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12.10.2005 Bundesliga

Zebra: Ausländer-Quote? - Bundestrainer Brand ist der Ausländeranteil in der Bundesliga zu hoch

Aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "zebra", von living sports:

Die Handball-Bundesliga gilt neben der spanischen Liga Asobal als die stärkste Liga der Welt, also ein attraktiver Standort für Profihandballer aus aller Welt. In dieser Spielzeit stellen die 18 Vereine aus der Elite-Serie diesbezüglich einen neuen Rekord auf: Sie gehen mit dem größten Ausländer-Anteil in der Geschichte der Handball-Bundesliga an den Start, 130 Legionäre aus 23 Nationen.
Das sind für den Bundestrainer gar zu viele ausländische Spieler. "Beim Supercup-Endspiel zwischen dem THW Kiel und der SG Flensburg-Handewitt waren ja phasenweise nur zwei Deutsche auf dem Parkett", hadert Heiner Brand mit dem aus seiner Sicht zu hohen Anteil an Ausländern auf dem deutschen Handball-Parkett.

Brand sorgt sich um Qualität und Quantität des deutschen Nachwuchses und führt dies auf mangelnde Spielanteile der heimischen Spieler angesichts starker Konkurrenz zurück. "Die Situation ist schon sehr bedenklich und es kann so nicht weitergehen. Ich denke, dass diese Entwicklung gestoppt werden muss, sonst könnte es nach meiner Amtszeit 2008 im deutschen Handball Probleme geben", erklärte der Weltmeister von 1978 in der Handballwoche weiter. Seit dem Beginn der Saison 2005/06 gibt es im deutschen Handball wegen der EU-Erweiterung keine Ausländerbeschränkung mehr.

Brand hat die Bundesliga-Vereine vor dem Final Four im vergangenen April in Hamburg auf die Problematik, die durch die vielen ausländischen Spieler entsteht, hingewiesen und über Lösungsvorschläge nachgedacht, Brand sieht eine Lösung in einer Art Importquote für ausländische Stars, also über protektionistische Maßnahmen: "Wir müssen über eine Quotierung oder eine freiwillige Selbstbeschränkung von ausländischen Spielern nachdenken - so, wie es auch schon in der spanischen Liga durchgeführt wird. Die Vereine müssen begreifen, dass ihre Fans auch deutsche Stars sehen wollen. Die derzeitige Entwicklung, die sich auch im deutschen Eishockey und Basketball abzeichnet, geht eindeutig in die falsche Richtung."

Der 130-malige Nationalspieler moniert darüber hinaus, dass in der Bundesliga sogar schon Nachwuchs-Talente aus dem Ausland verpflichtet werden. "Wir müssen damit anfangen, die Zahl der Ausländer auf zunächst einmal zehn Spieler abzubauen. Das sage ich nicht aus Egoismus, weil ich Bundestrainer bin. Denn wenn wir nicht langsam damit anfangen, haben wir keine Spieler mehr für die Nationalmannschaft. Und meiner Meinung nach lebt der deutsche Handball zu einem großen Teil von einer starken Nationalmannschaft."

Die Sorge von Brand ist sicherlich berechtigt, doch ob sein Lösungsansatz die gewünschte Wirkung nachhaltig erzielt und dabei auch keine zusätzlichen negativen Einflüsse ausübt, darf bezweifelt werden. Vereine wie etwa der THW Kiel oder die SG Flensburg- Handewitt haben den Anspruch, mit Mannschaften anzutreten, die zu den Top-Adressen in Europa zählen. Das erwarten sowohl die Sponsoren als auch die Zuschauer dieser Teams. Die Bundesliga hat immerhin ob seiner Stärke drei Startplätze in der Champions-League. Auch in der Breite ist die Bundesliga so stark besetzt, dass es immer noch möglich ist, dass so genannte "underdogs" Spitzenteams besiegen - zuletzt bekam die SG Flensburg-Handewitt das bei TV Großwallstadt zu spüren, die dort ihre erste Saisonniederlage kassierte.

Es steht zu befürchten, dass das Leistungsniveau insgesamt sinken wird, wenn deutsche Spieler sich nicht mehr im Wettbewerb gegen die ausländische Konkurrenz durchsetzen müssen, sondern über eine Quotierung in die Teams rutschen. "Wir haben achtzehn Klubs in der Bundesliga, doch die Anzahl an herausragenden deutschen Spielern so stark begrenzt, dass gar nicht genug deutsche Stars vorhanden sind, um alle Vereine zu bedienen", führen sowohl THW-Geschäftsführer Uwe Schwenker als auch THW-Trainer Noka Serdarusic immer wieder an. Mit Henning Fritz und Christian Zeitz weisen die Zebras immerhin zwei Topstars des DHB-Teams in den eigenen Reihen auf. "Klar hätten wir auch gerne noch den einen oder anderen deutschen Nationalspieler mehr bei uns", geben Schwenker und Serdarusic unumwunden zu, "aber diejenigen Spieler, die unserem Team weiterhelfen würden, die sind schlichtweg nicht zu bekommen."

Eine Quotierung würde also aller Wahrscheinlichkeit nach dem Niveau sowohl der Bundesliga als auch der Nationalmannschaft schaden. Natürlich gibt es nur begrenzt deutsche Spieler von Weltklasseformat, aber ist es realistisch, dass es mehr werden, wenn man dem Nachwuchs die Möglichkeit nimmt, sich mit anderen Weltklasseathleten zu messen und mit ihnen zu trainieren. Ist es dann nicht besser, den Wettbewerb anzunehmen und mit den anderen Nationalverbänden um die beste Nachwuchsförderung zu konkurrieren?

Auch dass die Identifikation mit ausländischen Stars geringer sein soll, darf unter Berücksichtigung regionaler Besonderheiten angezweifelt werden. Die Innenstädte Kiels und Göteborgs trennen gerade einmal 15 Autominuten voneinander, lässt man die nächtliche Fährfahrt außen vor. Und dass die SG Flensburg in Dänemark tief verwurzelt ist und dieses zum eigenen Vorteil nutzt, ist legitim. "Seit Wislander und Olsson wissen wir in Schweden alles über Kiel", führte nicht nur jüngst Pelle Linders vor seinem Wechsel zum THW Kiel an. "Der THW Kiel ist mein Traumverein." Die Fans haben nicht nur ihn längst in ihr Herz geschlossen.

(Aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "zebra", von living sports)


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