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07.12.2001 Medien / Nationalmannschaft

Handball-Magazin: Pitti, die DHB-Institution

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In der Dezember-Ausgabe des Handball-Magazins fand sich ein ausführliches Interview mit THW-Nationalspieler Klaus-Dieter Petersen. Hier nun der Artikel mit freundlicher Genehmigung des Handball-Magazins.
Seit Jahren gehört er so selbstverständlich zu einem Länderspiel der deutschen Männer wie der Ball oder die Tore. Klaus-Dieter Petersen, den alle nur "Pitti" nennen, ist in der DHB-Auswahl eine Institution - und als zentrale Figur in der Abwehr unverzichtbar. International trat der Kreisläufer zum ersten Mal am 21. November 1989 gegen die DDR auf. "Ich sehe mich als zweikampfstarken Abwehrspieler, der sich hart, aber fair für die Mannschaft einsetzt", sagt der 33-Jährige über sich. Häufiger als Petersen (mehr als 270 Einsätze) spielten bisher nur Frank Michael Wahl und Wieland Schmidt für Deutschland - in einer reinen DHB-Wertung wäre der Kieler sogar Rekordnationalspieler.
Handball-Magazin:
Herr Petersen, wie hoch dürfen Sie den Erfolg gegen Olympiasieger Rußland einschätzen?
Klaus-Dieter Petersen:
Aus der Mannschaft von Sydney war doch nur noch Torwart Andrej Lawrow dabei. Das hat ja so keine Aussagekraft. Für uns war es wichtig, daß wir uns spielerisch verbessert haben.
Handball-Magazin:
Frank von Behren sagte, bei diesem Supercup sei das Wie entscheidend gewesen - und nicht die Ergebnisse.
Klaus-Dieter Petersen:
Im Vergleich zu den Scandinavian Open in Schweden war es hier viel einfacher mit dem eigenen Publikum. Wir haben uns ja weiter gesteigert - und daher sind wir auch mit dem Abschneiden zufrieden.
Handball-Magazin:
Wo hakt es noch?
Klaus-Dieter Petersen:
Klaus-Dieter Petersen bei seiner Ehrung zum  250. Länderspiel durch DHB-Präsident Strombach.
Klaus-Dieter Petersen bei seiner Ehrung zum 250. Länderspiel durch DHB-Präsident Strombach.
Mit Sicherheit im Angriff. Da läuft der Ball noch nicht so wie in den Jahren zuvor, als wir noch einige spielstarke Leute wie Volker Zerbe mehr hatten. In Sydney waren wir zum Beispiel sehr gut. Das haben uns damals auch alle gesagt, obwohl das Resultat mit dem Ausscheiden im Viertelfinale das gleiche wie in den Jahren zuvor war.
Handball-Magazin:
Und wie schaut das mittlerweile aus?
Klaus-Dieter Petersen:
Christian Rose ist ein ganz anderer Typ als Zerbe, und da brauchen wir einige Zeit, bis sich das eingespielt hat. Dazu müssen wir auch noch mit Pascal Hens und Christian Zeitz zwei neue, junge Spieler einbauen.
Handball-Magazin:
Was muß hinten passieren?
Klaus-Dieter Petersen:
In der Abwehr muß sich der Mittelblock der 6:0 noch ein bißchen besser finden. Dazu kommen noch ein, zwei Varianten wie die 5:1-Deckung. Die müssen wir noch einstimmen. Da liegt noch viel Arbeit vor uns.
Handball-Magazin:
Bisweilen erscheint die Zusammensetzung des Kaders schwierig: drei Kreisläufer, von denen vorn nur einer spielen kann, drei Linkshänder, die allesamt nur außen decken können...
Klaus-Dieter Petersen:
Ich glaube nicht, daß dadurch unser Spiel wackelt. Das ist doch ganz einfach - wer im Verein nicht so viel Abwehr spielt, muß hier auch hinten ran. Abwehr ist eine Einstellungssache: Über Kampf kann man viele spielerische Defizite wettmachen. Das wird das Entscheidende sein. Außerdem kann ein Kreisläufer ohnehin nicht 60 Minuten spielen. Der Kader ist also in Ordnung.
Handball-Magazin:
Trotzdem bedarf das alles vieler Wechsel zwischen Angriff und Abwehr.
Klaus-Dieter Petersen:
Das stimmt, aber wenn es in der Bundesliga keine anderen Spieler gibt, muß der Bundestrainer aus diesen hier das Beste machen. Heiner Brand wäre auch froh, wenn er für die rechte Abwehrseite nicht wechseln müßte. Bei der WM in Frankreich hatte er noch Jörg Kunze - und davor Volker Zerbe. Die Leute sind halt nicht da. Also müssen wir so schnell laufen, daß wir die Wechsel schaffen.
Handball-Magazin:
Das Problem mit Volker Zerbe ließe sich vielleicht noch lösen.
Klaus-Dieter Petersen:
Ich sehe das so: Volker war nicht bei diesem Vorbereitungsturnier, also wird er auch nicht bei der Europameisterschaft sein. Das ist wie im Verein: Wenn einer in der Vorbereitung nicht dabei ist, spielt er hinterher auch nicht.
Handball-Magazin:
Brand sagte jedenfalls, Zerbe stünden alle Türen offen, aber das Nachfragen müßten schon die Lemgoer Spieler übernehmen.
Klaus-Dieter Petersen:
Da haben wir ja genug. Wenn sie das schaffen, freue ich mich, aber ich gehe davon aus, daß wir mit diesem Kader antreten.
Handball-Magazin:
Mittlerweile sind Sie der Dienstälteste in der Auswahl. Ist das für Sie mit einer besonderen Rolle verbunden?
Klaus-Dieter Petersen:
Eigentlich nicht. Ich freue mich immer, wenn junge Spieler dazukommen, denen ich was erzählen kann und die das dann annehmen. Das macht mir Spaß.
Handball-Magazin:
Für Talente wie Hens und Zeitz ist jedes Länderspiel ein Ereignis, aber Sie sind ja schon ewig dabei: mit EM-Bronze 1998 und danach etlichen Enttäuschungen. Machen Sie die vergeblichen Anläufe müde?
Klaus-Dieter Petersen:
Nein, mich nicht. Das sieht man ja im Verein. Mit Kiel versuchen wir, Jahr für Jahr ganz oben mitzuspielen. Das gilt auch für die Nationalmannschaft. Wenn ich das von meinem nationalen Geschäft aus sehe, ist ein dritter Platz nichts. Deswegen bin ich genauso heiß wie die jungen Spieler, denn erreicht habe ich international noch nichts.
Handball-Magazin:
Also immer wieder auf ein Neues?
Klaus-Dieter Petersen:
Man kann es mit den Schweden vergleichen: Die versuchen es immer wieder bei den Olympischen Spielen und scheitern im Finale. Trotzdem werden sie 2004 noch einmal angreifen.
Handball-Magazin:
Die Schweden haben jedoch einiges erreicht, was als Ersatzbefriedigung dient, zum Beispiel EM- und WM-Titel und olympische Medaillen. All das war den Deutschen bis auf eine Ausnahme in der jüngsten Vergangenheit nicht vergönnt.
Klaus-Dieter Petersen:
Wir waren ja nicht schlecht. In den entscheidenden Phasen haben wir eben nicht das Glück und das Können gehabt, so daß wirklich zwei, drei Nationen stärker sind. So haben wir eben das Optimale aus unseren Möglichkeiten herausgeholt.
Handball-Magazin:
Dummerweise läßt sich das in der Öffentlichkeit schlecht verkaufen.
Klaus-Dieter Petersen:
Das stimmt. Hier in Deutschland zählen nur erste Plätze, aber man darf doch nicht vergessen, daß wir seit Jahren oben dran sind.
Handball-Magazin:
Die Leute sind immer gespannt auf die Auftritte der Nationalmannschaft, aber bleiben sie auch nach den vergeblichen Anläufen geduldig?
Klaus-Dieter Petersen:
Ich glaube schon. Die Euphorie ist einfach da.
Handball-Magazin:
Was muß in Zukunft passieren?
Klaus-Dieter Petersen:
Bundesliga und Auswahl müssen näher zusammenrücken, damit die deutschen Spieler mehr Einsatzzeiten bekommen. Und die Jungen müssen sich auch die richtigen Vereine suchen und dabei nicht allein nach dem Geld gehen.
Handball-Magazin:
Was heißt das?
Klaus-Dieter Petersen:
Die Talente müssen in Ligen gehen, in denen sie 60 Minuten spielen können. Ich habe zum Beispiel noch keinen 18jährigen Spieler gesehen, der den Weg ins Ausland wählt. Keiner sagt, ich gehe mal nach Schweden und mache da meine Ausbildung. Das ist heutzutage auch kein Problem. Und mit 22 komme ich als fertiger Spieler in die Bundesliga zurück. Vielleicht müssen die Jungen auch mal diesen Weg gehen, wenn sie Erfolg haben wollen.
Handball-Magazin:
Beim THW haben Sie den täglichen Vergleich mit internationalen Stars wie Wislander und Lozano. Was haben die den Deutschen voraus?
Klaus-Dieter Petersen:
Deren spielerisches Potential ist noch eine Stufe besser. Wir müssen daran arbeiten das auszugleichen - gerade bei den Jugendlichen und Junioren.
(Interview: Tim Oliver Kalle, Handball-Magazin)


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