THW-Logo
18.02.2006 WM 2007 / Nationalmannschaft

Kieler Nachrichten: Wirbel um die WM-Preise

25 Prozent Aufschlag allein für Ticketvertrieb

Aus den Kieler Nachrichten vom 18.02.2006:

Kiel - Vom 19. Januar bis zum 4. Februar 2007 feiert Deutschland die Handball-Weltmeisterschaft im eigenen Land. Ulrich Strombach, Präsident des Deutschen Handball-Bundes (DHB), verspricht die größte und schönste Veranstaltung in der Geschichte dieser Sportart. Wirbel verursacht die WM schon jetzt.
In zwölf deutschen Städten sollen WM-Fahnen wehen. Bälle fliegen dann in Stuttgart, Lemgo, Magdeburg, Halle/Westf., Bremen, Mannheim, Wetzlar, Köln, Berlin, Dortmund, Hamburg und Kiel. Der DHB hat oder wird in Kürze Verträge mit den jeweiligen Hallen-Betreibern abschließen, in denen alle wesentlichen Dinge geregelt sind. Unter anderem sind darin Garantiebeträge festgeschrieben, die der DHB vom Veranstalter zugesichert bekommt. Der Verband ist also frei von finanziellem Risiko, das tragen die Betreiber vor Ort. Hinter vorgehaltener Hand raunt man über Beträge, die 200 000 Euro zum Teil weit übersteigen sollen.

Geld, das die jeweiligen Spielstätten refinanzieren müssen. Das schaffen Veranstalter gewöhnlich über Zuschauereinnahmen und über das so genannte Ticketing, das ist der Verkauf und Vertrieb von Eintrittskarten. Der Haken bei der Sache: Der DHB hat einen Vertrag mit Ticketcorner, einem in der Schweiz ansässigen Vertriebssystem exklusiv abgeschlossen. Beteiligt an dieser Firma ist auch Uwe Zimmer, ein in der Szene nicht immer gut gelittener Spielerberater. Konsequenz des Exklusiv-Vertrages, der von Fachleuten auf ein Volumen von 900 000 Euro geschätzt wird, vom DHB aber zum "Schleuderpreis" von rund 300 000 Euro an Ticketcorner veräußert worden sein soll, ist, dass die Veranstalter keine einzige Karte über ihr eigenes Ticketsystem veräußern dürfen. Damit fällt eine wichtige Einnahmequelle zur Refinanzierung aus. "Außerdem", so bemängelt Bernd Hölcke, Geschäftsführer der Kieler Ostseehalle, "werden die Zuschauer durch die Preisgestaltung von Ticketcorner über den Tisch gezogen."

Kiel ist an drei Tagen, vom 20. bis zum 22. Januar, Vorrunden-Standort. Sechs Spiele, zwei an einem Tag, stehen auf dem Programm. Für die günstigste Karte muss der Fan pro Doppelveranstaltung 26 Euro, für die teuerste 61 hinblättern. Ein Preis, von dem allein Ticketcorner rund 25 Prozent einstreicht. Beispiel teuerstes Ticket (61): Der Kartenpreis beträgt rund 48 Euro, der Kunde muss also 13 Euro ausschließlich für Vorverkauf und Ticketgebühr zahlen, macht rund 25 Prozent Aufschlag. Diese Praxis bezeichnet Hölcke "als völlig unüblich". Seine Gegenrechnung am Beispiel einer aktuellen THW-Karte für das Champions-League-Spiel gegen Flensburg, die über das System CTS oder Ticket-Online vertrieben wird: Der Kunde zahlt 36 Euro, an den THW gehen 33, Vorverkauf und Systemgebühren beanspruchen also drei Euro.

Der Vertrag zwischen Ostseehalle und DHB kam nur zustande, weil, so Hölcke, "Schleswig-Holstein ein Handball-Land ist und wir den Fans diese Veranstaltung nicht nehmen durften." Normalerweise hätte er den Handel mit dem DHB nicht mitmachen und die WM sausen lassen müssen, betont der Ostseehallen-Chef. Jetzt baut Hölcke darauf, dass Schweden im Juni seine WM-Qualifikationsspiele gegen Island heil übersteht. "Wenn das klappt, dürfte die Halle voll werden und WM-Atmosphäre in Kiel einziehen."

(von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 18.02.2006)


(18.02.2006) Ihre Meinung im Fan-Forum? Zur Newsübersicht Zur Hauptseite