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13.09.2004 Bundesliga / Nationalmannschaft

Zebra-Journal: Die Nachwuchs-Quelle sprudelt: Junioren auf dem EM-Thron

Aus dem Zebra-Journal der Kieler Nachrichten vom 10.09.2004:

Neulich hat die TAZ ein besonders schönes Bild gefunden, um die Arbeit von Bundestrainer Heiner Brand zu beschreiben. Der Mann fügt ein Puzzle zusammen, hockt dabei daheim in Gummersbach und fügt die Teile zum Ganzen zusammen.
Nachwuchssorgen beim Deutschen Handball-Bund? THW-Trainer Noka Serdarusic antwortete mit einer Gegenfrage: "Wer ist denn Anfang August Junioren-Europameister geworden?" Richtig, die deutschen Junioren! Eine prima Quelle für die Besetzung des Kaders von Bundestrainer Heiner Brand.

Nach dem enttäuschenden 13. Platz bei der WM 2003 stürmte dieselbe Mannschaft jetzt im lettischen Riga den europäischen Gipfel. Sieben Spiele, sieben Siege lautete die blitzsaubere Bilanz des geschlossen auftretenden Teams, das von Bundestrainer Martin Heuberger gecoacht wurde. Im Halbfinale wurde Ungarn mit 22:19 ausgeschaltet, das Finale entschieden die jungen Deutschen 15 Sekunden vor der Schlusssirene mit dem Treffer zum 27:26 gegen Dänemark. Umjubelter Held war der Hüttenberger Florian Laudt.

Die überragende Vorstellung des Teams unterstrichen auch die Berufungen von Torhüter Silvio Heinevetter (Concordia Delitzsch) und Yves Grafenhorst (SC Magdeburg) ins All-Star-Team. Grafenhorst wurde gar mit der Ehrung zum besten Turnierspieler ausgezeichnet. Vier, fünf Spieler hätten sicher das Zeug, einmal den Sprung in die A-Mannschaft zu schaffen, sagte Martin Heuberger.

Eine zentrale Rolle kommt dem Verband zu. Zurzeit ist Klaus Langhoff im DHB verantwortlich für die Nachwuchsarbeit. 1994 hat der DHB ein Rahmentrainingskonzept verabschiedet, zudem ein einheitliches Sichtungssystem eingeführt. Die Früchte solcher Maßnahmen werden allmählich geerntet, glaubt Langhoff, der betont: "Es geht in erster Linie darum, junge Spieler individuell weiter zu bringen."

In den letzten Jahren ist ein Trend festzustellen: Viele junge Spieler wechseln bewusst nicht bei der erstbesten Möglichkeit in die Erste Liga, sondern sammeln zunächst Spielpraxis in der Zweiten Liga oder in der Regionalliga. Dort erhalten sie heutzutage ebenfalls hoch qualifiziertes Training und - ganz wichtig - auch Spielpraxis auf hohem Niveau. Die Möglichkeit des Zweitspielrechts hat sich als sehr sinnvoll erwiesen. Heute ist es eher die Ausnahme, dass ein Spieler direkt aus dem Jugendbereich in die Erste Liga wechselt. Aus der frischgebackenen Junioren-Europameistermannschaft spielen selbst Leistungsträger wie Silvio Heinevetter oder Timo Salzer (noch) zweitklassig. "Sie werden ihren Weg machen", ist Langhoff sicher.

Aber auch die deutsche A-Jugend hat ihre Qualitäten. Langhoff hält sie für die "spielerisch beste Mannschaft Europas". Mit 58 Treffern wurde Uwe Gensheimer von Kronau/Östringen Torschützenkönig bei den Titelkämpfen. Aber auch für den Linksaußen führt der Weg zunächst über die 2. Liga. Als Beispiel könnte Gensheimer die Laufbahn von Christian Zeitz dienen, dem frühzeitig höherklassige Angebote vorlagen. Zeitz blieb dennoch lange bei seinem Stammverein in Östringen, avancierte zu einem überragenden Akteur in Liga zwei und spielt heute beim THW Kiel.

(Aus dem Zebra-Journal der Kieler Nachrichten vom 10.09.2004)


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