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25.01.2013 WM 2013

Kieler Nachrichten: Ein Team mit Zukunft

Handball-WM soll kein Strohfeuer sein

Aus den Kieler Nachrichten vom 25.01.2013:

Vom 11. bis 27. Januar 2013 findet die WM 2013 in Spanien statt.
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Saragossa. Die deutsche Handball-Nationalmannschaft bewies auch am Tag nach dem Viertelfinal-Aus gegen Spanien (24:28) Charakter. Die umstrittenen Entscheidungen der kroatischen Schiedsrichter Matja Gubica und Boris Milosevic wollten sie nicht als Begründung dafür nutzen, dass sie ihr Hotel "Palafax" in Saragossa morgens um 6.13 Uhr verlassen mussten, um nach Hause zu fliegen.
Tenor: Sie seien von Tag zu Tag gewachsen, doch die Spanier wären eine Nummer zu groß gewesen. Noch. "Um sie zu besiegen, hätten wir mehr abliefern müssen", sagte Michael Haaß, der sich bei dieser WM endgültig zum Chef auf dem Feld aufschwang. Stark im Mittelblock mit Oliver Roggisch, mit viel Übersicht im Angriff - der Göppinger spielte ein herausragendes Turnier.

Zu den Gewinnern zählte auch Silvio Heinevetter, der sich früher nicht selten abfällig über seinen Kollegen Carsten Lichtlein geäußert und sich als launische Diva präsentiert hatte. In Spanien zeigte sich der extrovierte Berliner von einer anderen Seite, einer mannschaftsdienlichen. "Es wird eine Weile dauern, diese Enttäuschung zu verarbeiten", sagte Heinevetter. "Wir waren aber selbst schuld, weil wir zu viele Chancen ausgelassen haben." Tatsächlich lag die Erfolgsquote am Mittwochabend gegen die Spanier bei lediglich 47 Prozent. Auch die Arrivierten zeigten Nerven, Kiels Dominik Klein beispielsweise benötigte für seine vier Tore neun Versuche.

Der Weltverband hat für die Deutschen den fünften Platz errechnet, weil sie im Vergleich mit den anderen Ausgeschiedenen die beste Bilanz haben. So landete das Team von Martin Heuberger vor Frankreich, dem Olympiasieger, der gegen Kroatien (23:30) verlor. Die Zukunft, das wurde bei dieser WM deutlich, kann den Deutschen gehören, die mit ihrem beeindruckenden Mannschaftsgeist auch die Heimat begeisterten. Heuberger, der zwölf der 16 WM-Fahrer bereits als Junioren betreute, ist es gelungen, ein echtes Team zusammenzustellen. "Ich bin stolz auf die Jungs", sagte der 48-Jährige, der in Saragossa offen ließ, wie er mit etablierten Größen wie Lars Kaufmann, Holger Glandorf (beide Flensburg) und Uwe Gensheimer (RN Löwen) umgehen wird, die bei der WM fehlten. "Qualität ist wichtig, Mentalität aber auch."

An Glandorf, das wurde besonders im Viertelfinale deutlich, wird für Heuberger aber kein Weg vorbei führen. Es fehlte ein "Shotman", wie der Nationaltrainer es nennen würde, der eine Deckung knacken kann, die in den Himmel zu wachsen scheint. Wichtig für den Zusammenhalt ist, dass Oliver Roggisch nicht ausschloss, auch bei der WM 2015 in Katar noch dabei zu sein. "Ich bin stolz darauf, den Adler zu tragen", sagte der 34-Jährige, Kapitän und Kopf der aus sechs WM-Debütanten bestehenden Mannschaft. "Ich muss ihm ein Kompliment aussprechen", sagte Heuberger, der den 2,02-Meter-Hünen seit mehr als zwei Jahrzehnten kennt. Im Vorfeld des Turniers hatte er ihn, der auch als Palaver-Meister bekannt war, gebeten, seine Diskussionsrunden mit den Schiedsrichtern zu beenden. "Er hat das gut umgesetzt und ist nicht mehr auf so vielen Baustellen unterwegs." Nur sechs Zeitstrafen, aber vier Tore - selten sah die Turnierbilanz des Abwehrspezialisten so rosig aus. "Die Schiedsrichter müssen nicht mehr Zeitspiel pfeifen, wenn er einen Gegenstoß macht", sagte Heuberger über Roggisch. "Bei uns können alle 60 Minuten lang Gas geben, nur ich nicht", meinte Roggisch, obwohl er sich fit wie nie präsentierte.

Die Zukunft beginnt für die DHB-Auswahl bereits im April. Nach der überraschenden Heimniederlage gegen Montenegro steht die deutsche Nationalmannschaft in den beiden Qualifikationsspielen für die EM 2014 gegen Tschechien mit dem Kieler Superstar Filip Jicha bereits unter Druck. Dann wird sie beweisen können, dass ihr positiver WM-Auftritt kein Strohfeuer gewesen ist.

(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 25.01.2013)


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