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08.03.2005 Karlchens Einwurf

Zebra: Karlchens Einwurf

Karlchen macht auf Kunst

Aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "zebra", von living sports:

Eine Ausstellung über die "Zebras"? Hein Dahlinger in Öl gemalt und Noka als Heldenbüste? Der Titel "Die Gruppe ZEBRA" jedenfalls machte mich neugierig auf die angekündigte Ausstellung in der Stadtgalerie. Erwartungsvoll trat ich ein in die weiten Räume... aber keine Spur von Zebras. Bilder an den Wänden und überall Skulpturen. Die zeigten zwar auch Sportler, aber Eishockeyspieler lassen mich kalt und Fußballer ungerührt. Allerdings erlaubten sich die Macher eine ziemliche Geschmacklosigkeit, denn an einer Wand am Eingang hing doch tatsächlich der Kopf eines vierbeinigen Zebras, sauber vom Körper abgetrennt, mit weit aufgerissenen Augen und müde grinsendem Lächeln.
Also bitte schön, was hat das alles mit dem THW zu tun? Die Antwort kam von einem flanierenden Pärchen, das mir erklärte, hier würde es sich um Kunst handeln, um eine Gruppe von Künstlern, die sich vor 40 Jahren den Namen "Zebra" gegeben haben und nun eine Schau ihrer Arbeiten präsentieren. Also bitte, wer kommt denn auf solche Ideen? In Kiel sich "Zebras" zu nennen. Da sage ich doch mit dem Highlander: "Es kann nur einen geben". Und das ist in Kiel der THW!

Obgleich die Macher der Ausstellung natürlich in einem Recht haben, die Zebras sind Kunst! Denn auch beim Handballspiel geht ohne Kreativität, Kraft und Disziplin gar nichts. Übung und Training gehört absolut dazu. Ein Picasso hat schon als Kind wie wild geübt, die alten Meister studiert und abgemalt. Und den Satz von Karl Valentin "Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit" trichtert Noka Serdarusic seinen Zebras bei jedem Training ein. Eine seiner Maximen: Nur wenn man schwer trainiert, sieht es nachher beim Spiel leicht aus.

Und vielleicht sieht er ein Spiel wie eine Kunstrichtung. Sieht bei gelungenen Kombinationen die schnörkellose Klassik der Renaissance Maler, eines Raffael oder Leonardo da Vinci. Wenn das Spiel seiner Jungs aus dem Ruder läuft hingegen die wirren Farbstrukturen eines Jackson Pollack. Und wenn Noka das richtige Abwehrverhalten zum tausendsten Mal vormacht, fühlt er sich vielleicht als Michelangelo bei der Ausmalung der Sixtinischen Kapelle - eine Sisyphos-Aufgabe. Und wie die antike Sagengestalt immer wieder einen Fels den Berg versucht hinaufzurollen, so wie Michelangelo immer wieder neue Ideen für die gigantische Fläche der Kapelle entwirft, so wird auch Noka immer wieder erklären und erklären.

Und dann die einzig echten Kieler Zebras als Künstler. Ein Zeitz mit seiner unberechenbaren Kreativität hat doch auch etwas von einem Picasso. Nie weiß der Betrachter, was er jetzt gerade macht, wechselt Stilrichtungen wie es ihm beliebt. Die stoische Gelassenheit eines Henning Fritz beim Siebenmeter hat manchmal etwas Bildhauerhaftes. Und Stefan schleicht zwar öfter über den Platz wie eine Figur von Käthe Kollwitz, schwer tragend, leicht nach vorn gebeugt, doch im Angriff ist er es dann, der wie Peter Paul Rubens die Fäden bei großartigen Kompositionen - ich meine Spielzügen, in der Hand behält und die Übersicht nicht verliert. Wie gut, dass wir THW-Fans zu einer Ausstellung unserer Lieblingskünstler nicht in ein Museum, sondern einfach in die Ostseehalle gehen können.

(Aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "zebra", von living sports)


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