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22./23./25./26./29.04.2003 - Letzte Aktualisierung: 29.04.2003 Bundesliga

Uwe Schwenker tritt von allen Liga-Ämtern zurück - Stellungnahmen von Krämer und Jacobsen

Update #5 Siehe Inhalt

 
Inhalt:
  • 22.04.: Schwenkers Rücktritt
  • 23.04.:
       Kommentar von www.HandballImFernsehen.de,
       Stellungnahme von Hans Peter Krämer (Aufsichtsratchef des VfL Gummersbach),
       Antwort von Heinz Jacobsen (Ligaauschusss-Vorsitzender)...
  • 25.04.: weitere Artikel
  • 25.04.: Antwort von Uwe Schwenker
  • 26.04.: Kommentar der Kieler Nachrichten
  • 29.04.: Artikel von Sport1

Trat von allen Liga-Ämtern zurück: THW-Manager Uwe Schwenker.
Klicken Sie für weitere Infos! Trat von allen Liga-Ämtern zurück: THW-Manager Uwe Schwenker.

THW-Manager Uwe Schwenker ist mit sofortiger Wirkung von allen Liga-Ämtern zurückgetreten. Dies betrifft insbesondere seine Teilnahme an der Projektgruppe TV-Vertrag. In einem offenen Brief an den Ligaauschuss-Vorsitzenden Heinz Jacobsen, mit dem "eine vertrauensvolle Zusammenarbeit" für Schwenker "nicht mehr gewährleistet ist", erklärt der THW-Manager seinen Rücktritt aus dem Liga-Auschuss.
Es folgt der offene Brief im kompletten Wortlaut, zusätzlich ein entsprechender Artikel von Sport1. Weitere Hintergrund-Infos finden Sie insbesondere unter www.handballimfernsehen.de.
Deutscher Handball-Bund
Ligaauschuss Männer
Herrn Heinz Jacobsen

Kiel, den 22. April 2003 / Schw

Hallo Heinz!

Die Ereignisse der letzten Tage und Wochen haben in mir den Entschluss reifen lassen, mich aus der gemeinsamen Arbeit für die Liga zurückzuziehen und mich wieder ganz auf die Tätigkeit beim THW Kiel zu konzentrieren.

Mein Arbeiten und Wirken in den letzten Jahren war stets geprägt von der Überzeugung, dass unsere Sportart Ressourcen und Möglichkeiten hat, die nicht annähernd ausgeschöpft werden. In diesem Zusammenhang war es mir stets ein besonderes Anliegen, gemeinsam mit vielen innovativen und teamfähigen Kollegen Visionen zu entwickeln und aufzuzeigen, die letztlich größtenteils auch zum Nutzen unserer Sportart umgesetzt worden sind.

In ganz besonderer Weise lag und liegt mir dabei das Wohl und Wehe der gesamten Liga am Herzen. Auch oder gerade ein Club wie der THW Kiel kann sich nur im Umfeld einer wirtschaftlich potenten und attraktiven Handball-Bundesliga entwickeln und positionieren. Insbesondere vor diesem Hintergrund möchte ich mein Auftreten und Wirken sowie die erfolgten kritischen Äußerungen auch verstanden wissen.

Mittlerweile ist mir aber der Spaß und die Freude an einem Engagement für die Liga gänzlich verloren gegangen. Aus meiner Sicht stehen nicht gemeinsame sondern persönliche Interessen im Vordergrund.

So lag z.B. ein klares Mandat aus der Liga vor, dass die Projektgruppe TV-Vertrag unter Einbindung von Hans Peter Krämer (Gummersbach / Sparkassenverband) einen neuen TV-Vertrag eigenverantwortlich bis zur Unterschriftsreife verhandeln sollte, um den ausgehandelten Vertrag dann noch einmal der Mitgliederversammlung vorzustellen und absegnen zu lassen. Insbesondere der Person von Hans Peter Krämer ist hier eine besondere Bedeutung zugekommen. Ohne seine Kontakte und Beziehungen zum damaligen Vorsitzenden der ARD und jetzigen Intendanten des WDR, Herrn Fritz Pleitgen, wäre ein Einstieg auf dieser Ebene in die Gespräche mit Vertretern von ARD / ZDF nicht möglich gewesen.

Obwohl diese Gruppe durch das höchste Organ, die Mitgliederversammlung, demokratisch legitimiert worden ist, hast Du Dich direkt im Anschluss an die letzte Ligaversammlung gegenüber den Vertretern von ARD / ZDF schriftlich als Verhandlungsführer und zukünftigen Ansprechpartner ausgewiesen und Dich über das Votum der Mitgliederversammlung hinweggesetzt.

Als unmittelbare Folge davon hat sich die eigentlich verhandlungsführende Projektgruppe aufgelöst. Sowohl die Mandatsträger dieser Gruppe als auch ich persönlich sind durch diese Vorgehensweise in nicht unerheblicher Weise diskreditiert worden.

In besonderer Weise kommt erschwerend hinzu, dass eine Persönlichkeit des öffentlichen Lebens, wie Hans Peter Krämer, mit seinen Möglichkeiten und Beziehungen für die Belange und Interessen der Liga nicht mehr zur Verfügung stehen wird.

Mithin ist aus meiner Sicht eine weitere Chance infolge von Macht- und Geltungsbedürfnis unnötig gefährdet wenn nicht gar vertan worden unsere Sportart entsprechend ihrer Möglichkeiten besser darzustellen.

Da insofern eine kooperative und vertrauensvolle Zusammenarbeit im Hinblick auf die kommenden, gemeinschaftlichen Aufgaben nicht mehr gewährleistet ist, erachte ich es für das Beste, wenn ich meine Tätigkeit im Ligaauschuss mit sofortiger Wirkung niederlege.

Gleichwohl möchte ich in diesem Zusammenhang nochmals meine grundsätzliche Bereitschaft signalisieren, dass ich bei einer geänderten personellen Konstellation gerne bereit bin, in einem sach- und problemorientierten Ligaverband meinen Teil zu einer besseren Außendarstellung und Positionierung unserer Sportart beizutragen.

Ich wünsche Dir im Sinne des Handballs ein gutes Gelingen bei der Lösung anstehender Aufgaben, bin sicher, dass Du meinen Rücktritt freudig und sehr positiv gegenüberstehst, kann aber letztlich meine Sorgen um künftige Fehlentwicklungen nicht verhehlen.

Alles wird gut

Uwe Schwenker

 

Aus Sport1 vom 22.04.2003:

Schwenker wirft das Handtuch

München - Ein Mann mit Visionen geht von Bord: Manager Uwe Schwenker vom deutschen Handball-Meister THW Kiel hat mit sofortiger Wirkung seinen Rücktritt aus dem DHB- Ligaausschuss erklärt. Der 44-Jährige begründete seinen Schritt mit unüberbrückbaren Differenzen zu Liga-Chef Heinz Jacobsen, den ehemaligen THW-Manager. Der 62-jährige Jacobsen gilt als Favorit auf den Vorsitz des ab 1. Juli eigenständigen Ligaverbandes.
Persönlicher Brief an Jacobsen
Neuer Geschäftsführer wird ab dem 1. Juni Marketing-Fachmann Frank Bohmann. Schwenker teilte seine Entscheidung in einem persönlichen Brief an Jacobsen mit. Der 72-malige Ex-Nationalspieler hatte bereits vor einem Jahr in diesem Gremium abdanken wollen, wurde aber von der Bundesliga zum Weitermachen überredet. "Die Ereignisse der letzten Tage und Wochen haben in mir den Entschluss reifen lassen, mich aus der gemeinsamen Arbeit für die Liga zurückzuziehen und mich wieder ganz auf die Tätigkeit beim THW Kiel zu konzentieren. Spaß und Freude an einem Engagement für die Liga ist gänzlich verloren gegangen, das Thema ist durch, ich will nicht mehr", meinte Schwenker, der vier Jahre Mitglied des Ligaausschusses war.
Schwere Vorwürfe von Schwenker
Jacobsen nannte den Zeitpunkt des Rücktritts von Schwenker "unprofessionell". Am 28. Juni ist die Liga-Versammlung anberaumt. Beim THW ist Schwenker seit elf Jahren tätig, sein Verein gewann in diesem Zeitraum zwölf Titel. Er war Mitglied der Projektgruppe TV-Vertrag.

"Obwohl diese Gruppe durch das höchste Organ, die Mitgliederversammlung, demokratisch legitimiert worden ist, hast Du dich direkt im Anschluss an die letzte Ligaversammlung gegenüber den Vertretern von ARD/ZDF schriftlich als Verhandlungsführer und zukünftigen Ansprechpartner ausgewiesen und dich über das Votum der Mitgliederversammlung hinweggesetzt", schrieb Schwenker an Jacobsen.

"Macht- und Geltungsbedürfnis"
Als unmittelbare Folge davon hatte sich die verhandlungsführende Projektgruppe aufgelöst. "Sowohl die Mandatsträger dieser Gruppe als auch ich persönlich sind durch diese Vorgehensweise in nicht unerheblicher Weise diskreditiert worden." Durch "Macht- und Geltungsbedürfnis" ist aus Schwenkers Sicht eine weitere Chance vertan worden, "unsere Sportart entsprechend ihrer Möglichkeiten besser dazustellen."
Jacobsen kontert
Liga-Ausschuss-Chef Jacobsen konterte: "Die Gründe kann ich in keiner Weise nachvollziehen. Selbstverständlich ist der gewählte Vorstand nach Paragraph 26 des BGB vertretungsbechechtigt." Das Tischtuch zwischen Jacobsen und Schwenker ist endgültig zerschnitten. Dennoch signalisierte der frühere Nationallinksaußen seine grundsätzliche Bereitschaft, "dass ich bei einer geänderten personellen Konstellation bereit bin, in einem sach- und problemorientierten Ligaverband meinen Teil zu einer besseren Außendarstellung und Positionierung unserer Sportart beizutragen."

(© 2003 Sport1)

 

Aktualisierung vom 23.04.2003:

Kommentar von www.handballimfernsehen.de

www.handballimfernsehen.de erläutert unter Uwe Schwenker tritt aus Ligaauschuss aus - TV- Vertrag ade? Hintergründe des Disputs und bringt zudem ein Interview mit Hans-Peter Krämer, dem Aufsichtsratchef des VfL Gummersbach, zum Thema...

Antwort von Heinz Jacobsen

Der Ligaausschuss-Vorsitzende Heinz Jacobsen antwortete prompt auf den obigen Brief von Uwe Schwenker. Hier geht es zu Jacobsens offenem Brief...

 

Aktualisierung vom 25.04.2003:

Sport1 und www.handballimfernsehen.de berichten weiter von dem Disput. Unter Schwenker: "Umfassender kann man nicht informieren" berichtet HandballImFernsehen nicht nur von Uwe Schwenkers Reaktion auf die Jacobsen-Vorwürfe, sondern listet auch eine Chronologie der Ereignisse auf. Der Bericht von Sport1 folgt hier:

Aus Sport1 vom 25.04.2003:

Schwenker wehrt sich gegen Jacobsen-Vorwürfe

Kiel/München - Der Streit zwischen Kiels Manager Uwe Schwenker und Heinz Jacobsen, dem Vorsitzender der Handball-Bundesliga-Vereinigung Männer, nimmt an Schärfe zu. Schwenker widerspach am Freitag Jacobsens Kritik an der Form seines Rücktritts aus dem Ligaausschuss entschieden und konterte die Vorwürfe des HBVM-Vorsitzenden an seiner Arbeit.
Streit über Information der Liga
Jacobsen hatte Schwenker als Leiter der Projektgruppe TV innerhalb des Ligaausschusses in einem Brief an die Klubs unter anderem vorgeworfen, die Liga nicht unmittelbar "schriftlich" über den Stand der Verhandlungen mit den Fernsehsendern unterrichtet zu haben. Schwenker weist das in einem Schreiben an alle Verein, das Sport1 vorliegt, von sich: "Umfassender, zeitnäher und kompetenter kann man nicht informieren." Nach einem ersten Gesprächstermin zwischen der Projektgruppe und den Fernsehanstalten am 11. März 2003 hätte das Ergebnisprotokoll der Liga nur zwei Tage später vorgelegen, schreibt Schwenker. Darüber hinaus hätte der Vertreter der Sportrechte-Agentur SportA die Vereine auf der Ligaversammlung am 17. März über die Möglichkeiten und Anforderungen informiert.
Jacobsen reißt Verhandlungsführung an sich
Zudem wirft Jacobsens Vorgehen Fragen auf. Ursprünglich war eine Projektgruppe TV gegründet worden, die mit den Fernsehanstalten verhandelt. Erst zur Unterschrift sollte sich der HBVM-Vorstand einschalten. So der Liga-Beschluss. Doch an wollte sich der HBVM-Boss Jacobsen nun offenbar nicht mehr halten. Der 62-Jährige hatte in seinem Schreiben an die Vereine nach Schwenkers Rücktritt unter anderem darauf verwiesen, dass die "abschließenden Verhandlungen mit dem Ziel, einen Vertragsentwurf zu erstellen, vom Vorstand der HBVM geführt werden" müssten. Dabei verweist Jacobsen auf ein Schreiben vom 19. März an Sport A. Schwenker wertet dies allem Anschein nach als eigenmütigen Vorstoß des Liga-Chefs: "Heinz Jacobsen hat ausdrücklich darauf verwiesen, dass er ab sofort Verhandlungsführer ist." In diesem Schreiben, so Schwenker, habe Jacobsen der Agentur mitgeteilt, "die jetzt anstehenden Verhandlungen... werden... von mir zusammen mit meinem Stellvertreter, Bernd-Uwe Hildebrandt, unter Mitwirkung von Uwe Schwenker als Leiter unserer Projektgruppe geführt".
Nächste Bundesliga-Sitzung am 8. Mai
Auf der nächsten Ligaversammlung am 8. Mai wird die Auseinandersetzung zwischen Schwenker und Jacobsen zum wichtigsten Gesprächspunkt. Schwenker hatte bereits betont, er werde nur weiter für die Liga arbeiten, wenn Jacobsen nicht mehr in der Verantwortung steht. Der HBVM-Boss jedoch gilt aus aussichtsreichster Kandidat für den Vorsitz des am 1. Juni neu zu gründenden Ligaverbands. Wie wichtig für die Liga Schwenker mit seinen Ideen und Initiativen bislang war, ist unbestritten. Ohne den THW-Manager würde dem Handball eine wichtige Galionsfigur fehlen.

(© 2003 Sport1, von Michael Schwartz)

 

 

2. Aktualisierung vom 25.04.2003:

Der 2. Brief von Uwe Schwenker, veröffentlicht am 25. April 2003

An die Vereine der 1. Bundesliga Männer

Kiel, den 24. April 2003 / Schw

Brief von Heinz Jacobsen vom 23. April 2003

Liebe Handball-Freunde! Zur Richtigstellung des o.a. Schreibens von Heinz Jacobsen ist festzustellen, dass die durch die Mitgliederversammlung autorisierte Projektgruppe TV-Vertrag erstmalig am Dienstag, den 11. März 2003 in konkrete Verhandlungen mit Vertretern der ARD sowie dem Rechteinhaber Sport A eingetreten ist. Teilnehmer an dieser Gesprächsrunde waren auf Seiten der Fernsehanstalten Michael Amsinck (Geschäftsführer Sport A), Walter Johannsen (NDR), Wilfried Mohren (MDR), Johannes Krause (WDR) sowie Dr. Jürgen Ehmig (HR). Gesprächsteilnehmer unserseits waren Fynn Holpert, Bernd Uwe Hildebrandt, Carsten Sauer, Horst Bredemeier (DHB Vertreter), Hans Peter Krämer und ich.

Am Ende des Gespräches habe ich den Geschäftsführer der Sport A, Herrn Michael Amsinck, gebeten, auf der am Montag, den 17. März 2003, stattfindenden Ligaversammlung den Vertretern aller Erstligisten die grundsätzliche Bereitschaft der Öffentlich-Rechtlichen Sendeanstalten an einer intensiveren Zusammenarbeit sowie die damit einhergehenden Anforderungen persönlich zu präsentieren.

Das Ligabüro des HBVM ist durch die Geschäftsstelle des THW Kiel unmittelbar informiert worden und hat unverzüglich eine entsprechende Einladung ausgesprochen. Michael Amsinck hat dann wie bekannt im Rahmen der Ligaversammlung auch die Erstligavertreter über Möglichkeiten und Anforderungen informiert.

Zwei Tage nach dem Gesprächstermin DHB/HBVM sowie Sport A/Vertreter ARD lag dem Ligabüro am 13. März 2003 ein Ergebnisprotokoll von dieser Sitzung vor.

Umfassender, zeitnäher und kompetenter kann man nicht informieren.

Chronologie

  • Dienstag, 11. März 2003: 1.ter Gesprächstermin DHB/HBVM - ARD // Sport A
  • Mittwoch, 12. März 2003: Info Ligabüro Einladung an Michael Amsinck
  • Donnerstag, 13. März 2003: Eingang Ergebnisprotokoll im Ligabüro
  • Montag, 17. März 2003: Ligaversammlung mit Michael Amsinck
Abschließend darf ich nochmals darauf verweisen, dass diese Projektgruppe lediglich autorisiert war einen Fernsehvertrag bis zu seiner Unterschriftsreife zu verhandeln. Es stand immer außer Zweifel, dass ein entsprechender Vertrag nur vom Ligaausschussvorsitzenden unterzeichnet werden kann.

Heinz Jacobsen hat aber in seinem Schreiben an Michael Amsinck vom 19.3.2003 ausdrücklich darauf verwiesen, dass er ab sofort Verhandlungsführer ist.

Zitat aus dem Schreiben von Heinz Jacobsen an Michael Amsinck vom 19.3.2003.

Die jetzt anstehenden Verhandlungen mit den festzulegenden Vertragsinhalten werden für die Bundesliga von mir zusammen mit meinem Stellvertreter, Bernd Uwe Hildebrandt, unter Mitwirkung von Uwe Schwenker als Leiter unserer Projektgruppe geführt.
Mit sportlichen Grüßen

Uwe Schwenker

Aktualisierung vom 26.04.2003:

Kommentar aus den Kieler Nachrichten vom 26.04.2003:
Abpfiff - das war's in dieser Woche

Es geht voran...

Von Reimer Plöhn

Nach der Vize-Weltmeisterschaft im Februar sollte es endlich voran gehen in der urdeutschen Sportart. Her mit dem Goldrand rund um die Silbermedaille! Handball boomt, man müsse nur alle Kräfte bündeln, jubelten viele Macher. Unterstützung kam aus der Werbebranche. Gutachter entdeckten einen schlafenden Riesen, der nur geweckt werden müsse. Das Rezept: Eine deutlich bessere TV-Präsenz unterstützt durch eine Gesamtvermarktung. Allerdings, so mahnten forsche Marketingmenschen an, müssten sich erst einmal verkrustete Strukturen auflösen. Die Zeitschrift "sponsors" beklagte, dass jüngere Manager, die über den Tellerand hinausschauten, immer wieder von Seilschaften und Funktionärsklüngelei ausgebremst würden.

Drei Monate danach. Aufschwung? Pustekuchen. Vielmehr steckt der Handball wenige Wochen vor der Gründung einer eigenständigen Liga in seiner größten Image-Krise seit Bestehen der Bundesliga. Im Mittelpunkt schwelt der Generationen-Konflikt. Verkörpert durch Lemgos Manager Fynn Holpert und THW-Geschäftsführer Uwe Schwenker auf der einen sowie Ligachef Heinz Jacobsen und TUSEM-Manager Klaus Schorn auf der anderen Seite. Letzter Auslöser war der Rücktritt von Uwe Schwenker aus dem Liga-Auschuss, den der THW-Manager am Dienstag per offenem Brief an den Kieler Liga-Boss Heinz Jacobsen verkündete. Ihm sei der Spaß und die Freude an einem Engagement für die Liga gänzlich verloren gegangen, beschwerte sich Schwenker. Nicht gemeinsame sondern persönliche Interessen stünden im Vordergrund. Schwenker beschuldigte Jacobsen, er würde durch Macht- und Geltungsbedürfnisse eine bessere Darstellung des Handballs unnötig gefährden. So habe sich die Projektgruppe TV-Vertrag aufgelöst, weil sich Jacobsen über einen Ligabeschluss hinweggesetzt und selbst zum Verhandlungsführer mit den TV-Anstalten bestimmt habe.

Uwe Schwenker will sich nur noch um seinen THW kümmern. Ruhe könnte also einkehren in den Ligaauschuss und Heinz Jacobsen sich als bisher einziger Kandidat auf die bevorstehende Inthronisierung zum ersten Präsidenten des Ligaverbandes vorbereiten. Wäre da nicht der Schlusssatz im Rücktrittsschreiben. Bei einer geänderten personellen Konstellation, so deutet Schwenker an, wäre er bereit, "meinen Teil ... zu einer besseren Außendarstellung und Positionierung unserer Sportart beizutragen." Soll wohl heißen: Schwenker kommt zurück, wenn Jacobsen geht. Und könnte bedeuten: Ein Gegenkandidat für Jacobsen ist nicht ausgeschlossen.

Derweil fordern Jacobsen und Schorn Fairness ein. Vor allem schade es dem Handball, wenn Konflikte in der Öffentlichkeit ausgetragen würden, verkündeten sie unaufhörlich. Und gaben Saures. Klaus Schorn letzte Woche in einem großen Interview mit der "Welt", in dem er den Rücktritt Schwenkers forderte, weil der dem Handball schade. Jacobsen eine Woche zuvor in der Handball-Woche auf einer regelmäßig erscheinenden Seite der Liga, die auch der THW mitfinanziert. Ganzseitig drosch der pensionierte MAD-Beamte in einem Interview auf Holpert und Schwenker ein. Als dagegen im "Handball-Magazin", dem Hochglanz-Produkt der Sportart, ein sauber recherchierter, aber kritischer Artikel erschien, wurde das Duo Schorn/Jacobsen direkt beim Verlagsleiter vorstellig, forderte mit dem Hinweis auf eine angestrebte Print-Medien-Zusammenarbeit zwischen dem Verlag und der Liga (geschätzter jährlicher Wert 50000 Euro) Konsequenzen für den Redakteur und bekam Genugtuung. Der Redakteur erlitt eine dienstliche Abmahnung und bekam im Gegenzug den Auftrag, Heinz Jacobsen für eine Doppelseite zu interviewen. Demnächst im Kiosk. Die angestrebte Kooperation könnte dennoch platzen, die 50000 Euro an den Konkurrenten der "Handball-Woche" wandern. Indiz dafür: Schwenkers Rücktritt, der die deutsche Handballwelt in seinen Grundfesten durchschüttelte, war den Redakteuren dieses Fachblattes dürre zehn Zeilen Wert, der Name Jacobsen tauchte gar nicht auf. In diesem Hause hat man schnell gelernt.

(Ein Kommentar von Reimer, aus den Kieler Nachrichten vom 26.04.2003)  

Aktualisierung vom 29.04.2003:

Aus Sport1 vom 28.04.2003:

Bredemeier stärkt Schwenker den Rücken

Horst Bredemeier, Manager von Bundesligist GWD Minden und Vizepräsident des DHB, hat sich im Streit zwischen dem HBVM-Vorsitzenden Heinz Jacobsen und Kiels Manager Uwe Schwenker demonstrativ auf die Seite Schwenkers geschlagen.

Dem "Westfalen-Blatt" sagte Bredemeier: "Das hat nichts mit Freundschaft zu tun. Wir stehen in dieser Angelegenheit in Minden genauso an der Seite Schwenkers, wie zum Beispiel auch Lemgo oder Gummersbach." Der Ex-Bundestrainer schränkte jedoch ein: "Allerdings waren die letzten Attacken beider Seiten sicherlich nicht notwendig. So etwas ist dem Handball nie förderlich."

(© 2003 Sport1)

 


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