29.12.2005 | Bundesliga / Medien |
Dabei steht Stefan Lövgren dem Österreicher immer mit Ratschlägen zur Seite. Auch gestern in Köln rief sich der Schwede Szilagyi zur Bank, um ihm Tips zu geben, die sofort an die Mitspieler auf der Platte weitergegeben wurden. Doch manchmal fehlt dem Österreicher noch das Gefühl für einen ruhigen Spielaufbau, zu oft berauscht er sich am eigenen Tempo. Kiels Trainer reagierte in Köln, schickte in den hektischen Phasen Stefan Lövgren aufs Feld, der das Spiel in einer größeren Breite anlegen kann.
Und so sahen die 19250 Zuschauer die zwei Spielweisen des THW: Die gnadenlose Tempo-Hatz und der flinke Spielaufbau mit überrraschenden Anspielen oder Fernwürfen. Oft ging ein ehrfürchtiges Raunen durch die Ränge, wenn Kim Andersson oder Nikola Karabatic ihre Wurfgewalt demonstrierten, oder Marcus Ahlm in unnachahmlicher Weise Bälle am Kreis fing und verwertete. Die nur zeitweise eingesetzte Schnelle Mitte, die immerhin zu sechs Toren führte, versetzte die Zuschauer in Erstaunen.
Im Gegensatz zum VfL Gummersbach verstanden es die Kieler, das Spiel auf viele Schultern zu verteilen. Ob über Kreis, Außen oder die Halbpositionen, die Kieler stellten die gut eingestellte Gummersbacher Abwehr immer wieder vor unlösbare Aufgaben.
Dass die Kieler Erfolgsstory nur wenig zur Qualitätssteigerung der Nationalmannschaft beiträgt, kann Schwenker nicht ändern. "Was sollen wir machen, wir haben uns mehrfach um deutsche Nationalspieler bemüht. Zwei haben mir tatsächlich gesagt, dass sie wegen Noka nicht kommen wollen, weil sie lieber auch mal um die Häuser ziehen wollen, statt so hart zu trainieren." Mit Dominik Klein habe man nun wieder einen jungen Spieler mit großer Perspektive und großem Leistungswillen verpflichten können, zudem seien mit Zeitz und Fritz zwei Stützen der Nationalsieben Kieler.
"Ich bin jetzt 13 Jahre Trainer in Kiel, ich spreche erst von einem Titel, wenn er sicher ist", sieht auch Serdarusic noch lange nicht die Meisterschaft entschieden. "Da Magdeburg und Lemgo schwächeln, wird es wohl ein Dreikampf zwischen uns, Flensburg und Gummersbach", meint Schwenker. Hoffentlich, denn angesichts der Kieler Dominanz wird von einigen Experten das Unwort "Play-Offs" in die Runde geworfen, um die Liga spannend zu halten.
(Von Olaf Nolden, © 2005 www.handball-world.com)
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