Sport1 hat ein ausführliches Interview mit THW-Manager
Uwe Schwenker geführt, dessen drei Teile
wir hier nun veröffentlichen.
Hier mit freundlicher Genehmigung das Interview:
Teil 1 |
Teil 2 |
Teil 3
München - Seit Jahren ist der THW Kiel das Vorzeigeteam des deutschen
Handballs. Die Zebras wurden sechs Mal in den vergangenen sieben Jahren
deutscher Meister, gewannen drei Mal den DHB-Pokal, holten sich 1998 den
EHF-Cup und erreichten in der vergangenen Serie das Finale der Champions
League.
Der Erfolg der Norddeutschen ist eng verbunden mit einem Namen:
Uwe Schwenker,
ehemaliger Nationalspieler und seit 1992 Manager des Turnvereins
Hassee Winterbek. Der 41-Jährige ist neben seiner Tätigkeit für den THW
Mitglied des Ligaausschusses. Er gilt als Vordenker, hat seine Vorstellungen
über die Entwicklungen beim THW, in der Bundesliga und im deutschen
Handball. Im Sport1-Gespräch stand
Schwenker Rede und Antwort.
Schwenker
erläutert sowohl seine Sichtweise zu Entwicklungen beim THW wie denen in der
Nationalmannschaft (Teil 2) und im deutschen Handball (Teil 3). Im ersten
Teil betrachtet der Manager seinen Klub. Er erklärt, warum Kiel der
Branchenkrösus ist und weshalb der THW kein Interesse daran hat,
Alleinunterhalter in der Bundesliga zu sein.
- Sport1:
-
Herr Schwenker,
der THW Kiel war in den 90-er Jahren das Maß der
Dinge im Handball. Nicht nur auf dem Parkett, auch wirtschaftlich hängt der
Klub den Rest der Liga ab. Warum wurde der Verein zum Branchenkrösus?
- Uwe Schwenker:
-
Nun, wir haben seit den 80-er Jahren eine ausverkaufte
Ostseehalle. In den letzten Jahren ist es uns zudem gelungen, unser engeres
Umfeld entsprechend aufzubauen. Wir haben es geschafft, eine ganze Region
hinter uns zu bekommen. Die Menschen identifizieren sich mit dem THW. Wir
haben nichts geschenkt bekommen. Aber wir haben in den entscheidenden
Positionen die richtigen Leute. Uns ist es gelungen, eine Vielzahl von
Sponsoren zu akquirieren, die in überschaubaren Rahmen uns unterstützen. Das
ist ein gutes Fundament.
- Sport1:
-
Das Geld ist da, die Sponsoren stehen
Schlange. Würden Sie den THW als den FC Bayern des Handballs
bezeichnen?
- Uwe Schwenker:
-
Den Vergleich höre ich seit Jahren. Es ist ein
Kompliment für den THW Kiel, weil sich die Bayern ihre Position über Jahre
durch sehr, sehr gute Arbeit geschaffen haben. Wir haben eben größere
finanzielle Möglichkeiten als andere Klubs, die wir uns erarbeitet haben -
wobei ich auch weiß, dass wir hier in Folge des Fehlens des Fußballs auf
Grund der Tradition die besseren Rahmenbedingungen haben.
- Sport1:
-
Haben Sie
Angst davor, dass der THW Alleinunterhalter wird in der
Bundesliga?
- Uwe Schwenker:
-
Da habe ich überhaupt keine Angst vor. Selbst wenn
man unsere Titelgewinne in den vergangenen Jahren sieht weiß man, dass es
uns sehr schwer gefallen ist. Ich denke, dass es immer Hierarchien geben
wird. Die gibt es auch in anderen Sportarten. Das sieht man am FC Bayern im
Fußball, an Berlin im Basketball. Der THW Kiel wird sicher in den nächsten
Jahren eine Mannschaft sein, die immer in der Spitze zu finden sein wird.
Aber es geht nicht so weit, dass wir Abonnementsmeister werden. Unser
größtes Interesse liegt darin, dass die Liga attraktiv bleibt, dass jeder
jeden schlagen kann. So bitter das für uns auch ist, wenn wir gegen
Großwallstadt und Wallau verlieren, ist das das beste Zeichen dafür. Auf
Grund unserer Möglichkeiten wird der THW aber immer eine Spitzenmannschaft
bleiben.
- Sport1:
- Man sagt, der THW muss sich um nichts kümmern, die Halle
ist ja eh' ausverkauft...
- Uwe Schwenker:
- Das sehe ich völlig anders. Jetzt
erweitern wir auf 10500 Zuschauer. Wir haben hier das Potenzial. Aber es ist
unser Interesse, dass die Liga attraktiv bleibt. Darum müssen wir uns auch
kümmern. Wir haben jetzt etwas zu verlieren, alle anderen können was
gewinnen.
- Sport1:
- Auf die Mannschaft kommt ein personeller Umbruch zu. Wie
stehen Sie der Aufgabe gegenüber?
- Uwe Schwenker:
-
Dieser Umbruch wird schon seit
Jahren vollzogen. Wir haben es immer wieder geschafft, ein, zwei Spieler
auszutauschen. Trotzdem identifizieren sich die Fans mit uns. Unser Anspruch
ist es, unser Niveau national und international zu halten. Ich denke, das
wird uns auch gelingen, auch wenn wir nicht Meister werden. Daneben wollen
wir das sympathische Gesicht der Mannschaft erhalten. Bislang haben wir ein
sehr sympathisches schwedisches Gesicht, wobei uns
Magnus Wislander und
Staffan Olsson
über kurz oder lang verlassen werden. Es wird sehr schwer,
diese Lücke zu schließen. Es reicht nicht, eine Mannschaft zu haben, die nur
Handball spielen kann. Die Fans müssen sich mit den Spielern
identifizieren.
- Sport1:
-
Befinden sich die "alten Schweden" Olsson und
Wislander schon auf
ihrer Abschiedstournee?
- Uwe Schwenker:
-
Nein. Es ist für
uns beschlossene Sache, dass beide auch in der Saison 2001/2002 beim THW
Kiel spielen. Beide haben hier jahrelang ihre Knochen hingehalten, haben
Leistung gebracht und bringen immer noch Leistung.
- Sport1:
-
Warum ist es so
schwer, deutsche Spieler zu verpflichten?
- Uwe Schwenker:
-
Wir haben uns in den
vergangenen Jahren immer um deutsche Spieler bemüht. Es gab Kontakte zu den
top-deutschen Spielern wie Jan Holpert, Volker Zerbe oder Christian
Schwarzer. Warum sie nicht kommen wollten, muss man sie selbst fragen. Sie
sind sicher in ihren Vereinen verwurzelt, scheuten aber auch das Risiko, zum
THW Kiel zu gehen.
- Sport1:
-
Der THW investiert viel Geld in die Jugendarbeit.
Wo bleiben die Talente?
- Uwe Schwenker:
-
Das ist ein großes Problem. Aus meiner
Sicht müsste man viel mehr Geld investieren. Da müssen wir uns an die eigene
Nase fassen. Es gab genügend Überlegungen, ein Sportgymnasium oder ein
Internat aufzubauen. Die sind verworfen worden. Ich weiß selbst nicht, wie
wir dies in den Griff bekommen können.
- Sport1:
-
Nun hatte der THW mit Nico Kibat,
Karsten Wöhler oder
Henning Siemens Talente. Warum haben die den
Sprung nicht geschafft?
- Uwe Schwenker:
-
Sie haben sicher die Fähigkeiten
mitgebracht, keine Frage. Aber letztlich haben sie sich dann doch nicht
durchgesetzt. Man darf nicht vergessen: Der THW zählt sich nicht nur
national, sondern auch international zu den Top-Adressen. Da ist es eine
große Herausforderung, hier zu spielen - und dieser Herausforderung kann und
sollte man sich stellen. Ich denke nur wenn man sich fordert, wächst man
auch. Aber den Sprung schafft längst nicht jeder.
- Sport1:
-
Wo liegen die
Perspektiven des THW?
- Uwe Schwenker:
- Wir wollen national wie international eine
führende Rolle einnehmen. Die neue Halle mit 10500 Zuschauern ist eine
Verpflichtung dem Publikum gegenüber. Eine Verpflichtung, weiterhin guten
Sport zu bieten. Eine Verpflichtung, uns für den Handball einzusetzen. Auf
uns kommt eine Menge Arbeit zu. Das weiß ich.
- Sport1:
-
Haben Sie Angst, dass
man mit dem Umbau der Halle Probleme bekommt?
- Uwe Schwenker:
-
Es ist sicher ein
sehr ehrgeiziges und minutiös geplantes Projekt. Die Eigentümer sind sich
sicher, dass sie es schaffen können. Von daher gehen wir davon aus, dass die
Halle zum Saisonstart 2001 steht. Ich kann mir aber vorstellen, dass es
schon die eine oder andere Verzögerung geben kann.
- Sport1:
-
Glauben Sie, dass
Sie auch dann alle Tickets als Dauerkarten verkaufen werden?
- Uwe Schwenker:
-
Es ist mir jetzt schon klar, dass wir auch in der Saison
2001/2002 ausverkauft sein werden.
Das Gespräch führte Michael Schwartz.
Kiel - Die Situation in der Handball-Bundesliga ist Thema des zweiten Teils
des Interviews mit Uwe Schwenker.
Der THW-Manager geht auf das
Nord-Süd-Gefälle ein, plädiert für die Hauptamtlichkeit in den Vereinen und
tritt für eine Verkleinerung der Liga ein.
- Sport1:
-
Der THW ist ein
florierendes Unternehmen. Andere Vereine in der Liga haben immer wieder
finanzielle Probleme. Fehlt es diesen Klubs an Professionalität im
Management?
- Uwe Schwenker:
-
In den letzten Jahren ist, denke ich, vieles
besser geworden. Die Vereine haben erkannt, dass man es nur mit
ehrenamtlichen Mitarbeitern nicht mehr schafft, den Etat zusammenzustellen
und sich den Sponsoren und der Region gegenüber zu präsentieren. Nur das ist
aus meiner Sicht oft zu langwierig gewesen. Der THW hat dieses Thema
konsequent vorangetrieben, ist da auch Vorreiter gewesen. Damit will ich
nicht gegen Ehrenamtlichkeit reden. Ich plädiere aber für die
Hauptamtlichkeit. Ohne hauptamtliche Kräfte geht es nicht mehr. Einige sind
da viel weiter, andere noch nicht so weit. Eine 20-iger Liga scheint mir
auch da zu groß zu sein.
- Sport1:
-
In dem Bereich Marketing gibt es doch ein
Riesenpotenzial für die Liga?
- Uwe Schwenker:
-
Es gibt sowieso ein riesiges
Potenzial für den Handball. Ich kann mir nicht vorstellen, dass, wenn es der
Basketball schafft, Großsponsoren zu akquirieren, es der Handball nicht auch
schaffen kann. Wir haben in der Vergangenheit nachgewiesen, dass wir
deutlich höhere Einschaltquoten schaffen können. Von daher bin ich mir
sicher, dass wir kurzfristig einiges bewegen werden und uns dort
positionieren, wo wir von unserem Selbstverständnis hingehören: Als Nummer
zwei hinter dem Fußball.
- Sport1:
-
Was muss konkret geschehen?
- Uwe Schwenker:
-
Erst
einmal muss es neue Strukturen geben im DHB, mit den Eckpfeilern Breiten-
und Leistungssport. Darüber ist schon Einigkeit hergestellt worden. Andere
Sportarten wie der Fußball haben uns das vorgemacht. Es macht momentan
keinen Sinn, dass der Spitzensport im Handball noch so auf den Breitensport
angewiesen ist. Der Spitzensport muss neu strukturiert werden, mit
einfacheren Mechanismen. Es geht um Kommunikation, Öffentlichkeitsarbeit,
Marketingstrategien, Rechte, Lizenzen, Spielbetrieb - das sind Schlagwörter.
An diesen Bereichen müssen wir arbeiten.
- Sport1:
-
Es herrscht ein enger
Kontakt zwischen den Spielern und dem Publikum. Ist das ein Vorteil des
Handballs?
- Uwe Schwenker:
-
Es ist sicherlich eine Stärke. Diese hohe
Identifikation ist enorm wichtig, auch wenn man professioneller arbeitet.
- Sport1:
-
Ein Wort zum Fall Gummersbach. Wie sehen Sie die Entwicklung
dort?
- Uwe Schwenker:
-
Die Entwicklung kommt für mich nicht überraschend. Das haben
wir schon voraussehen können, als wir dem VfL die Lizenz verweigert haben.
Ich möchte die Schlagzeilen um Gummersbach nicht mehr lesen. Deswegen werde
ich mich nur noch hinter verschlossenen Türen dazu äußern.
- Sport1:
-
Nun ist
das Medieninteresse am Handball im Norden hoch, im Süden ist es dagegen
fast gar nicht vorhanden...
- Uwe Schwenker:
-
Es wäre sicherlich von Vorteil, wenn
es nicht diese weißen Flecken auf der Karte geben würde. Wenn vielleicht in
Göppingen, im Raum Stuttgart wieder eine Mannschaft in der Bundesliga dabei
wäre, wenn aus Berlin ein Team dabei wäre. Das würde unserer Sportart
insgesamt eine breitere Akzeptanz geben und eine höhere Aufmerksamkeit
schaffen
- Sport1:
-
Der Basketball drängt in die Großstädte Hamburg, Frankfurt, Berlin.
Handball ist dagegen in der Region verwurzelt. Ist das ein Vorteil?
- Uwe Schwenker:
-
Ich weiß gar nicht, ob es so ist. Magdeburg, Frankfurt, Essen,
Kiel sind auch so kleine Städte nicht. Das ist ein Image, das uns auferlegt
worden ist. Ich weiß nicht, ob es ein Vor- oder ein Nachteil ist. Die Region
im ostwestfälischen und Magdeburg sind sicher attraktiv. Da hat man ein sehr
gutes Zuschauerpotenzial. Wir werden beobachten müssen, wie es weitergeht
mit dem Zuschauerinteresse und wir müssen daran arbeiten, dass es
entsprechende Strukturen gibt, damit die Liga attraktiv bleibt. Sie muss
möglicherweise kleiner werden.
- Sport1:
-
Man hat das Problem, das die Spieltage auseinandergerissen sind...
- Uwe Schwenker:
-
Das ist ein großes Problem.
Da gibt es gravierende Unterschiede, wie oft jeder gespielt hat. Einige
Mannschaften spielen aber in Hallen, die kommerziell betrieben werden.
Dadurch ist es sicherlich schwieriger, einen einheitlichen Spielplan zu
konzipieren. Deswegen wäre es sinnvoll, auch um ein besseres Bild in der
Öffentlichkeit zu bekommen, die Liga wieder zu verkleinern. In der nächsten
Serie spielen wir ja nur mit 18 Mannschaften, und dann muss man in aller
Ruhe darüber nachdenken, ob es nicht doch besser ist, nur mit 16 zu
spielen.
- Sport1:
-
Wie sehen Sie die Präsenz des Handballs in den Medien?
- Uwe Schwenker:
-
Wir wären vor allem lieber im Fernsehen öfter präsent. Wir
werden demnächst mit den Fernsehverantwortlichen reden müssen. Man muss
insgesamt sehen, wie man diese Sportart besser präsentieren kann. Da geht es
auch um feste Fernsehzeiten. Hier gibt es noch Nachholbedarf.
Das Gespräch führte Michael Schwartz
Kiel - "Der Anschluss zur Weltspitze ist getan. Wir gehören zu den sechs
Top-Nationen", sagt THW-Manager Uwe Schwenker
im Sport1-Interview über den
Leistungsstand der Nationalmannschaft.
Schwenker glaubt, dass das Potenzial
vorhanden ist, in den nächsten Jahren um Medaillen zu spielen. Er sieht
Heiner Brand als richtigen Bundestrainer an, fordert Jan Holpert und Volker
Zerbe zur Rückkehr in die Nationalmannschaft auf und erklärt, warum es für
Frank von Behren besser wäre, nach Kiel zu wechseln.
- Sport1:
-
Das
Aushängeschild des deutschen Handballs ist seine Nationalmannschaft. Sie
waren in Sydney vor Ort. Was haben Sie gedacht, als Stefan Kretzschmar
Sekunden vor Schluss im Viertelfinale gegen Spanien nur die Latte getroffen
hat und damit den Spaniern die Chance zum Sieg gab?
- Uwe Schwenker:
-
Ich habe
unsere Medaillenchancen nach der Niederlage gegen Ägypten im Vorrundenspiel
schwinden sehen und hatte gar nicht gedacht, dass sich die Mannschaft so
großartig gegen Spanien hält. Zum Schluss hatte die Mannschaft Pech. Da
haben drei, vier individuelle Fehler zur Niederlage geführt.
- Sport1:
-
Fehler,
die nicht passieren dürfen...
- Uwe Schwenker:
-
Da wird der kleine Unterschied auf
internationaler Ebene deutlich. Man schaue auf das Beispiel Frank von
Behren: Ein Spieler, der momentan in Minden spielt und mit dem Verein
ambitioniert ist, um die Europapokalplätze zu spielen. Er ist ein Spieler,
der absolut in der Lage ist, bei einem 20:20 für ihren Verein die
Verantwortung zu übernehmen ähnlich ist es für Markus Baur in Wetzlar. Doch
in der Bundesliga stehen beide nicht so unter Druck. Da können sie von Platz
sieben auf Platz sechs vorrücken oder auf acht zurückfallen. In letzter
Konsequenz fehlt da im Kopf der große Druck. Das ist in Flensburg, Lemgo,
Magdeburg oder Kiel anders. Da geht es schon mal um die Qualifikation für
den Europapokal. Das spielt sich auch im Kopf ab. Das ist ein ganz anderer
Druck. Ich bin der Meinung, dass die deutschen Nationalspieler nicht genug
in den Spitzenmannschaften vertreten sind. Ein Frank von Behren würde in
Kiel ganz anders gefordert, weil die Erwartungshaltung viel größer ist.
Nicht umsonst haben wir in der Vergangenheit in vielen, vielen Spielen das
bessere Ende für uns gehabt, weil die Schweden in den entscheidenden Phasen
die Verantwortung übernommen haben auch in der schwedischen
Nationalmannschaft. Ich meine, dass zu viele Nationalspieler in Teams
spielen, die nicht um Titel mitspielen. Und das zeigt sich dann in den
großen Turnieren.
- Sport1:
-
Welchen Eindruck hat die DHB-Auswahl in Sydney
hinterlassen?
- Uwe Schwenker:
-
Einen sehr guten. Nicht nur auf dem Feld, sondern
auch außerhalb ist sie sehr geschlossen aufgetreten.
- Sport1:
-
Wo steht der
deutsche Handball international?
- Uwe Schwenker:
-
Der Anschluss zur Weltspitze ist
getan. Wir gehören zu den sechs Top-Nationen. Man hat jetzt eine Mannschaft
zusammen, die durchaus mit dem Stamm bis 2004 spielen könnte. Auch ein
Volker Zerbe mit seinen 31 Jahren kann bis 2004 spielen, wenn die Schweden
mit Olsson und Wislander zwei 36-Jährige dabei haben. Die Schweden und
Russen stehen nun viel mehr unter Druck. Dahinter rückt momentan keine
Mannschaft nach. Es wäre für mich ein Muss, diese deutsche Mannschaft im
Stamm zusammenzuhalten.
- Sport1:
-
Aber einem Volker Zerbe und einem Jan Holpert
wurde die Belastung zu groß...
- Uwe Schwenker:
-
Da muss man grundsätzlich einmal
über die Philosophie nachdenken. Die Schweden haben es vorgemacht. Die haben
den Stamm zusammengehabt und zwischen den großen Events immer wieder
Talenten die Chance gegeben, näher heran zu kommen. So haben sie es immer
wieder geschafft, den einen oder anderen Spieler in ihre Stammformation
hereinzubringen und Spieler wie Wislander und Olsson geschont. Die haben
oftmals gar nicht die Vorbereitung auf ein großes Ereignis mitgemacht,
sondern sind in Urlaub gefahren. Das muss man auch in Deutschland überlegen.
Dazu gehört auch die Presse. Es kann nicht sein, dass man ein
Vier-Länder-Turnier in Dänemark so hoch ansiedelt. Das spielt für mich
überhaupt keine Rolle, ob man Erster oder Vierter wird. Man muss Spieler
testen. Das machen uns andere Nationen immer wieder vor.Ich sehe eine
deutsche Mannschaft, die um Titel mitspielen kann. Umso mehr bin ich
enttäuscht, dass Spieler wie Zerbe oder Holpert aufhören.
- Sport1:
-
Auch Klaus-Dieter Petersen wollte aufhören...
- Uwe Schwenker:
-
Das hätte ich gar nicht
in die Öffentlichkeit gebracht. Es war völlig deplaziert.
- Sport1:
-
Heiner Brand möchte mehr Zeit für die Nationalmannschaft bekommen...
- Uwe Schwenker:
-
Man
darf nicht vergessen, dass die Bundesligisten die Spieler bezahlen. Wo gibt
es das in der Wirtschaft, dass Arbeitnehmer so lange abgestellt werden. Es
ist ein Problem, das sicherlich auch mit dem internationalen Spielplan
zusammenhängt. Die Bundesliga ist schon bereit, Heiner Brand da entgegen zu
kommen.
- Sport1:
-
Ist Heiner Brand für Sie der richtige Bundestrainer?
- Uwe Schwenker:
-
Ja. Er ist ein allgemein anerkannter Fachmann und
er hat auch die Lobby in den Medien. Ich würde mir nur wünschen, dass er in
seinem engeren Umfeld etwas mehr Kompetenz hat. Dafür bedarf es noch dem
einen oder anderen, der ihm dort zuarbeitet. Da sehe ich Nachholbedarf.
Das Gespräch führte Michael Schwartz