04./06.02.2006 - Letzte Aktualisierung: 06.02.2006 | EM 2006 / Nationalmannschaft |
Update #2 | KN-Bericht ergänzt... |
Heiner Brand und Michael Heuberger jubeln! |
Freude bei der deutschen Mannschaft über den fünften Platz (vlnr: Pascal Hens, Oliver Roggisch, Volker Michel) |
(Sascha Krokowski)
Aus den Kieler Nachrichten vom 06.02.2006:
Mit dem Triumph über den ehemaligen Olympiasieger vor nur 3000 Fans in der 11 000 Zuschauer fassenden Stadionarena von Zürich sicherte sich die DHB-Auswahl zugleich den letzten Qualifikationsplatz für die Euro 2008 in Norwegen. Anschließend zogen Frankreich und Spanien in zwei packenden Halbfinals gegen Kroatien und Dänemark ins Endspiel ein. Siege also für alle drei Teams der deutschen Vorrundengruppe in den Vor-Finalspielen von Zürich. Die Europäische Handball-Föderation (EHF) sollte sich Gedanken machen, ob sie mit ihren Setzkriterien für die Gruppeneinteilungen richtig liegt. Bei Fußball-Großturnieren wird es nicht vorkommen, dass der amtierende Weltmeister mit dem Europameister und dem WM-Dritten in einer Vorrundengruppe landet.
Die ungewohnte Anpfiffzeit um 11.45 Uhr hielt am Sonnabend Morgen manchen Fan vom Gang in die Arena ab. Geborene Frühschichtler sind aber auch Heiner Brands Handballer nicht. Mit dem verschlafenen Auftritt gegen die Russen in der ersten Halbzeit hätte sich das Team beinahe selbst um den verdienten Abschluss-Lorbeer gebracht. Erst ein Weckruf des Bundestrainers in der Halbzeitpause riss die Mannschaft aus der Lethargie. Heiner Brand sei ungewohnt laut geworden, erzählte Rechtsaußen Florian Kehrmann.
Eine Vierer-Serie von Christian Zeitz vom 22:22 zum 25:22 leitete zwischen der 42. und 46. Minute die Wende ein. Insgesamt zwölf Mal wuchtete der Kieler, dessen Einsatz wegen Leistenbeschwerden lange fraglich schien, den Ball ins Tor der Russen. Pascal Hens (HSV, 10) stand seinem Rückraum-Partner kaum nach. Mit dem zwölften Treffer, wie einst von John Wayne aus der Hüfte abgefeuert, sorgte Zeitz beim 30:26 (55.) auch für die Vorentscheidung. "Wir haben in der zweiten Halbzeit länger auf unsere Chance gewartet und dann auch getroffen", nannte er als Grund für den Umschwung.
Hässlich war die Härte, die von den Russen ins Spiel getragen wurde. Zwar hielt das tschechische Schiedsrichtergespann Dolejs/Kohout dem Zwei-Meter Riesen Alexej Rastvortzew nach üblem Foul an Kehrmann schon früh die rote Karte vor die Nase, trotzdem gab es weiter Prügel. Sebastian Preiß quälte sich nach einem Ellbogencheck mitten ins Gesicht, Hens bekam einen auf die kurzen Rippen verpasst, und für Kraus war das Spiel nach 40 Minuten mit dickem Knöchel vorbei. Übeltäter war stets Mikael Tschipourin, die Schiris ließen es geschehen.
Michael Kraus freute sich trotzdem. "Wir haben den Kampf angenommen und uns gewehrt", sagte der Shooting-Star im Team. Auch das mache die Attraktivität der Sportart aus. Verständnis für die raue Gangart des Gegners zeigte gar Florian Kehrmann. Für die Russen sei es um sehr viel gegangen. "Die haben ne dicke Prämie verloren."
Beim gemeinsamen Abendessen in einer Pizzeria verabschiedeten sich die Deutschen von der Euro 2006. Die Perspektiven sind gut, zum Kader, der sich als funktionierende Einheit präsentierte, stoßen verletzte Stammspieler wie Markus Baur, Oleg Velyky und Holger Glandorf im Laufe des Jahres wohl noch hinzu. Dann sind auch Schlüsselpositionen wieder doppelt besetzt. Optimismus für die Weltmeisterschaft ist angebracht. Den teilt auch Kehrmann. Man habe sich einen großen Gefallen im Hinblick auf 2007 getan, sagte der Weltklasse-Rechtsaußen. "Heiner lacht auch - und der lacht nicht so oft."
(Von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 06.02.2006)
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