09.01.2004 | Medien / Verein |
Unter der angespannten Finanzsituation soll der sportliche Erfolg jedoch tunlichst nicht leiden. Noka Serdarusic, der in den vergangenen zehn Jahren sieben deutsche Meisterschaften an die Förde holte, versprach den Fans zum 100. Geburtstag des THW in diesem Jahr ebenfalls einen Titel, auch wenn es mit der Meisterschale "diesmal schwierig wird", wie der 53-Jährige einschränkt. Der Generationenwechsel in der Mannschaft zu Beginn dieser Saison, als sieben Spieler gingen, hat "Sand ins Getriebe" gestreut. "Aber wir werden immer besser. Wichtig ist, dass die Spieler sich untereinander gut verstehen."
Das Verständnis zwischen einigen Spielern und ihren Vorgesetzten erscheint allerdings verbesserungsbedürftig. Sei es die melodramatische Vertragsverlängerung von Johan Pettersson oder der Ärger um Urgestein Klaus-Dieter Petersen, der sich in seinem Streben nach einem neuen Kontrakt vom THW schlecht behandelt fühlte. "Es gab keine Missverständnisse zwischen Pitti und uns", sah Schwenker gestern kein Konfliktpotential. "Wir arbeiten an einer gemeinsamen Lösung."
Diese kann nach Ansicht des unbestechlichen Trainers jedoch nicht darin bestehen, Petersen auf Grund seiner Verdienste auf der Platte zu bevorzugen. "Ich werde mir bei jedem Gegner ansehen, ob Pitti uns helfen kann. Denn ich will jedes Spiel mit den Besten gewinnen", sagt Serdarusic, der natürlich auch die Zeichen der Zeit erkannt hat. "Die Spieler kümmern sich nur um sich. Die Verantwortlichen müssen sich um den THW kümmern."
Der Egoismus seiner gut bezahlten Angestellten ist für Uwe Schwenker indes nur eine von vielen Baustellen. Sei es die mangelhafte TV-Präsenz des Handballsports, die chaotische Spielplangestaltung des Deutschen Handball-Bundes oder die unzureichende Kooperation zwischen den Bundesliga-Vereinen - der 44-Jährige kämpft an vielen Fronten. "Holstein Kiel bekommt für Regionalliga-Fußball das 20-fache an Fernsehgeldern gegenüber dem THW (rund 25000 Euro im Jahr), der Weltklasse-Handball bietet. Hier stimmt die Verhältnismäßigkeit nicht", brachte der ehemalige Nationalspieler eines seiner zahlreichen Probleme, die noch zu bearbeiten sind, auf den Punkt.
Doch auch Spaß muss sein - sogar in der Länderspielpause. Heute Abend trainiert Noka Serdarusic die Zweitliga-Handballer des TSV Altenholz. "Aber die Spieler wissen das noch gar nicht", feixte der Coach. Jetzt wissen sie's. Auch ein Resultat von "59 Minuten".
(Von Thomas Pfeiffer, aus den Kieler Nachrichten vom 09.01.2004)
Und genau so war die neu geschaffene Talk-Runde der Kieler Nachrichten und des Offenen Kanals Kiel auch geplant: Das "59-Minuten-Gespräch" zu aktuellen Kieler Themen ist keine Veranstaltung, bei der die Zuhörer passiv und stumm auf ihren Stühlen sitzen, um nach einer knappen Stunde wieder nach Hause zu gehen. "Es soll eher das Ambiente eines Treffens auf der Straße haben", sagte KN-Chefredakteur Jürgen Heinemann bei der Begrüßung der mehr als 80 Besucher in der gut gefüllten Kundenhalle. Und wie es bei einer zwanglosen Unterhaltung auf dem Bürgersteig eben ist, so entwickelte sich auch vorne auf dem Podium zwischen THW-Trainer Noka Serdarusic und Manager Uwe Schwenker sowie den KN-Redakteuren Reimer Plöhn und Wolf Paarmann schnell ein spannendes und informatives Gespräch und nicht etwa nur ein reines Frage- und Antwortspiel.
Auch die Technik des Offenen Kanals Kiel tat der fast familiären Stimmung in der KN-Kundenhalle keinen Abbruch. Kameras, Mikros und Scheinwerfer waren bald vergessen; die Besucher verfolgten die Talk- Runde konzentriert und tauschten sich zwischendurch immer wieder auch mit ihren Sitznachbarn aus. "Diese Form des offenen Dialogs ist gut", sagte Julia Fröhnel (22), und auch Besucher Bernd Marczinowski (53) hatte an diesem Abend nicht nur etwas Neues über "seine" Mannschaft erfahren, sondern fand vor allem die Beschränkung auf 59 Minuten gelungen: "Dann ufert das nicht so aus."
Und als um 19.59 Uhr die ersten Gäste die KN-Kundenhalle wieder verließen, da waren viele schon neugierig auf das Thema des nächsten "59-Minuten-Gesprächs". Warum? "Weil wir wiederkommen wollen."
(Aus den Kieler Nachrichten vom 09.01.2004)
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