17.05.2004 | Bundesliga |
SG-Kapitän Sören Stryger reckt die Meisterschale in die Höhe. |
(Von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 17.05.2004)
Aus den Kieler Nachrichten vom 17.05.2004:
Die SG ist ein würdiger Meister, das Team wurde über Jahre hinweg kontinuierlich zusammengestellt und bekam Zeit zu wachsen. Personelle Korrekturen halfen, letzte Steine aus dem Weg zu räumen. Manager Thorsten Storm kam für das Umfeld, Trainer Kent-Harry Andersson für die Mannschaft. Das passte.
Bemerkenswertes brachte aber auch der THW zu Stande. Mit fünf Neuen spielte der zehnfache Meister sofort um den Titel mit und kehrte zurück in die Champions League. Das verdient Respekt. Aber nach oben kommen ist bekanntlich einfacher als die Spitze zu halten. Beim THW weiß man das, die SG-Verantwortlichen werden es merken. Weil der Handball boomt und in die wirtschaftlichen Machtzentren drängt, wird's für beide Nordlichter künftig noch schwerer. Nach Köln (mit Gummersbach), Hamburg (HSV) und Hannover (GWD Minden) mutiert wohl demnächst auch "Zwerg" SG Kronau-Östringen zu einem Riesen. Software-Gigant SAP plant mit dem Ex-Klub von Christian Zeitz Großes in Mannheim.
Beim THW sind die Grundlagen bereits gelegt. Im Kern mit einer gesunden Mixtur aus deutschen und schwedischen Spielern. Deshalb ist der nächste Handball-Höhepunkt für Kieler Fans schon in Sichtweite: die Olympischen Spiele. Henning Fritz, Klaus-Dieter Petersen und Christian Zeitz spielen für Deutschland. Dagegen sucht man einen aktuellen deutschen Meister vergeblich in Schwarz-Rot-Gold - das ist einmalig in der Bundesliga-Geschichte. Ein Schatten, der auf den SG-Titelglanz fällt.
(Von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 17.05.2004)
Aus den Kieler Nachrichten vom 17.05.2004:
Tausende Fans feierten am Sonntag in Flensburg den deutschen Meister 2004. |
Die SG wurde durch einen ungefährdeten 41:32-Sieg gegen die HSG Nordhorn Deutscher Meister in der Handball-Bundesliga, und mit ihr feierten Tausende innerhalb und außerhalb der Campushalle.
Und sie feierten, wie sie eine Saison lang spielten: Dynamisch, furios und mit ganz viel Herz. Stehende Ovationen zu den Queen-Klängen "We are the champions", eine La Ola, die kein Ende fand: Beim Abpfiff stand die Halle Kopf. Und die Spieler, die eine Saison lang ihr Bestes gaben, ließen sich feiern. "Das Gequatsche vom Dauer-Vize ist endlich vorbei", meinte der bullige Mittelmann Joachim Boldsen und riss die Schale in die Höhe. Als die glänzenden Medaillen verteilt waren, griff Lars Krogh Jeppesen zur Schampusflasche, köpfte sie mit der gleichen Schnelligkeit, mit der er sonst seine Tore wirft und machte an seinem letzten Tag in der Campushalle noch mal alle so richtig nass. Zuvor gab es lobende Worte von Liga-Präsident Heinz Jacobsen. "Es hat die Mannschaft die Meisterschale bekommen, die über die gesamte Saison den besten Handball gespielt hat", erklärte der Kieler vor laufendem Mikrofon. Gerührt zeigte sich auch SG-Manager Thorsten Storm, der noch vor zwei Jahren für den THW Kiel arbeitete. "Alle vergleichen den THW mit dem FC Bayern. Aber wir sind in diesem Jahr der SV Werder Bremen."
Während SG-Trainer Kent-Harry Andersson vor dem Spiel noch auf die Euphoriebremse trat, war nach dem Spiel auch für den zurückhaltenden Schweden alles im Lot. Noch eine Stunde nach Spielende lief der 56-Jährige durch die Katakomben, verteilte Autogramme und hörte nicht auf zu grinsen. "Eigentlich dachte ich immer, ein Champions League-Sieg wäre die Krönung. Aber in Flensburg wiegt die deutsche Meisterschaft noch schwerer."
Der Architekt der Flensburger Meisterschaft und das Objekt der Begierde: SG-Trainer Kent-Harry Andersson küsste vor den Augen seines Managers Thorsten Storm (li.) die Schale. |
Den Beweis trat das Publikum bereits vor dem Spiel an: Wo man hinsah trugen Frauen, Männer und Kinder T-Shirts mit dem Aufdruck "Wo wir sind ist oben" - auf der Kehrseite waren die gewonnenen Titel zu lesen. Vorschusslorbeeren, mit denen die Spieler der SG gestern gegen Nordhorn ohne Probleme zurecht kamen. Fahnen wurden geschwenkt, kaum einer der Fans war ohne blauweiße Farbe unterwegs: Eine Region feierte ihre Mannschaft, die in dieser Saison nur drei Bundesligaspiele verlor. Männer mit glänzenden Augen und Frauen, die unentwegt jubeln - für die Stimmung musste nicht erst auf der NDR-Showbühne gesorgt werden.
Mehr als 6000 Fans waren in der Halle dabei, genauso viele schauten beim "Jahrhundert-Ereignis" auf der Leinwand vor der Halle zu. Meistersause für die Meisterschale - während die Mannschaft sich nach dem Duschen auf der Bühne feiern ließ, hallten vier Worte aus Tausenden Kehlen in den Flensburger Nachthimmel. Und die Worte waren so einfach: "Deutscher Meister Flensburg-Handewitt."
(Von Sorka Eixmann, aus den Kieler Nachrichten vom 17.05.2004)
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