Aus dem offiziellen THW-Hallen-Magazin "zebra", von living sports:
Fünf wunderbare Jahre trug
Pelle Linders das
Trikot von KIF Kolding, ehe der Schwede in diesem Sommer zum THW Kiel wechselte.
Die Champions League-Auslosung war für den 30-Jährigen deshalb eine ganz besondere.
"Ich freue mich riesig auf die Spiele gegen meinen alten Klub. Das ist für mich
fast ein bisschen so, als würde ich nach Hause kommen", sagt er. ZEBRA fragte
vor dem Wiedersehen ausführlich bei
Pelle Linders nach.
- Zebra:
-
Pelle, wie groß ist bei Dir die Vorfreude auf das Spiel am Sonntag gegen Kolding?
- Pelle Linders:
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Sehr groß. Ich freue mich riesig auf die beiden Spiele gegen meinen alten Klub.
Es wird viel Spaß machen, meine alten Kumpels wieder einmal zu sehen - und es
wird ebenso Spaß machen, gegen sie zu spielen.
- Zebra:
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Ein wegweisendes Spiel für den THW. Ist es das Duell um den Gruppensieg?
- Pelle Linders:
-
Ja. Wir müssen von nun an wohl alle unsere Spiele gewinnen, da wir in Polen
verloren haben und nun etwas schlechter da stehen. Aber noch ist nichts vorbei.
Wenn wir alle weiteren Spiele gewinnen, werden wir auch die Nummer eins in
unserer Gruppe. Gegen Kolding müssen wir allerdings deutlich verbessert
auftreten als gegen Plock. Ich glaube, mit Kolding und Kiel treffen die beiden
besten Mannschaften der Gruppe E aufeinander und es kann viel passieren -
hoffentlich mit dem besseren Ende für uns.
- Zebra:
-
Auf welche Art von Gegner muss sich der THW Kiel gegen Kolding einstellen?
- Pelle Linders:
-
Kolding verfügt mit Bo Spellerberg über einen sehr guten Mittelmann und halblinken
Rückraumspieler, er ist meines Erachtens nach das A&O im Koldinger Angriffsspiel.
Zudem ist Jesper Noeddesbo ein sehr gefährlicher Kreisläufer und auf den routinierten
Christian Hjermind ist zu achten. Dazu kommen viele junge Leute wie beispielsweise
Anders Oechsler, der unlängst in einem einzigen Ligaspiel 16 Feldtore erzielte.
In der Abwehr kann Kolding auf Thomas Sivertsson, der über 200 Länderspiele für
Schweden absolvierte, und auf Torwart Fredrik Ohlander bauen.
Die Jungs spielen alle bereits viele Jahre zusammen - Kolding hat eine echte Mannschaft
ohne wirkliche Stars, die sehr eingespielt ist und ein schnelles Kombinationsspiel
aufziehen kann. Einer kämpft für den anderen. Koldings beste Waffe ist wahrscheinlich
der schnelle Gegenstoß aus einer soliden Abwehr heraus.
- Zebra:
-
Wie eng ist Dein Kontakt nach Kolding heute noch?
- Pelle Linders:
-
Ich rede heute noch viel mit Thomas Sivertsson oder Fredrik Ohlander, und auch mit
den anderen Freunden telefoniere ich häufig - zwar nicht wöchentlich, aber bestimmt zwei
Mal im Monat. Wenn wir allerdings über Handball reden, dann reden wir zumeist über Brest
und Plock - nicht über unser Spiel. Schließlich will ich meinen Kumpels nicht verraten,
was wir in den Videos gesehen haben und wie wir Kolding schlagen können. Das bleibt unser
Geheimnis. Die andere Seite hält es ja genau so.
- Zebra:
-
Welche Bedeutung hat Kolding für Dich?
- Pelle Linders:
-
Meine fünf Jahre in Kolding waren sehr gut für mich. KIF ist ein dänischer Spitzenklub,
von Seiten des Vereins herrscht ein hoher Erwartungsdruck in Sachen Meisterschaft. In
meiner Zeit haben wir vier Mal den Titel geholt und auch vier Mal in der Champions League
gespielt. Das brachte mir sehr viel Erfahrung. Unser bestes Resultat erzielten wir 2002,
als wir erst im Halbfinale gegen den späteren Champion SC Magdeburg ausschieden. Damals
ging es nach den Gruppenspielen allerdings direkt mit dem Viertelfinale weiter, es war
also ein bisschen leichter. Aber wir waren trotzdem sehr zufrieden. Ich habe noch immer
viele Freunde in Kolding und diese fünf Jahre werden immer tief in meinem Herzen bleiben.
Sonst wäre ich nicht so lange geblieben. Kolding war klasse für mich.
- Zebra:
-
Warum dann der Wechsel nach Kiel?
- Pelle Linders:
-
Ich fühlte, dass ich etwas anderes brauchte. Vielleicht einen neuen Trainer, der mich
in meiner Entwicklung weiter voran bringen kann. Das war nichts Persönliches, denn zu
meinem alten Coach Ulf Sivertsson habe ich nach wie vor guten Kontakt. Aber wenn man
lange Zeit den gleichen Job macht, braucht man vielleicht neue Eindrücke, um sich
weiter entwickeln zu können. Ich denke, hier in Kiel kann ich unter
Noka Serdarusic noch sehr viel dazu lernen. Außerdem ist
der THW Kiel mit seinen fantastischen Fans in der Ostseehalle etwas Einmaliges. In
Dänemark gibt es nirgends so viele Zuschauer wie in der Bundesliga. Wenn Du hier
auswärts 5.000 Fans gegen Dich hast, erzeugt das einen Druck, mit dem Du erst einmal
klar kommen musst. Auch das möchte ich gern lernen. Ich glaube einfach, hier in Kiel
kann ich noch besser werden als ich es schon in Kolding war.
- Zebra:
-
In einer neuen Rolle mit weniger Einsatzzeiten...
- Pelle Linders:
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Klar will ich spielen. Aber ich warte auf meine Chance. Bei KIF war ich Stammspieler
und hatte eine große Rolle in der Mannschaft inne. Hier in Kiel bin ich ein bisschen
der Ersatz für Marcus Ahlm, wenn dieser mal keinen guten
Tag hat oder ein wenig müde ist. Dem Trainer meine Bereitschaft zu zeigen, ist jetzt
der einzige Weg mich anzubieten. Aber obwohl ich viel auf der Bank sitzen muss, habe
ich meine Lust auf Handball jedoch nicht verloren. Ganz im Gegenteil! Jetzt will ich
noch mehr spielen und habe noch mehr Lust denn je. Hoffentlich werde ich meine Chance
bekommen. Die Saison ist noch lang und ich will zur rechten Zeit bereit sein. Bis
dahin werde ich im Training noch härter an mir arbeiten.
- Zebra:
-
Kommt diese Chance vielleicht schon im Spiel gegen Kolding?
- Pelle Linders:
-
Hoffentlich. Denn das wäre etwas ganz Besonderes für mich. Wenn ich eine Tormöglichkeit
bekomme, werde ich jedenfalls nicht zögern. Wir sind zwar Freunde, aber ein
Handball-Spiel gegen Kolding ist da kein Problem.
(Aus dem offiziellen THW-Hallen-Magazin "zebra", das Interview führte Sascha Klahn von living sports)