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10.09.2004 Interview

Zebra-Journal-Interview mit Petersen: "Der Kanzler saß bei Opa auf dem Sofa"

Aus dem Zebra-Journal der Kieler Nachrichten vom 10.09.2004:

Klaus-Dieter Petersen fährt künftig zweigleisig: Jugendtrainer beim  Deutschen-Handball-Bund und Co-Trainer beim THW Kiel.
Klicken Sie für weitere Infos! Klaus-Dieter Petersen fährt künftig zweigleisig: Jugendtrainer beim Deutschen-Handball-Bund und Co-Trainer beim THW Kiel.

Er war achtmal Deutscher Meister, gewann mit der deutschen Nationalmannschaft die Goldmedaille bei der EM in Slowenien und verpasste bei seinen vierten Olympischen Spielen nur ganz knapp den Titel: Mit Klaus-Dieter Petersen räumt der erfolgreichste deutsche Handballer der Gegenwart das Parkett. Allerdings nicht ohne einen Plan für die "Zeit danach".
Kieler Nachrichten:
Sie haben sich nach 339 Länderspielen aus der Nationalmannschaft verabschiedet. Es fehlten noch vier, und Sie hätten Rekordnationalspieler Frank-Michael Wahl eingeholt. Ist das nicht Ansporn genug, die Karriere fortzusetzen?
Klaus-Dieter Petersen:
Auf keinen Fall. Ich habe vor den Olympischen Spielen gesagt, dass anschließend Feierabend ist. Dabei bleibt es. Ich will nicht zu viele Baustellen haben. Ich möchte mich auf meine Arbeit beim Deutschen Handball-Bund (DHB) und beim THW Kiel konzentrieren, um diese Aufgaben hunderprozentig zu erledigen.
Kieler Nachrichten:
Wie sieht die Aufgaben im Verein und Verband künftig aus?
Klaus-Dieter Petersen:
Ich werde voraussichtlich ab 1. Juli 2005 neuer Jugendkoordinator beim DHB. Ende des Jahres läuft der Vertrag meines Vorgängers Klaus Langhoff aus. Zusätzlich gibt es aber noch vier Honorartrainer, die dann die Jugendmannschaften bis zum Sommer zu den Turnieren führen. Ich steige ein, wenn die Sichtung der Jahrgänge für 2005/2006 beginnt. Beim THW bleibe ich Co-Trainer, und da ich erst in einem Jahr beim DHB einsteige, hätte ich sogar Zeit genug, in dieser Saison noch mitzuspielen.
Kieler Nachrichten:
Dem DHB droht auf Grund großer finanzieller Schwierigkeiten die Insolvenz. Ist dadurch auch Ihr Job gefährdet?
Klaus-Dieter Petersen:
Ich glaube nicht. Ich denke, der DHB wird seine wirtschaftlichen Schwierigkeiten in der nächsten Zeit lösen. Mit der WM 2007 im eigenen Land und der positiven Außendarstellung, die wir Spieler durch unsere Erfolge der letzten Zeit geschafft haben, muss das möglich sein. Mein Job wird zudem vom Deutsche Sportbund (DSB) bezahlt. Allerdings ist dieses Geld nicht personengebunden und der DHB kann entscheiden, wieviele und welche Trainer er von diesem Geld bezahlt.
Kieler Nachrichten:
Wie zeitintensiv wird der Job beim DHB sein, und kollidiert diese Belastung nicht zu sehr mit Ihren anderen Jobs?
Klaus-Dieter Petersen:
Als Jugendkoordinator bin ich rund 120 Tage im Jahr unterwegs. Da bleibt Zeit genug für den Verein. Ich arbeite zwar noch nebenbei als Trainer für Sportrehabilitation im "Body-fit" in Schönkirchen. Doch da der THW Kiel hier an den Vormittagen sein Krafttraining macht, bin ich also nah genug dran.
Kieler Nachrichten:
Reicht Ihnen auf Dauer die Aussicht, Co-Trainer beim THW Kiel zu sein?
Klaus-Dieter Petersen:
Nein. Mein Ziel ist ganz klar, einmal selbst Cheftrainer zu sein und selbständig zu arbeiten. Doch bis dahin muss ich noch viel lernen und Noka Serdarusic ist ein guter Mentor für mich... Ich könnte mir vorstellen, einmal eine Bundesligamannschaft zu trainieren. Wahrscheinlicher ist aber, dass ich im Jugendbereich ein Team übernehme. Genau das habe ich beim DHB ja gerade vor. Ich habe mir zum Ziel gesetzt, dass endlich einmal wieder ein, zwei Jugendliche aus Schleswig-Holstein Nationalspieler werden.
Kieler Nachrichten:
Wären Sie denn bereit für eine Trainerlaufbahn Kiel zu verlassen? Schließlich haben Sie sich mit Ihrer Frau Janine und den beiden Töchtern hier doch gut eingelebt.
Klaus-Dieter Petersen:
Ich denke, dass ich Trainer werden kann und trotzdem nicht wegziehen muss. Kiel ist mein/unser Lebensmittelpunkt und das soll er eigentlich auch bleiben. Eine Auswahlmannschaft des DHB kann ich auch als Kieler trainieren.
Kieler Nachrichten:
Sie hatten sich vorgenommen, die A-Lizenz als Trainer zu machen. Wie weit sind Sie damit schon gekommen?
Klaus-Dieter Petersen:
Ich denke, ich werde Anfang nächsten Jahres die Prüfung ablegen. Ich bin jetzt eineinhalb Jahre dabei, und es fehlt mir nur noch ein Lehrgang. Die nötige Hospitanz habe ich jetzt gerade bei den Olympischen Spielen unter Bundestrainer Heiner Brand absolviert.
Kieler Nachrichten:
In Ihrer Freizeit engagieren Sie sich als Botschafter der Aktion "Respekt vor Kindern". Warum?
Klaus-Dieter Petersen:
Ich finde diese Aktion zur gewaltfreien Erziehung sehr wichtig. Ich mache mir viel Gedanken über Kinder. Es ist wichtig, dass sie eine gute schulische und körperliche Ausbildung bekommen. Viele Kinder sind unbeweglich, weil sie stundenlang vor dem Computer sitzen.
Kieler Nachrichten:
Gibt es noch Ziele, die sich der Sportler Petersen noch erfüllen will?
Klaus-Dieter Petersen:
Ich möchte noch einmal einen Marathon laufen. Dafür muss ich allerdings etwas Muskelmasse abbauen. Geplant ist, dass ich 2008 in London mitmache. Das soll eine schöne Stadt sein, die ich mir gerne einmal ansehen will.
Kieler Nachrichten:
Stimmt es eigentlich, dass Bundeskanzler Gerhard Schröder früher bei Ihnen zu Hause ein- und ausging?
Klaus-Dieter Petersen:
Ja. Mein Großvater war Albert Hoff und der Jungsozialist Gerhard Schröder saß immer bei meinem Opa auf dem Sofa und trank Kaffee. Nachdem wir in Slowenien Europameister wurden, lud uns der Kanzler ein und ich war einer der Auserwählten, die an seinem Tisch saßen. Da haben wir uns eine Weile über meinen Opa unterhalten.
Kieler Nachrichten:
Interessierte sich der Kanzler auch für Handball?
Klaus-Dieter Petersen:
Ja. Er erzählte, dass er in der Nähe von Lemgo geboren wurde und da auch eine Kaufmannslehre gemacht hat. Da bleibt es nicht aus, sich für Handball zu interessieren. Ob der Bundeskanzler Ahnung von unserem Sport hat, weiß ich allerdings nicht.
(Das Gespräch führte Wolf Paarmann, aus dem Zebra-Journal der Kieler Nachrichten vom 10.09.2004)


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