsson und seine Isländer werden hingegen im Nordosten der Balkan-Republik untergebracht: In Vrsac, rund 80 Kilometer von Belgrad und rund 14 Kilometer von der rumänischen Grenze entfernt, bestreitet der Kieler Mittelmann mit seiner Nationalmannschaft die Vorrunden-Partien gegen Kroatien, Norwegen und Slowenien. Die 38.000-Einwohner-Stadt gilt als Zentrum der serbischen Weinanbauregion und das Sportzentrum "Millennium" als einer der modernsten Arenen der Balkan-Republik. Rund 4.000 Zuschauer fasst die 2001 erbaute Halle, die ansonsten von den "Hemofarm"-Basketballern genutzt wird.

Eng wird es hingegen für deutsche Fans in Nis: Rund 4.000 Plätze fasst die "Cair-Arena", die für die EHF EURO 2012 umfassend renoviert und saniert wurde: Ein Medien-Bereich wurde neu geschaffen, die Kabinen wurden vergrößert, VIP-Areale gebaut und das komplette Umfeld der Halle neu gestaltet. Dort, wo Dominik Klein und Christian Sprenger gegen Kim Anderssons Schweden, gegen Filip Jicha und Daniel Kubes mit ihren Tschechen und Mazedonien spielen werden, haben sie nicht die Heimkulisse der vergangenen Jahre. "Wir hatten aus Deutschland weniger Kartenbestellungen, als wir es uns erhofft hatten", erklärte Mazlam Dzemailoski vom serbischen Handballverband. Dafür orderten die Mazedonier massenweise Tickets: Mehr als Hälfte der verfügbaren Karten gingen in das Nachbarland, es wird erwartet, dass tausende Mazedonier ohne Tickets nach Nis reisen werden. Für diese Fans baut die Stadt Großbildleinwände auf. "Wir sind auf einen riesigen Ansturm aus Mazedonien vorbereitet", lässt der Tourismusverein der 240.000-Einwohner-Stadt im Südosten Serbiens verlautbaren.

"Insgesamt sind wir mit dem Kartenvorverkauf für die EM sehr zufrieden", sagt Dzemailoski. Neben Nis seien vor allem Karten für die serbischen Spiele in Belgrad sowie Vrsac begehrt. "Das Finalwochenende in Belgrad wird voraussichtlich mit jeweils über 20.000 Fans ausverkauft sein." Viele Bestellungen aus Skandinavien seien eingegangen, heißt es vom serbischen Handballverband. Übrigens: In der Hauptrunde spielt die deutsche Mannschaft in der "Pionir-Halle" in der Hauptstadt. Und dann können sich Dominik Klein und Christian Sprenger spätestens davon überzeugen, dass Serbien handballverrückt und bereit für große Handball-Festspiele ist.

(aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "ZEBRA", von living sports)


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