Er ist neu. Und er ist talentiert.
Ljubomir Pavlovic trägt erst seit wenigen Tagen
das THW-Trikot mit der Nummer 20. Trotzdem kommt es ihm so vor, als sei er schon
seit fünf Jahren in Kiel, sagt der jugoslawische Nationalspieler. Die Mannschaft
habe ihn hervorragend aufgenommen. Jetzt möchte er am liebsten auch noch die
nächsten fünf Jahre bei den Zebras bleiben. In den kommenden vier Monaten hat
Ljubomir Pavlovic Zeit,
Überzeugungsarbeit in eigener Sache zu leisten - bis dahin
gilt zunächst sein Vertrag. ZEBRA bat
Ljubomir Pavlovic zum Gespräch.
- Zebra:
-
Ljubomir, hat sich Dein Leben in den vergangenen Tagen komplett auf den Kopf
gestellt?
- Ljubomir Pavlovic:
-
Ja, natürlich.
- Zebra:
-
Was ist so anders?
- Ljubomir Pavlovic:
-
Das Training ist anstrengender als in Jugoslawien. Auch dort wird zwar
sehr professionell gearbeitet, aber hier ist das Niveau deutlich höher.
- Zebra:
-
Was wusstest Du schon vorher über den THW?
- Ljubomir Pavlovic:
-
Ich habe zuhause jeden Mittwoch DSF geschaut, kenne die Spieler und den
THW Kiel also in erster Linie aus dem Fernsehen. So war ich schon vorher bestens
informiert.
- Zebra:
-
Und jetzt spielst Du selbst mit den großen Namen wie
Lövgren und
Olsson
zusammen.
- Ljubomir Pavlovic:
-
Jeder Handballer träumt davon, einmal mit diesen Stars beim THW Kiel
zusammenzuspielen.
- Zebra:
-
Da ändert es auch nichts daran, dass die Schweden bei der
WM von anderen
Nationen in den Schatten gedrängt wurden?
- Ljubomir Pavlovic:
-
Das ist ganz sicher egal. Diese Spieler sind auch weiterhin sehr, sehr
populär. Für mich sind es Handball-Legenden.
- Zebra:
-
Wer ist Dein Vorbild?
- Ljubomir Pavlovic:
-
Ich habe kein Idol, ich gehe meinen eigenen Weg.
- Zebra:
-
Warum hast Du Dich für den THW Kiel und nicht für irgendeinen anderen
Spitzenklub wie Barcelona oder Lemgo entschieden?
- Ljubomir Pavlovic:
-
Vor zwei Jahren hatte der FC Barcelona großes Interesse an mir, aber ich
fühlte mich damals noch zu jung und wollte stattdessen lieber ein wenig länger in
Jugoslawien bleiben. Außerdem ist die Bundesliga meine Lieblings-Liga. Und dann ist
selbstverständlich der deutsche Meister THW Kiel erste Wahl.
- Zebra:
-
Fühlst Du Dich denn inzwischen reifer?
- Ljubomir Pavlovic:
-
Ich bin bereit und glaube, jetzt ist der richtige Zeitpunkt gekommen.
- Zebra:
-
Da ist es auch kein Hindernis, dass Dein Vertrag in Kiel nur für eine halbe
Saison läuft?
- Ljubomir Pavlovic:
-
Ich möchte trotzdem mit Leistung überzeugen und mich so langfristig
empfehlen. Und das werde ich zeigen!
- Zebra:
-
Was bedeutet Dir diese Möglichkeit, Dich hier zu präsentieren?
- Ljubomir Pavlovic:
-
Es ist meine größte Chance!
- Zebra:
-
Schon vor zwei Jahren wurdest Du als das größte europäische Handball-Talent
gefeiert. Empfandest Du das damals als große Last?
- Ljubomir Pavlovic:
-
Nein, auf mir lastete deswegen kein besonders großer Druck, ich habe
diese Bemerkung vielmehr als große Motivation aufgenommen.
- Zebra:
-
Was ist seitdem passiert?
- Ljubomir Pavlovic:
-
In den vergangenen anderthalb Jahren sind nicht so viele interessante
Dinge pasiert. Ich habe allerdings in der jugoslawischen Nationalmannschaft
zusammen mit Leuten wie
Perunicic oder Jovanovic gespielt, und ich
denke, dass ist
schon ein sehr großer Erfolg. Nun hoffe ich, dass ich in Kiel weitere große
Fortschritte machen werde.
- Zebra:
-
Was erwartest Du bei Deinen Auftritten in der Ostseehalle?
- Ljubomir Pavlovic:
-
Ich bin bislang noch nie in der Ostseehalle gewesen und kenne sie nur aus
dem Fernsehen. Ich weiß, dass dort zu jedem Heimspiel 10000 Zuschauer kommen. Ich
hoffe, dass mich die Fans unterstützen und mir zu Beginn helfen, denn der Anfang
kann sehr schwer sein. Ich hoffe auf die Motivation aus dem Publikum.
- Zebra:
-
Welche Ziele hälst Du in der laufenden Saison noch für realistisch?
- Ljubomir Pavlovic:
-
Die größten Chancen sehe ich in der Champions League und ich weiß, dass
das ein großer Kieler Traum ist. In der Bundesliga ist Lemgo schon sehr weit weg,
aber wir werden kämpfen bis zum Ende!
- Zebra:
-
Was zeichnet Deinen Charakter aus?
- Ljubomir Pavlovic:
-
Im Leben geht es immer weiter und ich schaue immer voran. Ich bin ein
Optimist.
(Das Gespräch führte Sascha Klahn (living sports).)