|
Henning Fritz präsentierte sich
gegen die Ukraine in Welthandballerform.
|
Die deutsche Handball-Nationalmannschaft hat das erste Hauptrundenspiel souverän gewonnen.
Gegen die noch punktlosen Ukrainer gewann das Team von Heiner Brand nach einer
kontinuierlichen Leistungssteigerung deutlich mit 36:22 (15:13)
und kann mit nun 3:3 Punkten weiterhin vom Erreichen des Halbfinals träumen.
Henning Fritz brillierte im Tor mit 21 Paraden.
Das DHB-Team begann ähnlich nervös wie beim
Eröffnungsspiel gegen Spanien und lud die Osteuropäer
mit Abspielfehlern zum Torewerfen ein. Nach dem schnellen 2:0 hatte die
Ukraine durch Petrenko per Gegenstoß gar die Chance zum 3:0, doch
Henning Fritz hielt den Ball und weckte seine
Vorderleute damit endlich auf. Mit einem Doppelpack von Pascal Hens glich
Deutschland aus, doch vorerst hielt die Ukraine vor allem durch
Rückraumtreffer des starken Shel'menko gut mit. Kraus, Hens und
Zeitz taten sich schwer im Angriff gegen
die gut gestaffelte 5:1-Abwehr der Ukraine, der ind er Vorrunde
überragende Andrej Klimovets am Kreis war vollkommen abgemeldet. Doch
dank vieler Tempogegenstöße, die vor allem der mit 9/1 Treffern
beste Torschütze Florian Kehrmann zu nutzen wusste, ging das
DHB-Team langsam in Führung. Auch Shel'menko, der fünf der ersten
acht ukrainischen Treffer erzielte, bekamen die Spieler von
Heiner Brand nun besser im Griff, doch die Abschlussschwäche in der
deutschen Offensivabteilung ließ den Vorsprung nicht entscheidend
anwachsen. Letztendlich machte lediglich der in der ersten Hälfte
überragende
Henning Fritz den Unterschied,
der unter anderem 2 Siebenmeter entschärfte und so den knappen
15:13-Pausenstand ermöglichte.
|
Christian Zeitz fand sich nach einem
Schlag an den Kopf und einer Behandlungspause zur Regeneration
zumeist auf der Bank wieder.
|
Nach dem Wechsel präsentierte sich die deutsche Abwehr - auch ohne
den früh wegen seiner zweiten Strafzeit durch
Sebastian Preiß ersetzten Oliver Roggisch -
richtig sattelfest gegen immer harmloser werdende Ukrainer. Deren
Abwehr zerfiel nach 40 Minuten immer mehr, so dass sich das DHB-Team
nun von 18:15 auf 24:15 (46.) absetzte und sich auch mit der
"zweiten Garnitur" mit Michael Hegemann, Frank von Behren und
Volker Michel im Rückraum einen immer größeren Vorsprung
herausarbeitete.
Durch diesen deutlichen Sieg kann die deutsche Nationalmannschaft wieder
ein wenig Richtung Halbfinale schielen - doch dafür sind weiterhin
Siege gegen Slowenien und Polen sowie ein Ausrutscher von Frankreich
oder Spanien erforderlich.
(Sascha Krokowski)
- Ukraine:
-
Bilyk (12 Paraden);
Gurkovs'ky (2),
Stetsyura (3),
Kisil (2),
Petrenko (5/1),
Nat,
Kostetskiy (2),
Remizov,
Shel'menko (5),
Natalyuk,
Prudius,
Gladun,
Andryushchenko (2)
Tkhorevskyy (1)
- Deutschland:
-
Fritz (21 Paraden),
Bitter (n.e.);
Hens (5),
von Behren (2),
Roggisch,
Klein (1),
Preiß (4),
Hegemann (2),
Kraus (3),
Zeitz,
Jansen (4/1),
Klimovets (2),
Kehrmann (9/1),
Michel (4);
Trainer: Brand
- Schiedsrichter:
-
Arnaldsson / Vidarsson (Island)
- Siebenmeter:
-
Ukraine: 4/1 (Kostetskiy übers Tor (12.), Fritz hält
Kostetskiy (16.) und Nat (18.));
Deutschland: 2/2
- Zeitstrafen:
-
Ukraine: 4 (Kisil (9.), Andryushchenko (18.), Gladun (19.), Tkhorevskyy (38.));
Deutschland: 4 (2x Roggisch (12., 20.), Hens (13.), Jansen (40.))
- Spielfilm:
-
1. Hz.: 2:0, 2:2, 3:2, 3:3, 4:3, 4:4, 5:4, 5:6, 6:6,
6:8, 7:8, 7:10, 9:10, 9:11, 11:11, 11:13, 12:13, 12:14,
12:15, 13:15;
2. Hz.: 13:17, 14:17, 14:18, 15:18, 15:24, 17:24, 17:26,
18:26, 18:28, 19:28, 19:31, 20:31, 20:34, 21:34,
21:35, 22:35, 22:36.
- Zuschauer:
-
ca. 2000 (St. Jakobshalle, Basel (Schweiz))
Aus den Kieler Nachrichten vom 01.02.2006:
Am Ende ging müden Ukrainern die Luft aus - DHB-Team darf träumen
36:22 - Nationalmannschaft kann nach dem Kantersieg noch das EM-Halbfinale erreichen
Basel - Start in die Hauptrunde der Europameisterschaft geglückt: Die Auswahl des
Deutschen Handball-Bundes wurde gestern Nachmittag in der St. Jakobshalle in Basel
vor nur noch 2000 Zuschauern ihrer Favoritenrolle gegen die Ukraine gerecht,
landete einen 36:22 (15:13)-Kantersieg und wahrte ihre theoretische Chance auf
den Einzug in eines der Halbfinals am Sonnabend in Zürich.
Erfolgreichster Torschütze war Florian Kehrmann, der seine bisherige EM-Ladehemmung
abstellte und den überforderten Sergej Bilyk im Tor der Ukrainer neun Mal überwand.
"Jetzt schnapp ich mir eine Rassel, setz mich auf die Tribüne und feuere Slowenien
an", kündigte der Rechtsaußen vom TBV Lemgo an. "Ich hoffe, die putzen die Franzosen
weg." Kehrmann hätte sich einen Wolf rasseln können, alles für die Katz. Denn
Frankreich ließ im zweiten Hauptrundenspiel des Tages nichts anbrennen und räumte
dank eines überragenden Nikola Karabatic (THW Kiel) mit
dem 34:30 einen ersten dicken Brocken auf dem Weg nach Zürich fort. Nachdem auch
die Polen am Abend Weltmeister Spanien (25:34) nicht stoppen konnten, muss die
DHB-Auswahl weiter auf einen Ausrutscher der Konkurrenten warten. Eigene Siege
in den letzten beiden Spielen heute gegen Slowenien und morgen über Polen
vorausgesetzt.
Die Ukraine bestätigte gestern Abend nur in der ersten Halbzeit den guten Eindruck
aus der Vorrunde und hatte dank ihrer starken Rückraum-Achse aus der Handball-Hochburg
Saporoschje bis zur zehnten Minute knapp die Nase vorn. Probleme bereitete vor allem
Sergej Schelmenkow, der mit fünf Toren in der Anfangsphase Schrecken in der deutschen
Abwehr verbreitete. Letzte Sorgenfalten vertrieben dann kleine Zwischenspurts von
der 38. bis zur 50. Minute aus deutschen Gesichtern: 18:15, 24:15, 28:18 - die
dramatisch nachlassenden Ukrainer waren fortan nur noch ein Spielball. Stark
trumpfte vor allem Henning Fritz auf, der 23 schwere Bälle,
darunter zwei Siebenmeter, entschärfte. Er wolle die gute Leistung der eigenen
Mannschaft nicht schmälern, schränkte der Torhüter vom THW Kiel, "aber in der
zweiten Halbzeit war die Ukraine platt und kein Maßstab mehr".
Heute wartet mit Slowenien ein ganz anderes Kaliber auf Fritz
und Co. Und Erinnerungen spielen mit: Auf den Tag genau sind es zwei Jahre her, als
die DHB-Auswahl im Finale der EM 2004 triumphierte und ihren ersten Europameisterschafts-Titel
feierte. 30:25 - der Gegner in Ljubljana hieß Slowenien.
(Von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 01.02.2006)