Aus den Kieler Nachrichten vom 08.09.2003:
Kiel - Bereits seit zwei Jahren steht er beim THW Kiel unter Vertrag, doch
eigentlich ist
Piotr Przybecki
in dieser Saison der sechste Neuzugang des
Handball-Bundesligisten. Ein Kreuzbandriss im August 2001, vier Operationen am
linken Knie - der 31-jährige Pole kannte sich am Ende im Krankenhaus besser aus
als in der Kieler Ostseehalle. Jetzt, so der 120-fache Nationalspieler, ist die
Leidenszeit vorbei. "Ich habe endlich keine Schmerzen mehr", fiebert der knapp
zwei Meter große Rechtshänder nun dem Wiedersehen mit seinen alten Weggefährten
von TuSEM Essen (Mittwoch, 20 Uhr, Ostseehalle,
siehe
Vorbericht) entgegen. "Nach dem Fiasko gegen
Wilhelmshaven werden die hoch motiviert sein."
|
THW-Rückraumspieler Piotr Przybecki
ist nach zweijähriger Leidenszeit wieder fit.
|
Vier Jahre spielte
Przybecki, der im linken Rückraum zu Hause ist, für TuSEM. Aus
der Zeit hat er unter anderem einen guten Draht zu Flügelflitzer Stephan Krebietke
und Co-Trainer Krystof Schargy behalten. Mit der Leidenszeit ist aber auch die
Schonzeit des Polen abgelaufen. "Wenn er in einer ruhigen Phase des Spiels ruhig
bleiben würde, könnte er zu den Besten in der Liga gehören", wartet Trainer
Noka Serdarusic
zumeist vergeblich auf einen besonnenen Auftritt des Polen. Auch beim
Saisonauftakt gegen den TV Großwallstadt (24:24) nahm
Serdarusic ihn bereits Mitte
der ersten Halbzeit wieder von der Platte. "Er hat geworfen, obwohl nur eine
Chance von zwei bis fünf Prozent bestand, ein Tor zu erzielen." Explosivität,
Sprungkraft, Schnelligkeit, harter Wurf - nach Einschätzung von
Serdarusic bringt
Przybecki alle Fähigkeiten für einen Ausnahme-Könner mit.
Bis zum Anpfiff. Wenn aus Training Ernst wird, verliert der sonst so besonnene
Pole immer wieder den Faden. "Er bricht Abläufe ab, lässt sich schwer in ein
taktisches Konzept binden", weiß Serdarusic. Er könne es verstehen, wenn ein
Spieler nicht schneller spielen kann. "Aber langsamer spielen, das muss möglich
sein."
Geht es nach Przybecki, dann beginnt knapp zwei Jahre nach seiner Verpflichtung
bald die Erntezeit. Es fehlen ihm nur noch Kleinigkeiten, ein bisschen
Spielpraxis, ein bisschen besseres Timing. "Der Trainer hat sehr viel Geduld mit
mir gehabt. Ich werde das Vertrauen zurück zahlen." Vielleicht gibt es morgen
Abend gegen seine Ex-Kumpels aus Essen schon die erste Rate.
(Von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 08.09.2003)