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08.12.2004 Bundesliga

Kieler Nachrichten: HSV Hamburg droht Punktabzug

Handball-Bundesligist hat gegen die Lizenzauflagen verstoßen

Aus den Kieler Nachrichten vom 08.12.2004:

Hamburg - Die Handball-Bundesliga (HBL) wird den finanziell angeschlagenen Bundesliga-Tabellenführer HSV Hamburg für den Verstoß gegen die Lizenzauflagen bestrafen. Ein Abzug von bis zu acht Punkten und eine Geldstrafe von rund 20 000 Euro sind möglich. "Es ist klar, dass es eine Strafe geben wird", bezeichnete HBL-Geschäftsführer Frank Bohmann einen Vier-Punkte-Abzug aber als Spekulation. Das Strafmaß ließe sich erst ermitteln, wenn die testierte Bilanz der Wirtschaftsprüfer am 15. Dezember vorliegt. "Die Strafe wird vor Weihnachten ausgesprochen."
Kernstück der Anklage sollen nach derzeitiger Aktenlage Mietschulden in Höhe von rund 200 000 Euro bei der Color Line Arena sein, die der HSV verschwiegen hat. "Dieses Vergehen ist eindeutig", so Bohmann.

"Ich gehe nicht davon aus, dass wir bestraft werden", gab sich HSV-Präsident Heinz Jacobsen zuversichtlich. Allerdings habe auch er "null Einblick" in die Unterlagen, die der wirtschaftliche Träger des Vereins, die mit zwei Millionen Euro verschuldete Omnisport GmbH, vorlegt.

Für THW-Manager Uwe Schwenker wäre eine Strafe die längst überfällige Quittung für wirtschaftlichen Missbrauch, den der HSV auf hohem Niveau betreibe. "Der Klub leistet sich teure Spieler, deren Gehälter er gar nicht erwirtschaften kann. Das ist Wettbewerbsverzerrung." Am 15. Dezember wird sich auch klären, ob Omnisport Insolvenz anmelden muss. Für den HSV hätte das den Lizenzentzug zur Folge.

Mit einer neuen Struktur will der HSV dem Chaos begegnen: Nach der Inhaftierung von Geschäftsführer und Gesellschafter Winfried M. Klimek wurde gestern Wilfried de Buhr als Nachfolger eingesetzt. Der 51-Jährige übernahm die Omnisport-Anteile (70 Prozent) von Klimek, der wegen Betruges und Untreue festgenommen wurde.

(Von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 08.12.2004)

 

Kommentar von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 08.12.2004:

Strafe muss sein

Ein HSV Hamburg, der mit Weltklasse-Spielern die Color Line Arena füllt, wäre eine Bereicherung für die Handball-Bundesliga. Ein HSV, der vor spärlichen Kulissen siegt und die fürstlichen Gehälter seiner Spieler nicht zahlen kann, könnte ein Bumerang werden. Trotz eines Zwei-Millionen-Defizits gab es für den HSV, der einst VfL Bad Schwartau hieß, eine Lizenz. Möglich machte dies ein fragwürdiges Verfahren. Schließlich sitzen im Lizenzierungsausschuss der Handball-Bundesliga (HBL) einige Klub-Manager, die über die Zulassung entscheiden, ohne Details zu kennen. So soll beispielsweise verhindert werden, dass in Magdeburg die Runde macht, was ein Pascal Hens in Hamburg verdient. Unglücklich war auch die Rolle von Heinz Jacobsen. Als HBL-Vorsitzender gab er grünes Licht für eine Lizenz. Kurz darauf übernahm er beim HSV das Präsidentenamt. Auch wenn der Kieler über jeden Zweifel erhaben ist - es passt ins Bild. Professionalität sieht anders aus. Die Bestrafung für den Klub, der sich bisher wenig um Fristen und Transparenz scherte, ist richtig. Gleiches gilt für die Erkenntnis der Liga-Verantwortlichen, das Lizenzierungsverfahren künftig in die Hände von Unbeteiligten zu geben. Entscheidend für die Glaubwürdigkeit der HBL wird aber sein, wie das Strafmaß ausfällt. Eine Geldstrafe von 20 000 Euro wird den HSV, der auch in dieser Saison ein Minus von knapp einer Million Euro schreiben wird, kaum schrecken. Hat der Verein gegen die Auflagen verstoßen, muss er spürbar bestraft werden. Alles andere hilft dem HSV und schadet dem Handball.

(Von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 08.12.2004)


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