Aus dem Zebra-Journal der Kieler Nachrichten vom 10.09.2004:

Im neuntägigen Trainingslager des THW Kiel im friesischen Varel waren sie mit von der Partie, bei den zahlreichen Vorbereitungsspielen der "Zebras" zwischen Marne und Stralsund trugen sie die schwarz-weiße Kluft. "Das war natürlich super", strahlte der Linkshänder Christoph Schindler, der davon profitierte, dass dem THW im rechten Rückraum Christian Zeitz (Olympia) und Roman Pungartnik (verletzt) fehlten. "Aber das war die Ausnahme. Da mache ich mir keine Illusionen." Bald, so der angehende Student der Sportwissenschaften, beginne der Handball-Alltag. Und der finde für ihn in Altenholz statt. "Darauf will ich mich konzentrieren." Muss der Cottbuser auch, schließlich spielte mit Rasmus Gersch der Konkurrent auf der Spielmacherposition die bessere Saison. "Seine Leistungen sind noch zu schwankend", erwartet TSVA-Coach Wolfgang Schwenke mehr Konstanz. "Wer von beiden die bessere Tagesleistung bringt, wird auch länger spielen."

Das gilt auch für die beiden Torhüter Dennis Klockmann und Daniel Sommerfeld, die zwar beim THW Kiel aushelfen dürfen. Eine Eintrittskarte für das Tor des TSV Altenholz ist das aber noch lange nicht. Zumal der Zweitligist mit Florian Töllner, der sich nach einem Kreuzbandriss wieder zurückmeldete, noch einen dritten Keeper hat. Derzeit gilt - Vorteil Klockmann. "Er hat sich durch eine starke Saison die Position als Nummer eins erarbeitet", zählte Schwenke den 22-jährigen Hamburger zu den Leistungsträgern in einer Saison, die den TSV Altenholz auf den siebten Tabellenplatz spülte. "Wenn er noch lernt, nicht immer zu früh abzutauchen, kann er ein guter Torhüter werden." Der 2,10-Meter-Riese trainiert wie Schindler vormittags mit den THW-Spielern und abends mit dem TSV Altenholz. "Am Anfang war das ganz schön hart", erinnert sich der BWL-Student. "Doch inzwischen hat sich der Körper daran gewöhnt." Auch die Freizeit von Daniel Sommerfeld dreht sich ganz um den Handball. Der 18-Jährige pauckt gerade im 13. Jahrgang der Alexander-von-Humboldt-Schule in Neumünster für das Abitur. Doch jede freie Minute widmet der ehemalige Landesmeister im Karate mittlerweile dem Handball. Manchmal auch eine Minute mehr. Kollidiert der Stundenplan mit dem Terminplan des THW Kiel, dann bleibt die Schulbank das eine oder andere Mal leer. "Die Schule ist da sehr tolerant und ich hole den Stoff auch immer nach."

Reaktionsschnell und talentiert - so sieht Wolfgang Schwenke seinen jüngsten Torwart. "Darauf darf er sich aber nicht ausruhen." Klar ist für den 35-Jährigen auch, dass der Weg seiner drei Schützlinge nicht auf Wolke sieben führen darf. "Wenn die mit dem Doppelspielrecht nicht umgehen können und überheblich werden, dann lässt sich so ein Arrangement auch schnell beenden." Bisher, so Schwenke, hätte er von Arroganz noch nichts gespürt. "Das war für die ein richtiger Schub. Die brennen." Das richtige Rezept gegen Hochnäsigkeit hat Noka Serdarusic den drei Nachwuchshoffnungen bereits verabreicht. "Zu Hause sind sie beim TSV Altenholz." An dem Konzept, jungen Leuten eine sportliche Zukunft zu bieten, hat der THW-Coach aber maßgeblich mitgewirkt. Gemeinsam mit seinen beiden Ex-Schülern "Wolle" Schwenke und Martin Schmidt (Spielertrainer des Oberligisten SV Mönkeberg) will Serdarusic Talenten eine breitere Angebotspalette bieten. Als Köder dient das gemeinsame Training mit Weltstars wie Stefan Lövgren oder Henning Fritz.

Ein Angebot, das auch den 18-jährigen Linkshänder Christian Drecke vom Hamburger Regionalligisten TSV Ellerbek zum TSV Altenholz lockte. "Der liebäugelt mit dem THW. Das ist doch klar", weiß Schwenke. "Wir formen die junge Leute und wenn einer unter 20 sich für den THW Kiel empfiehlt, hat es sich auch für Noka gelohnt."

(Aus dem Zebra-Journal der Kieler Nachrichten vom 10.09.2004)