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26.10.2004 Karlchens Einwurf

Zebra: Karlchen: Von gesunder sportlicher Härte

Aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "zebra", von living sports:

Er galt als einer der härtesten Fighter, die es im Sport je gab. Lange hatte er das Supermittelgewicht beherrscht. Seine Nase sah früher aus, als hätten Fred Astaire und Ginger Rogers auf ihr einen Stepptanz aufgeführt. In 34 Kämpfen als Profi reckte er am Ende 34 mal die Fäuste als Sieger nach oben, hat seine Standfestigkeit und Schlagkraft wie kaum jemand anderes bewiesen. Und doch zittern ihm die Knie, wenn er an Handball denkt. "Das sind doch alles Ochsen, ich möchte kein Handballer sein", meinte der ehemalige Box-Weltmeister Sven Ottke, als er zur Härte der rasanten Sportart angesprochen wurde, so stand es jedenfalls in der Zeitung.
Vollkommen entgeistert hatte er sich ein Spiel bei den Olympischen Spielen in Athen angeschaut. Stimmt ja auch, ein Sport ohne eine "gesunde sportliche Härte" ist Handball nun wirklich nicht. Als ich einmal in einem Artikel von Hüftfeger, Schenkelhalter und Schulterschleuder die Rede gelesen habe, dachte ich, da wäre von Handball die Rede ... bis ich merkte, dass dies alles Begriffe aus dem Judo sind. Anleihen aus anderen Sportarten helfen beim Handball sehr. Nicht nur die Leichtathletik bei Sprint und Ausdauer, nicht nur der Kraftsport ist Vorbild. Judo hilft, wenn Spieler hoch in den Strafraum segeln und dann ja auch irgendwie den Landeanflug überstehen müssen, abrollen ist dann alles. Und jeder Kreisläufer und Abwehrspieler sollte Grundtechniken des Ringens verstehen, das geht bis zu den Feinheiten des Fingerverbiegens. Und als ich letztens Wrestling gesehen habe, konnte ich nur lächeln. Aus mehreren Metern Höhe auf den Rücken zu fallen, hat Stefan uns schon längst vorgemacht und einen Salto zeigen uns Spieler wie Johan und Adrian ständig.

Allerdings in Schauspielerei könnten die Zebras noch dazu lernen, am Besten von den Kroaten, Goluza und Kompagnons sind darin die absoluten Meister. Da wird der Täter schnell zum Opfer, der "eben noch" Invalide zum eifrigen Torschützen. Nichts für deutsche Spieler wie Schwarzer oder Petersen. Spieler wie Pitti regen sich zumindest äußerlich kaum auf. Bei ihm denke ich immer an den Film "From Dusk Till Dawn", in dem George Clooney einem Mitstreiter sagt: "Kämpf jetzt, heul später!" Bei Pitti ist ein Augenverdrehen schon stärkster Protest und ein an ihm begangenes Foul wird meist mit einer Kopfbewegung weggeschüttelt.

Oh, noch ein schöner Filmsatz fällt mir ein, wenn ich schon von Abwehrrecken spreche: "Wenn man genug Mut hat, braucht man keinen guten Ruf". Das Motto Rhett Butlers in "Vom Winde verweht". Allerdings kann das für einen Handballspieler auch arg hinderlich sein. Ich erinnere mich an Spiele, in denen mussten Pitti oder auch Wolfgang Schwenke einen Gegenspieler nur böse anschauen und schon sahen das die Schiedsrichter als bösartige Attacke und schickten sie für zwei Minuten vom Spielfeld.

Tja Herr Ottke, Respekt ist wirklich angebracht. Der ehemalige Boxweltmeister hat übrigens nach seinem letzten Kampf seine Nase operativ richten lassen und teilt eine Leidenschaft mit den Zebras, das Golfspielen. Es mache so schön "Klick", wenn man den Ball trifft, meint er. Ah, jetzt kapiere ich endlich das Golfspielen ... es handelt sich in Wirklichkeit um eine Art buddhistische Meditation. Nach soviel kampflustigem Gerangel auf dem Spielfeld verständlich.

(Aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "zebra", von living sports)


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