Aus den Kieler Nachrichten vom 06.02.2006:
Nach dem Abschied von Stefan Kretzschmar,
Klaus-Dieter Petersen,
Volker Zerbe und Christian Schwarzer nach dem Gewinn der olympischen Silbermedaille
2004 musste Heiner Brand eine neue Mannschaft aufbauen. Den Kieler Nachrichten verrät
der Bundestrainer, wie zufrieden er mit dem "neuen" Nationalteam ist.
- Kieler Nachrichten:
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Herr Brand, Sie sind als Titelverteidiger gestartet und gehen als Fünfter raus aus der
Euro 2006. Sind Sie mit dem Abscheiden zufrieden?
- Heiner Brand:
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Wir sind ja nur nominell Titelverteidiger. Die Mannschaften von 2004 und 2006 sind
nicht identisch. Deswegen kann ich mit Platz fünf sehr gut leben. Außerdem ist es
ein beruhigendes Gefühl, die Qualifikation für die EM 2008 in Norwegen schon in der
Tasche zu haben. Das erspart uns später einmal den Qualifikationsstress. Man weiß
schließlich nie, was auf einen zukommt. Bestes Beispiel ist das Ausscheiden der
Schweden vor dieser EM.
- Kieler Nachrichten:
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Das Spiel um Platz fünf gegen die Russen war erst in der zweiten Hälfte intensiv.
Wurde es laut in der Kabine?
- Heiner Brand:
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Ja, ich bin ausnahmsweise mal lauter geworden und habe mehr Bewegung angemahnt.
In der ersten Halbzeit hat der Rückraum viel zu statisch gespielt, weil wir uns
im Angriff gar nicht bewegt haben. Außerdem haben uns dann
Christian Zeitz und Pascal Hens geholfen. Ein großes
Kompliment an beide.
- Kieler Nachrichten:
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Mit ein wenig Glück wäre sogar das Halbfinale möglich gewesen. Überwiegt jetzt die
Freude oder hätte es mehr sein können?
- Heiner Brand:
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Nein, nach dem Ende der Hauptrunde haben wir das Thema Halbfinale sofort abgehakt.
Es ist wie es ist. Eindeutig überwiegt Freude über diesen Turnierverlauf, es gibt
keinen Grund zu hadern.
- Kieler Nachrichten:
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Welche Spieler sind Ihnen positiv aufgefallen?
- Heiner Brand:
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Zuerst nenne ich Oliver Roggisch. Er hatte ein sensationell gutes Turnier, war sehr
schnell auf den Beinen und hat schlau gespielt. Außerdem war ich mit beiden Torhütern,
Henning Fritz und Johannes Bitter, zufrieden. Sie haben
sich prima ergänzt. Michael Kraus und "Toto" Jansen habe ich bereits mehrfach positiv
erwähnt.
- Kieler Nachrichten:
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Auf Christian Zeitz' Schultern lastete viel Verantwortung.
Wie ist er Ihrer Ansicht nach damit umgegangen?
- Heiner Brand:
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Christian hat sich dieser Verantwortung gestellt und sie in beeindruckender Weise
angenommen und umgesetzt. Seine Leistung ist auch deswegen so hoch zu bewerten,
weil er wegen seiner Ellenbogen-Geschichte beim ersten Lehrgang im Januar noch gar
nicht richtig aufs Tor werfen konnte, dann erwischte er vor dem Turnier-Start einen
Magen-Darm-Virus, und vor dem Spiel gegen die Russen hatte er starke Leistenbeschwerden.
Christian hat das super gemacht.
- Kieler Nachrichten:
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Wie ordnen Sie das positive Abschneiden Ihrer Mannschaft persönlich ein?
- Heiner Brand:
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Ein Titelgewinn ist schon schöner. Aber ich schätze das hier sehr hoch ein. Das hat auch
für mich persönlich einen hohen Stellenwert.
- Kieler Nachrichten:
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Die Schiedsrichterleistungen sind bei diesem Turnier häufig kritisiert worden.
Wie bewerten Sie die Unparteiischen?
- Heiner Brand:
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Mir fehlt für viele Dinge ebenfalls das Verständnis, aber es geht nicht allein um
die Schiedsrichter, sondern vor allem um deren Schulung und Ausbildung. Das betrifft
in der Zukunft auch uns Trainer und Spieler. Wir müssen einfach wissen, woran wir sind.
Das ist zurzeit nicht der Fall.
- Kieler Nachrichten:
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Wird das Auftreten der deutschen Mannschaft bei der Euro der WM 2007 im eigenen Land
einen weiteren werblichen Schub geben?
- Heiner Brand:
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Da bin ich mir sicher. Wir haben Werbung für die Weltmeisterschaft in Deutschland gemacht.
So positiv wie sich das Team hier in der Schweiz präsentiert hat, ist das auch zuhause
angekommen. Die Vorfreude auf das eigene Turnier wird so noch größer.
(Aus den Kieler Nachrichten vom 06.02.2006)