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07.02.2006 EM 2006

Kieler Nachrichten: EM-Helden am Ende ihrer Kräfte

Handball-Spielpläne kennen keine Gnade

Aus den Kieler Nachrichten vom 07.02.2006:

Zürich - Geschwollene Gelenke, lädierte Muskeln Sehnen und Leere im Kopf: Nach dem Finale der Handball-EM waren Sieger wie Verlierer am Ende ihrer Kräfte. Acht Partien in elf Tagen haben die Spieler an ihre Belastungsgrenzen gebracht und ihnen jegliche Freude auf den schon am kommenden Wochenende wieder beginnenden Alltag in Europas Spitzenligen geraubt.
"Es ist ein Wahnsinn, acht Spiele in elf Tagen zu machen. Die Spieler sind körperlich und geistig am Ende", monierte Spaniens Trainer Juan Carlos Pastor nach dem mit 23:31 verlorenen Endspiel gegen Frankreich. Gerade die Iberer hatten ihrer kraftvollen Spielweise Tribut zahlen müssen.

Der zum besten linken Rückraumspieler gekürte Iker Romero, mit elf Treffern beim Weltmeister noch der Held des Halbfinales, traf im Endspiel bei acht Würfen nur drei Mal und hinkte mit einem Eisbeutel auf dem Knie durch das Hallenstadion von Zürich. "Da muss man als Normalsterblicher einfach müde sein", meinte Romero. Torhüter David Barrufet fiel während des Finales früh mit einer Wadenverletzung aus, nachdem er zuvor großartige Paraden geboten hatte.

Als der goldene Konfettiregen verflogen und die Scheinwerfer ausgeschaltet waren, fiel auch von den zuvor strahlenden Siegern die Anspannung ab. "Das war nur noch Wille", bekannte Nikola Karabatic vom THW Kiel nach seiner Energieleistung im Finale. Ohnehin war es das Bundesliga-Quintett, das zum überwiegenden Teil den Titelgewinn sicherte. Karabatic (11), Joel Abati (Magdeburg/6), Daniel Narcisse (Gummersbach/4) sowie die Brüder Bertrand (2) und Guillaume Gille (beide Hamburg/1) warfen mit insgesamt 24 Treffern ein Tor mehr als die gesamte spanische Mannschaft.

Eine ausgelassene Party gab es nicht - und lange können die Medaillengewinner aus Frankreich, Spanien und Dänemark sowie die viertplatzierten Kroaten ihre Wunden auch nicht pflegen. Denn schon am kommenden Wochenende startet nicht nur die Bundesliga in den zweiten Spieltag der Rückrunde. "Eigentlich kann ich gar nicht", sagte der zum besten Linksaußen der EM gewählte Däne Sören Stryger von der SG Flensburg-Handewitt, der aus dem Spiel um Platz drei weitere Blessuren beklagte.

Auch in Frankreich und Spanien stehen wieder Ligaspiele auf dem Programm. Dann muss sich auch Ivano Balic trotz seiner Gehirnerschütterung wieder aufraffen. Der kroatische Spielmacher in Diensten des spanischen Spitzenclubs Portland San Antonio hatte schon während des verlorenen Halbfinalspiels "kein Benzin mehr", sagte sein Trainer Lino Cervar und fügte an: "Die Spieler sind ausgebrannt."

(Aus den Kieler Nachrichten vom 07.02.2006)


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