Für mehr als ein Jahrzehnt trug
Christian Scheffler das THW-Trikot. Heute
bestreitet er sein letztes Heimspiel für die Zebras.
"Wer kann in der heutigen Bundesliga-Zeit noch von sich behaupten, zwölf
Jahre lang bei ein und demselben Verein gespielt zu haben?"
Christian Scheffler
darf es! Seit 1991, als
"Ritchie"
vom Regionaligisten TSV Ellerbek
zum THW Kiel kam, trug er ausschließlich das schwarz-weiße Trikot. Nach über
310 Bundesliga-Einsätzen auf Linksaußen bestreitet
Scheffler am kommenden
Wochenende sein letztes Spiel für den THW Kiel, heute nimmt er Abschied von
der Ostseehalle. "Nach zwölf Jahren Leistungssport muss irgendwann Schluss
sein. Ich bin ziemlich stolz darauf, die bislang sportlich schönste Zeit des
THW Kiel mitgenossen zu haben."
"Ich bin nicht traurig über meinen Abschied", sagt der 31-Jährige, "aber
Wehmut kommt bestimmt. Doch die verfliegt." Vielmehr freut sich
Scheffler
auf seine ganz neue Art der Freiheit. "Diesen Luxus an Zeit werde ich
intensiv leben." An erster Stelle stehen dabei seine Familie, seine Frau
Anja und die beiden Söhne Simon (5) und Jannik (2), und die Freunde.
Handball wird er "nur noch aus Spaß spielen". Der Polizeisportverein Kiel
freut sich auf prominente Verstärkung - und
Scheffler sich darüber, auch mal
ein Training wegen anderer Termine problemlos absagen zu können. Beruflich
hat er als Immobilienkaufmann längst Fuß gefasst.
"Irgendwann werden später sicher die Momente kommen, in denen man über alte
Zeiten spricht", wird er beinahe schon jetzt ein wenig nostalgisch. "Die
Meisterschaften, die Feiern auf dem Rathausmarkt, die Teilnahme an den
Olympischen Spielen 1996 in Atlanta - das wird mir immer in Erinnerung
bleiben." Seine Mutter habe jeden Zeitungsartikel über seine Karriere
gesammelt, inzwischen müssten 16 oder 17 dicke Aktenordner im Keller gleich
neben der Fotowand stehen. "Ich habe in meiner Laufbahn im Prinzip alles
mitgemacht", blickt
Scheffler zurück. "Ich kam als junger Spund zum THW
Kiel, hatte zunächst
Uwe Schwenker auf meiner Position vor mir, verdrängte
ihn dann aber irgendwann, wurde sogar Nationalspieler und spielte zeitweise
60 Minuten beim THW durch, ehe dann
Nikolaj Jacobsen kam, ich zurück ins
zweite Glied rutschte und sogar phasenweise wieder nach Verletzungen auf der
Tribüne saß." Die Erfolge der vergangenen Jahre sprechen für sich. "Ein
Baustein dieser Erfolgsgeschichte zu sein, macht mich sehr stolz. Ich
glaube, wenn das letzte Spiel abgepfiffen und das Licht ausgehen wird, kommt
die Wehmut ganz bestimmt. Ich habe mich hier immer wohlgefühlt."
(© 2003 living sports)