29.11.2005 | Bundesliga |
Weltklasse-Rechtsaußen Florian Kehrmann atmete nach dem ersehnten Erfolgserlebnis erst einmal tief durch und sprach offen über seinen abgebauten Frust. "Es hat mich schon unglaublich genervt, dass wir zuletzt nicht mehr gewonnen haben. Dieser Sieg war wichtig für die Moral", betonte der Lemgoer und blickt der Europameisterschaft im Nachbarland ebenso wie Brand mit gemischten Gefühlen entgegen.
Nach einer durchwachsenen Jahresbilanz mit Platz neun bei der WM in Tunesien im Februar und insgesamt elf Siegen, drei Unentschieden und elf Niederlagen dürfte auch das Jahr 2006 eine Durchgangsstation auf dem steinigen Weg zur Weltmeisterschaft 2007 im eigenen Land sein.
"Momentan denke ich nur darüber nach, wie wir die Qualität in unserem Spiel steigern können. Erst danach kann ich mir überhaupt Gedanken über unsere Perspektiven bei der EM machen", beschreibt Brand die schwierige Entwicklungsphase beim Olympia-Zweiten, der auch in der Dortmunder Westfalenhalle auf acht verletzte beziehungsweise verhinderte Spieler verzichten musste.
Obwohl Brand trotz der immer neuen personellen Rückschläge mit großem Elan an der neuen Mannschaft feilt, setzt der Gummersbacher mit Blick auf die Heim-WM auf erfahrene Kräfte wie Regisseur Markus Baur. Der 34 Jahre alte Lemgoer feierte gegen Slowenien nach 15-monatiger Abstinenz und drei Operationen am Sprunggelenk ein eher durchwachsenes Comeback im DHB-Team.
Nach dem Rücktritt von Stephan (Brand: "Das war ein großer Schock für die Mannschaft") hat Baur für die EM allerdings quasi einen Freibrief. "Markus ist für das Team auf und neben dem Spielfeld sehr wichtig, selbst, wenn er nicht hundertprozentig fit ist", bestätigte Brand, der einen Mangel an "Typen" ausgemacht hat: "Wir brauchen mehr Führungsspieler."
Defizite hat der frühere Weltklassemann zudem in punkto Physis erkannt, sieht aber wegen des vollen Terminplans nur geringe Chancen auf eine schnelle Verbesserung der körperlichen Konstitution. Da im Dezember viele Bundesliga-Partien stattfänden, sei es unmöglich, "den Nationalspielern entsprechende Hausaufgaben zu geben". Allerdings muss er bis zum 20. Dezember 24 Spieler bei der Europäischen Handball-Föderation (EHF) melden, aus deren Kreis er im Januar das 16-köpfige EM-Aufgebot benennen wird.
Die direkte Vorbereitung auf die EM beginnt am 3. Januar mit einem Lehrgang in Niedernberg, dem zwei Länderspiele gegen die Schweiz in Aschaffenburg und Wetzlar (7./8. Januar) folgen. Bis zum EM-Start stehen dann noch ein Turnier in Kroatien und Slowenien (12. bis 16. Januar) sowie die Generalprobe gegen Ungarn in Offenburg und Mannheim (20./21. Januar) auf dem Programm.
(aus den Kieler Nachrichten vom 29.11.2005)
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