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19.09.2005 Presse / Mannschaft

Österreichs Figo spielt in Norddeutschland

Von Andreas C. Geipel, aus dem "Kurier" vom 16.09.2005:

Wenn der THW Kiel, der FC Bayern des deutschen Handballs, Heimspiele bestreitet, dann ist der wirkliche FC Bayern ziemlich egal, selbst wenn er zeitgleich Champions League in Wien spielt. Was zählt, ist der Hype um Kiel. Mittendrin - ein Österreicher. Viktor Szilagyi.
Die Ostseehalle gilt als Handball-Tempel. Der Klub als Handball-Mythos. Mit Erfolgsgarantie. Bei der Saison-Heimpremiere, Mittwoch gegen Minden (38:27/1 Tor Szilagyi), vermeldete der Klub einen neuen Rekord. Die 10.000er-Schallmauer bei den Dauerkarten (die sogar vererbt werden) wurde durchbrochen.

Gänsehaut

Vor Spielbeginn wird es dunkel. Dann kommen die Stars, Scheinwerfer erfassen sie, Tausende kleine Taschenlampen erleuchten die Halle, Gänsehaut ist garantiert.

In der 232.000-Einwohner-Stadt Kiel ist Handball konkurrenzlos. Sportlich ist es der THW in Deutschland auch. 11-mal, zuletzt 2005, waren die Zebras Meister. Heuer ist der Appetit besonders groß. Das Ziel: Die Champions League gewinnen. Der Verein (Budget 5,3 Mill. Euro) hat Sorgen, die selbst Fußball-Vereine gern hätten. "Uns gehen die Werbeflächen auf den Trikots und in der Halle aus", erzählt der Pressechef. Der Hauptsponsor, die Versicherung Provinzial, ist seit 26 (!) Jahren dabei. Das Erfolgsgeheimnis ist die Kontinuität. Das 13. Jahr ist Trainer Noka Serdarusic schon im Amt.

Serdarusic setzt auf Szilagyi, der Freitag 27 wird, als Ersatzmann für Lövgren. Der Schwede ist als Welt- und Europameister eine Handball-Legende. Der 35-Jährige gilt aber als verletzungsanfällig.

Tradition

Viktor, in Budapest geboren, kam im Alter von sechs nach Österreich, weil Vater Stefan St.-Pölten-Trainer wurde. Heute ist der Papa Coach in Tulln.

Schon seit dem Jahr 2000 stellt sich der mittlerweile 88-fache österreichische Teamspieler, dessen nächstes großes Ziel die WM 2007 in Deutschland ist, der Herausforderung Deutschland, wo sie ihn Figo nennen. Ein zweijähriger Bub eines Mitspielers ist an diesem Spitznamen Schuld, weil der Viktor nicht aussprechen konnte. Über seinen neuen Klub spricht Szilagyi in höchsten Tönen. "In dieser Halle zu spielen, ist etwas Besonderes."

Österreichs Handballer des Jahres 2000 hat viel vor. "Wir wollen den Pokal für den Sieg in der Champions League nach Kiel holen. Und Meister werden." In der Bundesliga ist Kiel am besten Weg; drei Spiele, drei Siege lautet die erste Zwischenbilanz.

(von Andreas C. Geipel, aus dem "Kurier" vom 16.09.2005)


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