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26./27./30.12.2000 - Letzte Aktualisierung: 30.12.2000 Medien

Sport1-Interview mit Schwenker: Teil 3 online

Update #2

Stand Sport1 Rede und Antwort: Uwe Schwenker.
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Sport1 hat ein ausführliches Interview mit THW-Manager Uwe Schwenker geführt, dessen drei Teile wir hier nun veröffentlichen.
Hier mit freundlicher Genehmigung das Interview:

Teil 1 | Teil 2 | Teil 3

Teil 1:

München - Seit Jahren ist der THW Kiel das Vorzeigeteam des deutschen Handballs. Die Zebras wurden sechs Mal in den vergangenen sieben Jahren deutscher Meister, gewannen drei Mal den DHB-Pokal, holten sich 1998 den EHF-Cup und erreichten in der vergangenen Serie das Finale der Champions League.

Der Erfolg der Norddeutschen ist eng verbunden mit einem Namen: Uwe Schwenker, ehemaliger Nationalspieler und seit 1992 Manager des Turnvereins Hassee Winterbek. Der 41-Jährige ist neben seiner Tätigkeit für den THW Mitglied des Ligaausschusses. Er gilt als Vordenker, hat seine Vorstellungen über die Entwicklungen beim THW, in der Bundesliga und im deutschen Handball. Im Sport1-Gespräch stand Schwenker Rede und Antwort.

Schwenker erläutert sowohl seine Sichtweise zu Entwicklungen beim THW wie denen in der Nationalmannschaft (Teil 2) und im deutschen Handball (Teil 3). Im ersten Teil betrachtet der Manager seinen Klub. Er erklärt, warum Kiel der Branchenkrösus ist und weshalb der THW kein Interesse daran hat, Alleinunterhalter in der Bundesliga zu sein.

Sport1:
Herr Schwenker, der THW Kiel war in den 90-er Jahren das Maß der Dinge im Handball. Nicht nur auf dem Parkett, auch wirtschaftlich hängt der Klub den Rest der Liga ab. Warum wurde der Verein zum Branchenkrösus?
Uwe Schwenker:
Nun, wir haben seit den 80-er Jahren eine ausverkaufte Ostseehalle. In den letzten Jahren ist es uns zudem gelungen, unser engeres Umfeld entsprechend aufzubauen. Wir haben es geschafft, eine ganze Region hinter uns zu bekommen. Die Menschen identifizieren sich mit dem THW. Wir haben nichts geschenkt bekommen. Aber wir haben in den entscheidenden Positionen die richtigen Leute. Uns ist es gelungen, eine Vielzahl von Sponsoren zu akquirieren, die in überschaubaren Rahmen uns unterstützen. Das ist ein gutes Fundament.
Sport1:
Das Geld ist da, die Sponsoren stehen Schlange. Würden Sie den THW als den FC Bayern des Handballs bezeichnen?
Uwe Schwenker:
Den Vergleich höre ich seit Jahren. Es ist ein Kompliment für den THW Kiel, weil sich die Bayern ihre Position über Jahre durch sehr, sehr gute Arbeit geschaffen haben. Wir haben eben größere finanzielle Möglichkeiten als andere Klubs, die wir uns erarbeitet haben - wobei ich auch weiß, dass wir hier in Folge des Fehlens des Fußballs auf Grund der Tradition die besseren Rahmenbedingungen haben.
Sport1:
Haben Sie Angst davor, dass der THW Alleinunterhalter wird in der Bundesliga?
Uwe Schwenker:
Da habe ich überhaupt keine Angst vor. Selbst wenn man unsere Titelgewinne in den vergangenen Jahren sieht weiß man, dass es uns sehr schwer gefallen ist. Ich denke, dass es immer Hierarchien geben wird. Die gibt es auch in anderen Sportarten. Das sieht man am FC Bayern im Fußball, an Berlin im Basketball. Der THW Kiel wird sicher in den nächsten Jahren eine Mannschaft sein, die immer in der Spitze zu finden sein wird. Aber es geht nicht so weit, dass wir Abonnementsmeister werden. Unser größtes Interesse liegt darin, dass die Liga attraktiv bleibt, dass jeder jeden schlagen kann. So bitter das für uns auch ist, wenn wir gegen Großwallstadt und Wallau verlieren, ist das das beste Zeichen dafür. Auf Grund unserer Möglichkeiten wird der THW aber immer eine Spitzenmannschaft bleiben.
Sport1:
Man sagt, der THW muss sich um nichts kümmern, die Halle ist ja eh' ausverkauft...
Uwe Schwenker:
Das sehe ich völlig anders. Jetzt erweitern wir auf 10500 Zuschauer. Wir haben hier das Potenzial. Aber es ist unser Interesse, dass die Liga attraktiv bleibt. Darum müssen wir uns auch kümmern. Wir haben jetzt etwas zu verlieren, alle anderen können was gewinnen.
Sport1:
Auf die Mannschaft kommt ein personeller Umbruch zu. Wie stehen Sie der Aufgabe gegenüber?
Uwe Schwenker:
Dieser Umbruch wird schon seit Jahren vollzogen. Wir haben es immer wieder geschafft, ein, zwei Spieler auszutauschen. Trotzdem identifizieren sich die Fans mit uns. Unser Anspruch ist es, unser Niveau national und international zu halten. Ich denke, das wird uns auch gelingen, auch wenn wir nicht Meister werden. Daneben wollen wir das sympathische Gesicht der Mannschaft erhalten. Bislang haben wir ein sehr sympathisches schwedisches Gesicht, wobei uns Magnus Wislander und Staffan Olsson über kurz oder lang verlassen werden. Es wird sehr schwer, diese Lücke zu schließen. Es reicht nicht, eine Mannschaft zu haben, die nur Handball spielen kann. Die Fans müssen sich mit den Spielern identifizieren.
Sport1:
Befinden sich die "alten Schweden" Olsson und Wislander schon auf ihrer Abschiedstournee?
Uwe Schwenker:
Nein. Es ist für uns beschlossene Sache, dass beide auch in der Saison 2001/2002 beim THW Kiel spielen. Beide haben hier jahrelang ihre Knochen hingehalten, haben Leistung gebracht und bringen immer noch Leistung.
Sport1:
Warum ist es so schwer, deutsche Spieler zu verpflichten?
Uwe Schwenker:
Wir haben uns in den vergangenen Jahren immer um deutsche Spieler bemüht. Es gab Kontakte zu den top-deutschen Spielern wie Jan Holpert, Volker Zerbe oder Christian Schwarzer. Warum sie nicht kommen wollten, muss man sie selbst fragen. Sie sind sicher in ihren Vereinen verwurzelt, scheuten aber auch das Risiko, zum THW Kiel zu gehen.
Sport1:
Der THW investiert viel Geld in die Jugendarbeit. Wo bleiben die Talente?
Uwe Schwenker:
Das ist ein großes Problem. Aus meiner Sicht müsste man viel mehr Geld investieren. Da müssen wir uns an die eigene Nase fassen. Es gab genügend Überlegungen, ein Sportgymnasium oder ein Internat aufzubauen. Die sind verworfen worden. Ich weiß selbst nicht, wie wir dies in den Griff bekommen können.
Sport1:
Nun hatte der THW mit Nico Kibat, Karsten Wöhler oder Henning Siemens Talente. Warum haben die den Sprung nicht geschafft?
Uwe Schwenker:
Sie haben sicher die Fähigkeiten mitgebracht, keine Frage. Aber letztlich haben sie sich dann doch nicht durchgesetzt. Man darf nicht vergessen: Der THW zählt sich nicht nur national, sondern auch international zu den Top-Adressen. Da ist es eine große Herausforderung, hier zu spielen - und dieser Herausforderung kann und sollte man sich stellen. Ich denke nur wenn man sich fordert, wächst man auch. Aber den Sprung schafft längst nicht jeder.
Sport1:
Wo liegen die Perspektiven des THW?
Uwe Schwenker:
Wir wollen national wie international eine führende Rolle einnehmen. Die neue Halle mit 10500 Zuschauern ist eine Verpflichtung dem Publikum gegenüber. Eine Verpflichtung, weiterhin guten Sport zu bieten. Eine Verpflichtung, uns für den Handball einzusetzen. Auf uns kommt eine Menge Arbeit zu. Das weiß ich.
Sport1:
Haben Sie Angst, dass man mit dem Umbau der Halle Probleme bekommt?
Uwe Schwenker:
Es ist sicher ein sehr ehrgeiziges und minutiös geplantes Projekt. Die Eigentümer sind sich sicher, dass sie es schaffen können. Von daher gehen wir davon aus, dass die Halle zum Saisonstart 2001 steht. Ich kann mir aber vorstellen, dass es schon die eine oder andere Verzögerung geben kann.
Sport1:
Glauben Sie, dass Sie auch dann alle Tickets als Dauerkarten verkaufen werden?
Uwe Schwenker:
Es ist mir jetzt schon klar, dass wir auch in der Saison 2001/2002 ausverkauft sein werden.
Das Gespräch führte Michael Schwartz.

Teil 2:

Kiel - Die Situation in der Handball-Bundesliga ist Thema des zweiten Teils des Interviews mit Uwe Schwenker. Der THW-Manager geht auf das Nord-Süd-Gefälle ein, plädiert für die Hauptamtlichkeit in den Vereinen und tritt für eine Verkleinerung der Liga ein.

Sport1:
Der THW ist ein florierendes Unternehmen. Andere Vereine in der Liga haben immer wieder finanzielle Probleme. Fehlt es diesen Klubs an Professionalität im Management?
Uwe Schwenker:
In den letzten Jahren ist, denke ich, vieles besser geworden. Die Vereine haben erkannt, dass man es nur mit ehrenamtlichen Mitarbeitern nicht mehr schafft, den Etat zusammenzustellen und sich den Sponsoren und der Region gegenüber zu präsentieren. Nur das ist aus meiner Sicht oft zu langwierig gewesen. Der THW hat dieses Thema konsequent vorangetrieben, ist da auch Vorreiter gewesen. Damit will ich nicht gegen Ehrenamtlichkeit reden. Ich plädiere aber für die Hauptamtlichkeit. Ohne hauptamtliche Kräfte geht es nicht mehr. Einige sind da viel weiter, andere noch nicht so weit. Eine 20-iger Liga scheint mir auch da zu groß zu sein.
Sport1:
In dem Bereich Marketing gibt es doch ein Riesenpotenzial für die Liga?
Uwe Schwenker:
Es gibt sowieso ein riesiges Potenzial für den Handball. Ich kann mir nicht vorstellen, dass, wenn es der Basketball schafft, Großsponsoren zu akquirieren, es der Handball nicht auch schaffen kann. Wir haben in der Vergangenheit nachgewiesen, dass wir deutlich höhere Einschaltquoten schaffen können. Von daher bin ich mir sicher, dass wir kurzfristig einiges bewegen werden und uns dort positionieren, wo wir von unserem Selbstverständnis hingehören: Als Nummer zwei hinter dem Fußball.
Sport1:
Was muss konkret geschehen?
Uwe Schwenker:
Erst einmal muss es neue Strukturen geben im DHB, mit den Eckpfeilern Breiten- und Leistungssport. Darüber ist schon Einigkeit hergestellt worden. Andere Sportarten wie der Fußball haben uns das vorgemacht. Es macht momentan keinen Sinn, dass der Spitzensport im Handball noch so auf den Breitensport angewiesen ist. Der Spitzensport muss neu strukturiert werden, mit einfacheren Mechanismen. Es geht um Kommunikation, Öffentlichkeitsarbeit, Marketingstrategien, Rechte, Lizenzen, Spielbetrieb - das sind Schlagwörter. An diesen Bereichen müssen wir arbeiten.
Sport1:
Es herrscht ein enger Kontakt zwischen den Spielern und dem Publikum. Ist das ein Vorteil des Handballs?
Uwe Schwenker:
Es ist sicherlich eine Stärke. Diese hohe Identifikation ist enorm wichtig, auch wenn man professioneller arbeitet.
Sport1:
Ein Wort zum Fall Gummersbach. Wie sehen Sie die Entwicklung dort?
Uwe Schwenker:
Die Entwicklung kommt für mich nicht überraschend. Das haben wir schon voraussehen können, als wir dem VfL die Lizenz verweigert haben. Ich möchte die Schlagzeilen um Gummersbach nicht mehr lesen. Deswegen werde ich mich nur noch hinter verschlossenen Türen dazu äußern.
Sport1:
Nun ist das Medieninteresse am Handball im Norden hoch, im Süden ist es dagegen fast gar nicht vorhanden...
Uwe Schwenker:
Es wäre sicherlich von Vorteil, wenn es nicht diese weißen Flecken auf der Karte geben würde. Wenn vielleicht in Göppingen, im Raum Stuttgart wieder eine Mannschaft in der Bundesliga dabei wäre, wenn aus Berlin ein Team dabei wäre. Das würde unserer Sportart insgesamt eine breitere Akzeptanz geben und eine höhere Aufmerksamkeit schaffen
Sport1:
Der Basketball drängt in die Großstädte Hamburg, Frankfurt, Berlin. Handball ist dagegen in der Region verwurzelt. Ist das ein Vorteil?
Uwe Schwenker:
Ich weiß gar nicht, ob es so ist. Magdeburg, Frankfurt, Essen, Kiel sind auch so kleine Städte nicht. Das ist ein Image, das uns auferlegt worden ist. Ich weiß nicht, ob es ein Vor- oder ein Nachteil ist. Die Region im ostwestfälischen und Magdeburg sind sicher attraktiv. Da hat man ein sehr gutes Zuschauerpotenzial. Wir werden beobachten müssen, wie es weitergeht mit dem Zuschauerinteresse und wir müssen daran arbeiten, dass es entsprechende Strukturen gibt, damit die Liga attraktiv bleibt. Sie muss möglicherweise kleiner werden.
Sport1:
Man hat das Problem, das die Spieltage auseinandergerissen sind...
Uwe Schwenker:
Das ist ein großes Problem. Da gibt es gravierende Unterschiede, wie oft jeder gespielt hat. Einige Mannschaften spielen aber in Hallen, die kommerziell betrieben werden. Dadurch ist es sicherlich schwieriger, einen einheitlichen Spielplan zu konzipieren. Deswegen wäre es sinnvoll, auch um ein besseres Bild in der Öffentlichkeit zu bekommen, die Liga wieder zu verkleinern. In der nächsten Serie spielen wir ja nur mit 18 Mannschaften, und dann muss man in aller Ruhe darüber nachdenken, ob es nicht doch besser ist, nur mit 16 zu spielen.
Sport1:
Wie sehen Sie die Präsenz des Handballs in den Medien?
Uwe Schwenker:
Wir wären vor allem lieber im Fernsehen öfter präsent. Wir werden demnächst mit den Fernsehverantwortlichen reden müssen. Man muss insgesamt sehen, wie man diese Sportart besser präsentieren kann. Da geht es auch um feste Fernsehzeiten. Hier gibt es noch Nachholbedarf.
Das Gespräch führte Michael Schwartz

Teil 3:

Kiel - "Der Anschluss zur Weltspitze ist getan. Wir gehören zu den sechs Top-Nationen", sagt THW-Manager Uwe Schwenker im Sport1-Interview über den Leistungsstand der Nationalmannschaft.

Schwenker glaubt, dass das Potenzial vorhanden ist, in den nächsten Jahren um Medaillen zu spielen. Er sieht Heiner Brand als richtigen Bundestrainer an, fordert Jan Holpert und Volker Zerbe zur Rückkehr in die Nationalmannschaft auf und erklärt, warum es für Frank von Behren besser wäre, nach Kiel zu wechseln.

Sport1:
Das Aushängeschild des deutschen Handballs ist seine Nationalmannschaft. Sie waren in Sydney vor Ort. Was haben Sie gedacht, als Stefan Kretzschmar Sekunden vor Schluss im Viertelfinale gegen Spanien nur die Latte getroffen hat und damit den Spaniern die Chance zum Sieg gab?
Uwe Schwenker:
Ich habe unsere Medaillenchancen nach der Niederlage gegen Ägypten im Vorrundenspiel schwinden sehen und hatte gar nicht gedacht, dass sich die Mannschaft so großartig gegen Spanien hält. Zum Schluss hatte die Mannschaft Pech. Da haben drei, vier individuelle Fehler zur Niederlage geführt.
Sport1:
Fehler, die nicht passieren dürfen...
Uwe Schwenker:
Da wird der kleine Unterschied auf internationaler Ebene deutlich. Man schaue auf das Beispiel Frank von Behren: Ein Spieler, der momentan in Minden spielt und mit dem Verein ambitioniert ist, um die Europapokalplätze zu spielen. Er ist ein Spieler, der absolut in der Lage ist, bei einem 20:20 für ihren Verein die Verantwortung zu übernehmen ähnlich ist es für Markus Baur in Wetzlar. Doch in der Bundesliga stehen beide nicht so unter Druck. Da können sie von Platz sieben auf Platz sechs vorrücken oder auf acht zurückfallen. In letzter Konsequenz fehlt da im Kopf der große Druck. Das ist in Flensburg, Lemgo, Magdeburg oder Kiel anders. Da geht es schon mal um die Qualifikation für den Europapokal. Das spielt sich auch im Kopf ab. Das ist ein ganz anderer Druck. Ich bin der Meinung, dass die deutschen Nationalspieler nicht genug in den Spitzenmannschaften vertreten sind. Ein Frank von Behren würde in Kiel ganz anders gefordert, weil die Erwartungshaltung viel größer ist. Nicht umsonst haben wir in der Vergangenheit in vielen, vielen Spielen das bessere Ende für uns gehabt, weil die Schweden in den entscheidenden Phasen die Verantwortung übernommen haben auch in der schwedischen Nationalmannschaft. Ich meine, dass zu viele Nationalspieler in Teams spielen, die nicht um Titel mitspielen. Und das zeigt sich dann in den großen Turnieren.
Sport1:
Welchen Eindruck hat die DHB-Auswahl in Sydney hinterlassen?
Uwe Schwenker:
Einen sehr guten. Nicht nur auf dem Feld, sondern auch außerhalb ist sie sehr geschlossen aufgetreten.
Sport1:
Wo steht der deutsche Handball international?
Uwe Schwenker:
Der Anschluss zur Weltspitze ist getan. Wir gehören zu den sechs Top-Nationen. Man hat jetzt eine Mannschaft zusammen, die durchaus mit dem Stamm bis 2004 spielen könnte. Auch ein Volker Zerbe mit seinen 31 Jahren kann bis 2004 spielen, wenn die Schweden mit Olsson und Wislander zwei 36-Jährige dabei haben. Die Schweden und Russen stehen nun viel mehr unter Druck. Dahinter rückt momentan keine Mannschaft nach. Es wäre für mich ein Muss, diese deutsche Mannschaft im Stamm zusammenzuhalten.
Sport1:
Aber einem Volker Zerbe und einem Jan Holpert wurde die Belastung zu groß...
Uwe Schwenker:
Da muss man grundsätzlich einmal über die Philosophie nachdenken. Die Schweden haben es vorgemacht. Die haben den Stamm zusammengehabt und zwischen den großen Events immer wieder Talenten die Chance gegeben, näher heran zu kommen. So haben sie es immer wieder geschafft, den einen oder anderen Spieler in ihre Stammformation hereinzubringen und Spieler wie Wislander und Olsson geschont. Die haben oftmals gar nicht die Vorbereitung auf ein großes Ereignis mitgemacht, sondern sind in Urlaub gefahren. Das muss man auch in Deutschland überlegen. Dazu gehört auch die Presse. Es kann nicht sein, dass man ein Vier-Länder-Turnier in Dänemark so hoch ansiedelt. Das spielt für mich überhaupt keine Rolle, ob man Erster oder Vierter wird. Man muss Spieler testen. Das machen uns andere Nationen immer wieder vor.Ich sehe eine deutsche Mannschaft, die um Titel mitspielen kann. Umso mehr bin ich enttäuscht, dass Spieler wie Zerbe oder Holpert aufhören.
Sport1:
Auch Klaus-Dieter Petersen wollte aufhören...
Uwe Schwenker:
Das hätte ich gar nicht in die Öffentlichkeit gebracht. Es war völlig deplaziert.
Sport1:
Heiner Brand möchte mehr Zeit für die Nationalmannschaft bekommen...
Uwe Schwenker:
Man darf nicht vergessen, dass die Bundesligisten die Spieler bezahlen. Wo gibt es das in der Wirtschaft, dass Arbeitnehmer so lange abgestellt werden. Es ist ein Problem, das sicherlich auch mit dem internationalen Spielplan zusammenhängt. Die Bundesliga ist schon bereit, Heiner Brand da entgegen zu kommen.
Sport1:
Ist Heiner Brand für Sie der richtige Bundestrainer?
Uwe Schwenker:
Ja. Er ist ein allgemein anerkannter Fachmann und er hat auch die Lobby in den Medien. Ich würde mir nur wünschen, dass er in seinem engeren Umfeld etwas mehr Kompetenz hat. Dafür bedarf es noch dem einen oder anderen, der ihm dort zuarbeitet. Da sehe ich Nachholbedarf.
Das Gespräch führte Michael Schwartz


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