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22.06.2005 Bundesliga / Interview

Schwenker im Sport1-Interview: "Es geht um die Glaubwürdigkeit"

Sport1: Die Handball-News im Internet.
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Kiel/München - Die Handball-Bundesligisten schauen nach Dortmund. Am Donnerstag verhandelt das Landgericht die Anträge des TUSEM Essen und der SG Wallau/Massenheim auf Erteilung einer Einstweiligen Verfügung für die Lizenz zur neuen Saison. "Das Lizenzierungsverfahren steht auf dem Prüfstand", erklärte Andreas Thiel, Rechtsbeistand der Handball-Bundesliga (HBL). Was denkt die Bundesliga-Konkurrenz über die Vorgänge? Sport1.de sprach mit Kiels Manager Uwe Schwenker über die Prozesse und die Bedeutung für die Sportart Handball.
Sport1:
Herr Schwenker, Sommerpause im Handball, aber man weiß nicht, mit wie vielen Vereinen die neue Saison beginnt. 18, 19 oder 20 - kann man da planen?
Uwe Schwenker:
Man kann. Ich gehe von 18 aus.
Sport1:
Wie beurteilen Sie die Entscheidungen von Essen und Wallau, vor einem Zivilgericht die Lizenz erstreiten zu wollen?
Uwe Schwenker:
Zunächst einmal: Ich denke, dass der Gutachterausschuss und der Vorstand der HBL nach bestem Wissen und Gewissen entschieden haben. Dass die Vereine alle Mittel ausschöpfen, die Liga zu erhalten, ist verständlich.
Sport1:
Und doch belastet es den Handball.
Uwe Schwenker:
Natürlich. So bitter es wäre, wenn solche Traditionsvereine nicht mehr erstklassig sind. Aber wenn die wirtschaftlichen Vorraussetzungen nicht da sind, muss man solche Entscheidungen treffen. Es geht um die Glaubwürdigkeit und die Zukunft der Sportart!
Sport1:
Aber das Image der Handball-Bundesliga leidet doch schon jetzt durch die Lizenzentzüge.
Uwe Schwenker:
Sicher ist es eine schwierige Situation. Aber wenn man nicht im Rahmen seiner Möglichkeiten wirtschaftet, geht es eben nicht mehr weiter. Wir müssen seriös bleiben. Das sind wir unseren wirtschaftlichen Partnern und den Fans schuldig.
Sport1:
Allerdings wird das gesamte Lizenzierungsverfahren durch beide Klubs in Zweifel gezogen.
Uwe Schwenker:
Ich habe keinen Grund, am Lizenzierungsverfahren zu zweifeln. Beide Vereine weichen stattdessen vom Lizenz- und Schiedsvertrag ab, den sie unterschrieben haben.
Sport1:
Es geht dabei auch um die Solidarität in der Bundesliga.
Uwe Schwenker:
Solidarität hin oder her. Jeder ist sich doch selbst der Nächste, wenn es eng wird. Das überrascht nicht. Ich laufe nicht illusorisch durch die Weltgeschichte. Mich hat aber schon irritiert zu lesen, dass ein Sponsor mehr als zwei Millionen Euro in Essen investieren soll. Damit hätte er Partner der gesamten Liga und des DHB werden können. Oder bei einem Fußball-Bundesligisten einsteigen können. Und Klaus Schorn ist völlig überrascht, dass das Geld nicht fließt... Bei dieser Summe hatte ich von Beginn an Zweifel.
Sport1:
TUSEMs Manager Schorn wirft aber nun gerade der Konkurrenz vor, jeder denke nur an sich.
Uwe Schwenker:
Klaus Schorn war doch der Erste, der nur an sich gedacht hat. Als es um die Zentralvermarktung ging, ist er als Erster ausgeschert. Nach Gesprächen mit Kollegen habe ich keine Zweifel, dass absolute Einigkeit in der Liga besteht - bis auf diese beiden Ausnahmen. Die Bundesligisten stehen zu den Entscheidungen des HBL-Vorstands. Es gibt ein Solidaritätsgefühl in der Liga!
Sport1:
Dennoch haben ja Funktionsträger anderer Vereine als Mitglieder des HBL-Vorstands über Essen und Wallaus Zukunft geurteilt. Da bleibt doch ein Nachgeschmack.
Uwe Schwenker:
Ich glaube, das ist nicht gut rübergebracht worden. Der Vorstand ist nur dem Urteil des unabhängigen Gutachterausschusses gefolgt. Ich habe aber schon immer gesagt, dass es unglücklich ist, dass andere Vereine im Ligavorstand vertreten sind. Der Vorstand muss unabhängig sein! Darüber müssen wir reden.
Sport1:
Viele möchten auch, dass Sie im Vorstand der HBL Verantwortung übernehmen.
Uwe Schwenker:
Das werde ich in keinem Fall tun. Ich bin bereit, der HBL zu helfen, wenn ich gefragt werde, zum Beispiel in Sachen Marketing. Aber ich will nicht über andere urteilen.
(Das Gespräch führte Michael Schwartz, © 2005 Sport1)


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