12.09.2002 | Mannschaft |
Und in Sachen Medizin auch nicht. Stephanie Arndt trägt nämlich einen weiteren Titel: Dr. med. "Promoviert habe ich im Mai 2000 an der Klinik für Unfallchirurgie der Christian-Albrechts-Universität. Mit magna cum laude", erzählt sie nicht ohne Stolz. Doch "nur" Ärztin wollte sie nicht sein. "Ich habe das Zusammenwirken zwischen Sport und Medizin gesucht, um optimale Leistung beim Sport zu erbringen. In meiner Firma "arndt physical & mental fitness" habe ich diese Verbindung gefunden."
Dort kann jeder - ob Spitzen-Sportler oder Freizeitjogger - unter medizinischer Aufsicht seine körperlichen Fähigkeiten testen und - nach Feststellung der Werte - unter ärztlicher Aufsicht verbessern. "Und seine Leistung kann sogar der durchtrainierteste Spitzen-Sportler optimieren", weiß Stephanie Arndt aus Erfahrung.
Viel Spaß hatte die 33-Jährige beim Test mit Lövgren und Petersen. Gemeinsamkeiten gibt es schließlich genug: Auch für die THW-Spieler gilt: "Gute Ausdauer schützt vor Verletzungen. Wenig Verletzungen, viele Siege."
Tatort: "Kleiner Herzog" in Kiel, drittes Obergeschoss. Tatzeit: 9 Uhr morgens. Lövgren und Petersen marschieren in die Räume von "Arndt physical & mental fitness". Dort will Dr. med. Stephanie Arndt die Sportler auf Herz und Nieren prüfen. Ob EKG, Blutabnahme oder radeln für die Herzfrequenz: Nach Auswertung des Tests bleiben bezüglich der Fitness keine Fragen offen.
Lövgren tritt mit einem blauen Auge an. Gezeichnet vom Tag zuvor, als es bei einem Freundschaftsspiel zu einem Ellerbeker Rundschlag kam. Petersen ist ebenfalls leicht lädiert: Der Daumen steckt in einem Verband, die Nase läuft wegen einer Erkältung. Aber so schnell lassen sich "Zebras" nicht unterkriegen.
Aus sicherer Entfernung betrachtet Lövgren Melanie Seiter, Assistentin von Stephanie Arndt, als diese die Elektroden auf dem Oberkörper von Petersen befestigt. Die Blutdruckmanschette kommt um den Oberarm, aus dem linken Ohr wird Blut abgezapft. "Das brauchen wir für die Ermittlung der Laktat-Werte", erklärt Arndt. Laktat ist ein Stoffwechselprodukt, das unter anaerober Belastung anfällt. "Der Laktatwert sagt viel über die Güte des Athleten aus", begründet Arndt.
Doch bevor Blut fließt, macht es sich Klaus-Dieter Petersen erst einmal auf dem Ergometer bequem. Komplett verkabelt wird als letztes die Maske aufgesetzt, die unter anderem zur Messung der Kohlendioxidausschüttung und der Sauerstoffaufnahme dient, dann radelt "Pitti" los. Der 34-Jährige tritt anfangs locker bei 107 Watt und einer Herzfrequenz von 97 in die Pedale. Langsam wird die Wattzahl gesteigert, bilden sich kleine Schweißperlen auf der Stirn des Nationalspielers. Doch unverdrossen tritt er weiter. "Achtung, Blutdruck wird gemessen", fordert Arndt. Die Manschette pumpt sich auf - und "Pitti" tritt weiter. Nach mehreren Messungen und Einstichen in das linke Ohrläppchen geht der Test seinem Ende entgegen.
Petersen erreicht nach 18:10 Minuten Belastungszeit seine maximale Ergometerleistung: 429 Watt. Die Herzfrequenz des 34-Jährigen liegt bei 172, seine maximale Sauerstoffaufnahme liegt bei 5,334 Litern pro Minute. "Gut", lobt Stephanie Arndt.
Stefan Lövgren hört das Lob und geht an den Start. Ruhig tritt der Schwede in die Pedale, bei 166 Watt hat er eine Herzfrequenz von 110. "Das EKG ist gut", meint die Ärztin mit Blick auf die Monitore. Das Ohr schwillt an vom ständigen Blutabnehmen. Trotzdem: der Mannschaftskapitän mit dem Kämpferherz radelt exakt 17 Minuten und 50 Sekunden. Seine maximale Ergometerleistung: 417 Watt, bei einer Sauerstoffaufnahme von maximal 4,953 Litern pro Minute. Die Herzfrequenz des 32-Jährigen liegt bei 169.
Um 10.32 Uhr haben es beide geschafft, die Ergebnisse müssen jetzt noch ausgewertet werden. Eins ist aber jetzt schon klar: "Beide haben gezeigt, dass sie Athleten sind", erklärt Arndt. Und dass sie auch morgens früh schon kämpfen können - auch wenn sie als Zebras doch mehr als "braves" Steppentier gelten.
Klaus-Dieter Petersen ist 34 Jahre alt, 198 cm groß und 100 kg schwer - auch diese Informationen gehören dazu. Nach der Auswertung der Testergebnisse bestätigt Arndt: "Klaus-Dieter Petersen konnte seine Ressourcen besser mobilisieren. Er schöpfte seine körperlichen Fähigkeiten besser aus als sein Mannschaftskamerad Lövgren." Das sei unter anderem bei der Atemfrequenz deutlich geworden. "Pitti hat offenbar größere respiratorische Kapazitäten, also ein besseres Herz-Kreislauf System", resümiert die Ärztin. Petersen habe auch mehr Laktat produziert: "Sein Laktat-Wert lag bei 12,8 - der von Stefan Lövgren bei 9,16." Für Arndt bedeutet das: "Petersen ist der besser ausdauertrainierte Sportler." Aber: Verbessern könne man auch die Werte von Top-Athlet Petersen sicher noch. Die Ausdauer ist gut, aber ein gezieltes Kraftausdauertraining könnte auch seine Leistung noch steigern.
Entnommen dem Zebra-Journal, einer KN-Sonderbeilage vom 6.9.2002
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