In der aktuellen "Handball-Woche" Ausgabe 28/29/2005 spricht Handball-Ikone
Magnus Wislander über die verpasste EM-Qualifikation
der "Tre Kroners" (siehe
Bericht) und die Zukunft des schwedischen Handballs.
Wir präsentieren das Interview mit freundlicher
Genehmigung der "Handball-Woche".
Schweden hat die Qualifikation zur EURO 2006 nicht geschafft und scheiterte
an Polen (siehe
Bericht). Die Handballwelt war überrascht, hatten doch gerade die "Tre
Kroners" von 1990 bis 2002 Maßstäbe gesetzt. Im Exklusiv-Interview verrät
Jahrhundert-Handballer
Magnus Wislander die Hintergründe und spricht über
die Zukunft.
- Handball-Woche:
-
Schweden ist für die Euro 2006 nicht qualifiziert. Haben Sie das schon
realisiert?
- Magnus Wislander:
-
Ja, leider!
- Handball-Woche:
-
Handball ist nach Eishockey der Volkssport in Ihrem Land. Wie waren die
Reaktionen in der Öffentlichkeit?
- Magnus Wislander:
-
Es gab viele Reaktionen. Von Enttäuschung bis hin zu Vorwürfen
war vieles dabei. Vor allem Auswahltrainer Ingemar Linnell
geriet in die Kritik. Über eine mögliche Nachfolge und auch über die
Rückkehr von einigen älteren Spielern wurde sogar diskutiert.
- Handball-Woche:
-
Ist die Kritik an Linnell gerechtfertigt?
- Magnus Wislander:
-
Nein, aber es ist sowieso nicht meine Art, den Trainer in Frage
zu stellen. Vielmehr finde ich, die Spieler sollten die Verantwortung
übernehmen, schließlich waren sie es ja auch auf dem Feld, die die
Qualifikation nicht geschafft haben. Außerdem muss man auch sagen, dass
Linnell personell das Beste hatte, was es gerade in Schweden gibt. Er hat
die besten Spieler eingeladen und dann kannst du halt nicht mehr machen...
- Handball-Woche:
-
Von 1990 bis 2002 hat Ihr Land den Welthandball bestimmt. Nun sind Sie
nach Athen schon zum zweiten Mal nicht für ein Großereignis qualifiziert.
Steckt Schweden in der Krise?
- Magnus Wislander:
-
Ja. Man muss leider davon sprechen. Über viele Jahre waren wir
Weltspitze, jetzt sind wir nicht mal mehr qualifiziert. Da kann man das Wort
Krise in den Mund nehmen. Trotzdem befindet sich nur die Nationalmannschaft
in dieser Krise. Denn sowohl die Vereinsteams als auch der Nachwuchs in
Schweden ist gut und dort wird Klasse-Arbeit gemacht.
- Handball-Woche:
-
Worin liegen die Gründe für die Krise?
- Magnus Wislander:
-
Gerade für die jüngeren Spieler war die Qualifikation eine
völlig neue Sache. Einige haben zwar schon viele Länderspiele, aber eine
solche Rolle wie gegen Polen mussten sie noch nie spielen. Vor allem waren
sie dabei auf sich allein gestellt, weil die Älteren nicht mehr dabei waren,
die sie früher geführt haben. Linnell musste eine völlig neue Mannschaft
formen und ist dabei weiter auf der Suche nach Führungsspielern. Irgendwie
hat sich dabei viel auf
Marcus Ahlm konzentriert, aber als Kreisläufer ein
Team zu führen, ist schwer.
- Handball-Woche:
-
Polen schlägt Schweden und Portugal Tschechien. Rückt die Spitze im
Handball noch enger zusammen?
- Magnus Wislander:
-
Ja, aber das ist ja auch keine neue Entwicklung. Durch die
Erweiterung der EU, dadurch dass wir nun mehr Länder in Europa haben, ist
die Weltspitze noch enger zusammen gerückt. Allein der Balkan hatte schon
immer sehr gute Handballspieler. Dort sind nun einige neue
Nationalmannschaften entstanden. Aber Portugal und Tschechien kann ich
sportlich nicht so richtig einschätzen. Sicher ist aber, dass mit Polen und
Schweden die beiden stärksten Mannschaften in der Qualifikation aufeinander
getroffen sind. Vielleicht hatten wir einfach auch ein wenig Lospech.
- Handball-Woche:
-
Haben Sie Angst vor der Zukunft oder anders: Kann Schweden wieder den
Anschluss an die Weltspitze schaffen?
- Magnus Wislander:
-
Angst habe ich eigentlich nicht. Doch man muss auch sehen, dass
es immer schwieriger wird, sich zu qualifizieren, wenn man erst einmal nicht
dabei war. Die Qualifikations-Runden werden länger, die Gegner immer
schwerer, weil man anderen Lostöpfen zugeteilt wird. Dann kommt vielleicht
die eine oder andere andere Verletzung hinzu. Davor habe ich Angst. Es ist
ein langer und harter Weg zurück.
- Handball-Woche:
-
Werden Sie der Nationalmannschaft helfen, diesen Weg zu gehen?
- Magnus Wislander:
-
In der Nationalmannschaft weiß ich noch nicht. Ich konzentriere
mich auf meinen Klub in Göteborg und wenn meine Leute dort gut sind, geht es
auch wieder besser in der Nationalmannschaft.
(Das Gespräch führte HW-Redakteur Olaf Bruchmann, aus der "Handball-Woche" Ausgabe 28/29/2005)