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17.10.2001 Karlchens Einwurf

Karlchen: Von Alter und Weisheit

Von Alter und Weisheit und den Auswirkungen auf die Abschlusstabelle in der Handball-Bundesliga

Vergeßt mir die Alten nicht, mahnt stets unser Chef auf der Redaktionskonferenz und meint damit die regen Senioren, die mit fortschreitendem Alter immer agiler werden. Und wer würde nicht gern hinter das Geheimnis drängelnder Greise an Supermarktkassen kommen, die anscheinend nie Zeit haben.
Und da Altern bis heute die einzige Möglichkeit ist, alt zu werden, tun dies auch die Sportler. Nun, sind die meisten Handballer ja der Meinung, altern sei nur eine schlechte Gewohnheit, die sich ein beschäftigter Mensch gar nicht leisten kann (Andre Maurois). Trotzdem schafft die Zeit es mit den Jahren Furchen und Gräben in die Antlitze, silbern schimmernde Strähnen ins lichter werdende Haupthaar zu zaubern. Tja, das Alter fällt uns halt mühelos in den Schoß. In der Süddeutschen Zeitung las ich gerade einen Artikel darüber, daß die smarten, dreisten, verkniffenen Jungen einem nicht unbedingt Anlaß zur Freude geben, die Alten aber seien oft Trost in trostlosen Tagen. Der Artikel endete mit den Worten: eine der einfachsten Wahrheiten sei, bitte sehr, diese: "Die Alten sind noch immer die Besten. Tatsache." Die Renaissance der Alten hält auch im Sport an, nach dem dummdreisten Spiel der Fußballer gegen Finnland ruft es allerorten nach den tretenden Veteranen einer besseren Zeit. Massen und Medien fordern, daß Kohler, Kirsten und Co. wieder den Adler tragen sollen.

Tatsache ist auch, daß von den vier Handball-Spitzenmannschaften in der Bundesliga (Kiel, Lemgo, Magdeburg, Flensburg), der THW die Mannschaft mit dem erfahrensten Kader hat. So traben die Zebras bereits seit 468 Jahren um das Erdenrund, im Durchschnitt also seit 29 Jahren, jünger ist Magdeburg, wo der Durchschnitt bei kaum 26 liegt. Dazwischen tummeln sich Lemgo mit 27 und Flensburg mit 28 Jahren. Blickt man nun auf die Stamm-Sieben, erhöht sich das Durchschnittsalter noch einmal: da sind die Kieler dann 31, die Jungs aus Lemgo fast 30, Flensburg 28 und Magdeburg plötzlich satte 29 Jahre alt.

Auch bei dem Trainer versucht Kiel in den oberen Altersrängen mitzuspielen, schafft es aber nur auf Platz drei mit ihrem Modell Noka. Älter sind da um fünf Monate Nicola Beslac von Hameln und Nordhorns Trainer Kent-Harry Andersson ist sogar ein ganzes Jahr älter, also 52.

Und wenn man sich in Kiel Max und Staffan so anschaut, hat man eh das Gefühl, die würden auf dem Parkett stets ihre zweite Kindheit feiern - fern eines HSB, eines Handball-Senioren-Biotops. Immer noch werden die anderen von ihnen genarrt und "vernascht". Mit konzentrierter Geduld, mit Ausdauer, stoßen sie immer noch erfolgreich in die Flanke der meist jüngeren Abwehr und erzielen ihre Tore. Außerdem, alt ist man nur, wenn man aufhört Dummheiten zu machen - herrliche Jugend, die unsere beiden blau-gelben Zebras mit einem Augenzwinkern tragen.

Also ordnen wir die Abschlußtabelle nach Alter. Vizemeister wird natürlich Flensburg (28 J.), die haben ja ein Abonnement darauf, Dritter dann Lemgo (27 J.), Magdeburg (26 J.) Vierter. Meister wird Kiel, wo die Zebras auch schon mal "alte Hasen" sind.


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