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28.04.2003 Karlchen

Karlchen: Die perfekten Schiedsrichter

So ein Doktor Frankenstein hat es gut. Sitzt in seinem Laboratorium und kann sich einen eigenen Menschen erschaffen. Holt sich hier einen Körperteil, findet da einen anderen und - schwupps - fertig ist das neue Wesen. Nun, bei Frankenstein hat es fatale Folgen, seine Figur hatte einen erheblicher Fehlerquotienten, seitdem aber sind die Jahre ins Land gegangen und da könnte es doch sein ... nun - alles Phantastereien. Aber wenn ich mir manchmal ein Handballspiel anschaue, habe ich einfach den Wunsch, zwei der auf dem Spielfeld handelnden Personen ein bisschen perfekter zu machen - manchmal können einen die Schiedsrichter eben schier zum Wahnsinn treiben, so geschehen im Spiel gegen Magdeburg. Was die Beiden bloß mit Davor hatten - warum Abati nach seinem Foul gegen Johan nur zwei Minuten bekam?
Ach, da darf man doch schon 'mal wünschen, sich die Pfeifenmänner selbst zu schnitzen. Der, Traum einen perfekten Menschen zu schaffen, ist natürlich uralt. Prometheus hat damit angefangen (und wurde zum Dank von den Göttern an einen Felsen gekettet) und dann kennt die antike Welt auch noch Pygmalion. Er ließ sich die Elfenbeinstatue einer Frau anfertigen, verliebte sich in sie und Venus erweckte sie zum Leben. Aber so weit zurück muss man ja gar nicht schauen, wenn man erschaffene Geschöpfe finden will. Hollywood hat uns nicht nur Robocop beschert, den vermeintlich perfekten Polizisten, sondern auch Data. Als Android der Liebling vieler Star Trek Fans, die einem künstlichen Menschen eher Fehler verzeihen, als den Natürlichen. Aber wie ist das jetzt mit Schiedsrichtern, wenn man diese erschaffen könnte, wie sollten diese schließlich aussehen? Die Beine schnell und flink, am besten die eines Sprinters, damit sie immer auf Augenhöhe des Spiels bleiben können - Oh - Augenhöhe. Da fällt mir ein: groß sollten sie werden, damit sie den Spielern von Angesicht zu Angesicht gegenüberstehen können und nicht immer Richtung Hallenhimmel schauen müssen. Und dann natürlich - Was für einen Kopf braucht er? Mmh, so eine Art Richard von Weizsäcker wäre schon nicht schlecht, jemand der klug und unparteiisch ist, aber sich auch selbst in Frage stellen, eigene Fehler zugeben kann. Ja, gut - der Rest ist dann relativ beliebig.

Nun, der Wunsch nach einem gerechten Richter ist natürlich schon so alt wie die Menschheit. Dass so einer schwer zu finden ist, liegt vielleicht daran, dass der Mensch im Gegensatz zu allen höheren Säugern hauptsächlich durch Mängel bestimmt ist - überhaupt ist "Mensch werden" ja schon eine Kunst für sich. Und wenn man Schiedsrichter künstlich herstellen kann, dauert es sicherlich nicht lange und die Trainer wollen sich perfekte Spieler "bauen": die Kampfkraft von Staffan, die Durchsetzungsfähigkeit von Stefan, die Schlitzohrigkeit von Max. Kurz darauf würden die Spieler lamentieren, sie wollen auch ins Labor und sich den perfekten Trainer mixen - und schließlich ziehen die Manager los, den perfekten Zuschauer zu gestalten. Also doch ein ziemliches Höllenszenario. Wahrscheinlich ist es da besser sich mit den Fehlern von Schiedsrichtern abzufinden - obwohl - bei Schiedsrichtern könnte man vielleicht doch eine Ausnahme machen.


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