02.03.2005 | Mannschaft |
Marcus Ahlm |
Dass der Europameister des Jahres 2002 einer der besten Kreisläufer der Bundesliga wurde, verdankte er dem Zufall und seinem Fleiß.
Als 18-Jähriger spielte er für seinen Heimatklub IFK Kristianstad und erlebte die "Elitserien" zumeist als Abwehrspieler. Dann folgte Ahlm seiner Freundin Karin Svensson nach Göteborg. Sie wollte Lehrerin werden, Ahlm Chemietechnik und Physik studieren. Die Handballkarriere des Zwei-Meter-Hünen schien kurz zu bleiben. Wenn da nicht der Göteborger Verein Alingsas HK in Kristianstad nach einem Linksaußen angefragt hätte. Der ehemalige Ahlm-Klub gab den Außen frei und legte Alingsas auch seinen jungen Kreisläufer ans Herz. Ahlm machte ein Probetraining, spielte eine Saison für ein Taschengeld und erlebte die Silbermedaille bei der Junioren-WM auf der Ersatzbank. Der Durchbruch gelang ihm schließlich bei Ystad IF. Einem Klub, für den er spielte, weil Karin (26) nun im benachbarten Malmö studierte.
Die Rollen wechselten, als der THW Kiel im Frühjahr 2002 anrief. Diesmal folgte Karin ihrem Freund. Diesmal legte Ahlm sein Studium auf Eis. Kiel bot beiden die Gelegenheit, ein neues Land kennenzulernen. Für Ahlm war es die Chance, ein besserer Handballer zu werden. "In einer Mannschaft gibt es immer zwei Typen: Talente und andere, die hart trainieren müssen. Ich bin ein Trainingsprodukt."
Der Motor, der ihn gleich in seiner ersten Bundesligasaison in die "Mannschaft des Jahres" spülte, ist sein Ehrgeiz. Der Wille, in einer fremden Sprache "Immatrikulation" sagen zu können. Der Wille, als Sportler nach Perfektion zu streben. "Ob mir das im Handball oder im Badminton gelingt, war mir egal."
Aber komplex sollte der Sport sein. Ahlm wollte nicht nur seinen 103-Kilogramm-Körper benutzen, sondern auch den Kopf. Als Kreisläufer hätte er zwar nur für knapp 30 Sekunden pro Spiel den Ball in der Hand. "Dafür habe ich alles im Blick." Er sieht die Angriffszüge seiner Mitspieler, schafft die Lücken für ihre Würfe, steht bereit, wenn ein Anspiel bei ihm landet. Kreisläufer zu sein, heißt im Handball da zu stehen, wo das Herz schlägt.
Schieben, schubsen, schlagen - die Nerven verliert er auch im Getümmel nie. Kaum eine Geste der Freude, ganz selten eine der Frustration. "Wenn ich Emotionen zulasse, verliere ich die Konzentration." Wie kaum ein anderer ist er in der Lage, bis zum Ende hellwach zu sein. In den letzten Sekunden den Ausgleich gegen Flensburg zu werfen (26:26). In der Schlussminute den finalen Siebenmeter gegen Gummersbach (23:22) zu erarbeiten. Seinen Vertrag beim THW hat er jüngst bis zum Sommer 2007 verlängert. Zeit genug, um schneller zu werden und zu lernen, in der "Abwehr stärker zu schubsen".
(Von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 02.03.2005)
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