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21.10.2005 Mannschaft

Kieler Nachrichten: Vorspeise war leichte Kost für den THW

Mit Rückenwind in die Champions League

Aus den Kieler Nachrichten vom 21.10.2005:

Leipzig - Gestern morgen um 3.30 Uhr endete die fast zweitägige Dienstreise des THW Kiel nach Sachsen. Müde aber zufrieden krabbelten die Handballer des deutschen Meisters aus dem Bus. Schließlich wurde der 40:20-Sieg gegen Concordia Delitzsch nicht nur mit zwei Punkten belohnt. Die Art und Weise, wie der THW den schwachen Aufsteiger demontierte, sorgte vor dem Champions-League-Heimspiel gegen Wisla Plock (Sonnabend, 15 Uhr, siehe Vorbericht) für eine frische Brise Rückenwind.
In der Schlussviertelstunde warfen die Kieler 15 Tore und kassierten zwei. Zudem stand die Abwehr vor dem guten Torhüter Mattias Andersson diesmal sattelfest. "Das wird Schritt für Schritt besser", meinte Marcus Ahlm, der mit Nikola Karabatic einen soliden Mittelblock abgab. Ein Franzose und ein Schwede, die sich bei der Arbeit auf Deutsch unterhalten - das klappt, so Ahlm, immer besser. "Die Sprache ist kein Problem. Nur muss ich noch lernen, mehr zu reden." Mit Landsmann Martin Boquist, der nach Kopenhagen wechselte, verstand sich der 27-Jährige auch ohne Worte. "Wir sind mit der gleichen Philosophie von einer 6:0-Deckung aufgewachsen. Wir mussten nicht sprechen." Mit Karabatic (21), dem eine offensive Abwehr gelehrt wurde, steht nun auch ein ganz anderer Typ an seiner Seite. "Sein Spiel ist viel aggressiver als meines", meint Ahlm, der darin eine gute Ergänzung sieht. "Martin und ich waren in der Mitte auch zu oft die netten Jungs. Das ist anders geworden. Jetzt gibt es sogar Zeitstrafen für uns."

Aus Weltklasse-Spielern einen neuen Abwehrriegel formen - Sorgen wie diese hätte Delitzsch gerne. Der Schock, vom THW Kiel derartig gerupft zu werden, saß tief. "Über die zweite Hälfte brauchen wir keine Worte zu verlieren", schüttelte Kapitän Erik Göthel nur fassungslos den Kopf.

Härter als die Ohrfeige des Meisters traf den Aufsteiger aber die geringe Resonanz des Leipziger Publikums. Mit mehr als 5000 Zuschauern hatten die Sachsen gerechnet. Es wurden 3700. Obwohl der Meister kam und den in Magdeburg geborenen Welthandballer Henning Fritz mitbrachte. Zu wenig und auch zu leise, um mit Emotionen die sportlichen Defizite des Tabellenletzten auszubügeln.

Um den Mini-Etat von knapp 1,5 Millionen Euro zu decken, benötigt Delitzsch einen Zuschnauerschnitt von 3500. Diese Rechnung geht schon jetzt nicht mehr auf. Ohne professionelles Marketing, einer Mannschaft ohne Stars und einem Vereinsnamen ohne Bezug zu Leipzig, wird der 1. SV Concordia in der Messestadt auf Eis gelegt. "Sinnvoll wäre gewesen, nur gegen die Top-Teams in Leipzig zu spielen", vermisst Trainer Uwe Jungandreas bereits das heimische Kultur- und Sportzentrum, für die eine besorgte Behörde ein Höchstmaß von 1050 Zuschauern festlegte. Doch die sorgten für einen Hexenkessel, an dem die Gegner sich die Finger verbrannten. Jungandreas: "Aber das wollte hier keiner hören."

(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 21.10.2005)


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