Der lärmgewaltige Herr läßt mich an den Satz eines amerikanischen Schriftstellers denken. Ambrose Bierce schrieb, ein Nächster sei einer, den wir lieben sollen wie uns selbst und der sich alle erdenkliche Mühe gibt, uns von der Erfüllung diese Gebotes abzubringen. Und wer sitzt rechts - mhm, immer noch die Dame mit dem schwarz-weißen Schal, der sich als etwas merkwürdiges Utensil zu den gezupften Augenbrauen und dem blaßrosa Lippenstift ausnimmt. Aber viele sehen eben die Ostseehalle als ihr zweites Wohnzimmer an, sind ja so viele bekannte Gesichter da.

Und nun also - nach einer von den Gewerkschaften nicht zu verhindernden Aussperrung, geht es wieder los: die neue Handballsaison fängt an und die hat es wirklich in sich. Nicht nur weil neben der Meisterschaft, dem Pokal und der Champions-League auch die Olympiade und die Weltmeisterschaft sich hungrig auf die Kräfte der Spieler und die Geduld der Zuschauer werfen, nicht nur weil es neue Spieler zu bestaunen gibt und unser Noka 50 wird (Na was soll's, Opa ist er eh schon), sondern weil allein die Zahl der mitspielenden Vereine einen zusammenzucken läßt. 20 Klubs mit insgesamt 300 Spielern tummeln sich in der wohl besten Handball-Liga der Welt. Heißt das nun "Masse statt Klasse" und "Überfluß macht Überdruß" oder bedeutet "größer" schlicht auch "vielfältiger und lebendiger"?

Nun eines ist auf alle Fälle sicher, selbst Hildesheim, als letzter Verein dazu gekommen, ist alles andere als "Fallobst". Immerhin spielt da jetzt mit dem Russen Alexander Tutschkin ein handballerisches Schwergewicht. Nun, die Jungs aus Hildesheim müssen wissen, auf was sie sich da eingelassen haben und wie sagte schon der spanische Dichter Cervantes: "Wer Abenteuer sucht, findet nicht immer nur das Angenehme." Wollen wir also hoffen, daß es bei der Rückfahrt aus der Ostseehalle für die Ballspieler aus Niedersachsen heißt "Ach, wärst Du doch in Hildesheim geblieben".

Also eine neue Saison, 'mal sehen, was sie bringt. Wieviel Kampf und wieviel Kunst wir zu sehen bekommen. Meistens läßt sich das ja im Handball ganz gut verbinden, wehleidig wie einige Fußballer es sind (z.B. "Heulsuse" Möller, Schalke 04), habe ich eigentlich noch keinen Handballspieler gesehen. Da wird auch ein Zwicken einfach weggesteckt. Zwicken wir uns vor dieser Saison aber vor allem eine Frage: "Bleiben Max und Staffan? Es fällt schwer sich einen THW ohne seine beiden virtuosen blau-gelben Zebras vorzustellen. Aber ehrlich, 36 ist doch noch kein Alter, ihr alten Schweden. Wir würden euch gern noch einige Spielzeiten länger zusehen und deshalb drücken wir Uwe Schwenker natürlich auch die Daumen für Verhandlungen um eine Vertragsverlängerung. Wenn die gelingen würde, wäre das eigentlich der schönste Gewinn der kommenden Saison!