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10.01.2002 Interview

Interview mit Magnus Wislander: Mit dem Erreichten sehr zufrieden

Er ist so etwas wie eine lebende Handball-Ikone. Zweimal Weltmeister, dreimal Europameister, sechs deutsche Meisterschaften und jeweils zwei Europacup- und DHB-Pokal-Erfolge: Magnus Wislander weiß schon gar nicht mehr wohin mit all seinen Auszeichnungen. Seit 1990 spielt der mittlerweile 37-jährige Schwede beim THW Kiel und hat so ganz nebenbei auch noch rund 350 Länderspiele für den schwedischen Verband absolviert.
Und doch geben die Zahlen nur höchst unzulänglich wieder, welche Bedeutung Max, so sein Spitzname für Kiel, für die Bundesliga und für den Welthandball hat. Weil er so ein Ausnahmeathlet ist, und weil er mit Saisonende im Mai in seine schwedische Heimat zu Redbergslid Göteborg zurückkehrt, hat sich Arnulf Beckmann, Pressesprecher des HBVM, ausführlich mit ihm unterhalten.
Frage:
Rückschau haltend nach zwölf Jahren Bundesliga, darf man annehmen, Sie haben in Ihrer Karriere alles richtig gemacht.
Magnus Wislander:
Eigentlich schon. Ich bin mit dem, was ich erreicht habe, sehr zufrieden, sowohl was die Nationalmannschaft, als auch was den THW Kiel angeht. Sicher hätte man sich hier und da noch etwas mehr gewünscht.
Frage:
Angesichts Ihrer üppigen Titelsammlung klingt das fast unverschämt.
Magnus Wislander:
Nun ja, zwei ganz wichtige Erfolge sind mir bis zuletzt versagt geblieben. Das eine ist der Gewinn der Champions League, das andere ist die Olympische Goldmedaille. Aber so ist das im Sport.
Frage:
Trauern Sie solchen entgangenen Momenten nach?
Magnus Wislander:
Eigentlich nicht. Aber in diesen Momenten, wenn ich danach gefragt werde, denkt man schon darüber nach. Andererseits weiß ich nur zu gut, dass es weit wichtigere Dinge als den sportlichen oder beruflichen Erfolg gibt.
Frage:
Was war denn Ihr wertvollster Titel?
Magnus Wislander:
Am meisten Spaß gemacht hat der unverhoffte Gewinn der Weltmeisterschaft 1990 gemacht. Das war schon sensationell, weil uns damals noch niemand auf der Rechnung hatte. Aber unglaublich war auch der erste nationale Titelgewinn mit dem THW Kiel. Was damals abgegangen ist, kann man nur schwer beschreiben.
Frage:
Bleiben die Erinnerungen frisch?
Magnus Wislander:
Die wenigsten tun das. Es sind die ganz großen Momente, an die man ohne zu Grübeln zurückdenkt. Und einige sehr persönliche Augenblicke, die man nicht vergisst.
Frage:
Wissen Sie noch, wie viele Tore Sie für den THW erzielt haben?
Magnus Wislander:
Das kann ich nur schwer sagen. So um die 1200 Bundesligatore sollen es sein. So ist es mir jedenfalls vor nicht allzu langer Zeit gesagt worden.
Frage:
Einen Titel indes haben Sie ganz allein gewonnen: Sie sind anlässlich der Jahrtausendwende zum Welthandballer des Jahrhunderts gekürt worden.
Magnus Wislander:
Ein Titel, den man nicht überbewerten soll. Natürlich bin ich stolz darüber, aber in letzter Konsequenz ist der Handball doch ein Mannschaftssport. Ich freue mich darüber, weil es auch so blöd es klingt etwas Einmaliges ist. Aber wie im Fußball auch ist es schwer, einen einzelnen Spieler hervorzuheben.
Frage:
Eine Einstellung, die die Ihnen nachgesagte Bescheidenheit unterstreicht.
Magnus Wislander:
Ich bin eben kein Mann großer Worte. Ich zeige lieber auf der Platte, was ich kann. Alles andere sollen andere beurteilen.
Frage:
Hatten Sie eigentlich nie ein Angebot aus der spanischen Liga?
Magnus Wislander:
Was hätte ich denn da gesollt? Ich war immer sehr zufrieden mit meiner Entscheidung, zum THW zu wechseln. (Lacht) Ich hoffe, ich sehe das in 50 Jahren noch genau so.
Frage:
In Schweden wollen Sie Ihre einmalige Karriere jetzt ausklingen lassen?
Magnus Wislander:
Das wird meine letzte Station. Aber sehr gemächlich kann ich da nicht zur Sache gehen. Redbergslid ist ein schwedischer Spitzenverein, bei dem es nicht um Spaß und Ruhe geht. Außerdem werde ich schon allein deshalb voll konzentriert arbeiten, weil ich jedem dummen Gerede diesbezüglich aus dem Weg gehen möchte. Nicht auszudenken, wenn die Fans in Schweden mich zum Aufhören auffordern würden.
Frage:
Sie haben den Handballsport in der Spitze lange miterlebt. Was hat sich in dieser Zeit verändert?
Magnus Wislander:
Sowohl in der Bundesliga als auch bei großen Turnieren sind mittlerweile alle Spieler sehr gut durchtrainiert. Es gibt kaum noch durchschnittliche, sondern nur noch richtig gute Spieler. Aber die größte Veränderung des Spiels ist das rasant gewachsene Tempo. Wer nicht durchtrainiert ist, hat kaum eine Chance, sich in der Spitze zu behaupten.
Frage:
Wird die Bundesliga Sie eines Tages als Trainer oder Manager wiedersehen?
Magnus Wislander:
Das ist nicht auszuschließen. Konkrete Pläne indes gibt es keine. Und solange meine drei Kinder in die Schule gehen, werden weder ich noch meine Familie noch einmal umziehen.
(© 2002 HBVM, das Gespräch führte Arnulf Beckmann)


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