Aus den Kieler Nachrichten vom 19.10.2004:
Kiel - Alles begann am 21. November 1989 in Wilhelmshaven mit
dem Länderspiel gegen die DDR. Heute, 340 Spiele später,
schließt sich der Kreis: Klaus-Dieter Petersen verabschiedet
sich nach einer bewegten Karriere von der deutschen
Handball-Nationalmannschaft.
Die Ostseehalle ist längst sein Revier geworden. Kein Ort der
Welt könnte passender sein für den Abtritt des charismatischen
Abwehrchefs. Die Kieler Nachrichten sprachen mit dem inzwischen
35-Jährigen.
- Kieler Nachrichten:
-
Sie beenden Ihre Laufbahn mit 340 Spielen als Zweiter
der
ewigen Rangliste deutscher Handballer,
vier Spiele fehlen,
um Frank Michael Wahl (343) zu überflügeln.
Hätten Sie nicht noch ein bisschen mit dem Abschied warten können?
- Klaus-Dieter Petersen:
-
Diese Zahlenspielerei ist mir nicht
wichtig. Die
Olympischen Spiele in Athen sollten für mich als
Abschluss stehen. Dabei bleibe ich. Ich habe eine Familie, und
für die will ich öfter da sein. Trotzdem werde ich die Zeit mit
den Nationalspielern vermissen. Es war schön, aber es gibt immer
etwas Neues und darauf freue ich mich.
- Kieler Nachrichten:
-
Was war für Sie das schönste sportliche Erlebnis im DHB-Team, was
das negativste?
- Klaus-Dieter Petersen:
-
Super war der Gewinn der
Europameisterschaft in diesem Jahr in
Slowenien. Die Krönung meiner Karriere. Ganz bitter dagegen war
das verlorene EM-Finale 2002 in Schweden gegen die Gastgeber.
- Kieler Nachrichten:
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Sie hatten auch außerhalb des Spielfeldes nette Erlebnisse.
Fallen Ihnen ein paar Geschichten ein?
- Klaus-Dieter Petersen:
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Sicher. Zum Beispiel bei den
Olympischen Spielen in Sydney. Da
haben wir erst gegen die Feuerwehr Fußball gespielt und dann
habe ich mit den Jungs abgemacht, dass sie uns mit Blaulicht
zurück in die Unterkunft fahren. In Uniform. Hat prima geklappt.
Schön war's auch in Ägypten, da saßen wir nachts um drei mit ein
paar Leuten in der dunkelsten Ecke von Kairo und haben
Apfelpfeife geraucht.
- Kieler Nachrichten:
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Ihre Karriere ist immer eng mit der von Bundestrainer
Heiner Brand verbunden gewesen. Wie war die Zusammenarbeit?
- Klaus-Dieter Petersen:
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Den Heiner habe ich von Beginn an geschätzt. Er ist selbst sehr
diszipliniert und erwartet diese Eigenschaft auch von anderen.
Positiv ist weiter, dass er jungen Spielern das Vertrauen
schenkt und so immer ein Team zusammen hat, das eine gesunde
Mischung aus Alt und Jung darstellt. Heiner hat sich aber auch
selbst weiterentwickelt. Der einst sture Oberbergische ist
offener gegenüber anderen Ideen geworden. Seine
Trainingsmethoden stammen inzwischen längst nicht mehr nur aus
dem Handball. Er hat es verstanden, Bestandteile aus anderen
Sportarten sinnvoll ins Handball-ABC einzubinden.
- Kieler Nachrichten:
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Sie werden sich zukünftg als Jugendkoordinator im Deutschen
Handball-Bund um den Nachwuchs kümmern. Nach dem Abschied
ihrer erfolgreichen Generation steht ein Neuaufbau an.
Wird Deutschland wieder dabei sein können?
- Klaus-Dieter Petersen:
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Da mache ich mir keine Sorgen. Es gibt junge Leute, die die
Löcher stopfen werden. Unser Kieler
Sebastian Preiß ist so
einer. Für den Mittelblock kämen Immel und Rogowski in Frage.
Vielleicht muss auch das Abwehrsystem von der defensiven 6:0-
Formation auf eine offensive 3:2:1 umgestellt werden. Sicher ist
jedenfalls: Es gibt gute Perspektiven im DHB-Kader.
- Kieler Nachrichten:
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Könnte es einen schöneren Ort als die Kieler Ostseehalle für
Ihren Abschied geben?
- Klaus-Dieter Petersen:
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Wer wollte daran zweifeln. Hier sind 10000 Menschen bei einem
Freundschafts-Länderspiel, obwohl 90 Kilometer weiter der HSV
gegen Flensburg spielt. Das ist einmalig und ein riesiges
Dankeschön der Kieler Fans an alle Nationalspieler, die heute
das Trikot ausziehen.
(Das Interview führte Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 19.10.2004)