Aus dem offiziellen THW-Magazin "zebra", von living sports:
Zweifelsohne ist dieser Transfer einer der spektakulärsten in der jüngeren
Bundesliga-Geschichte.
Lars Krogh Jeppesen, noch
in Diensten des FC Barcelona, wechselt im kommenden Sommer zum Deutschen
Meister THW Kiel und steigt vorzeitig aus seinem Engagement beim amtierenden
Champions League-Sieger aus. Das Brisante:
Jeppesen
spielte vor seinem Wechsel nach Spanien für vier Jahre beim Kieler Erzrivalen
SG Flensburg-Handewitt. Vor zwei Jahren errang
Jeppesen
mit dem schleswig-holsteinischen Lokalrivalen erstmals die Deutsche Meisterschaft,
gewann insgesamt zwei Mal den DHB-Pokal und wurde in der Saison 2003/04 von den
Trainern und Kapitänen aller Bundesligateams zum wertvollsten Spieler des
Jahres gewählt.
Lars Krogh Jeppesen erhält bei den Zebras vom 1. Juli
2006 an einen Vertrag bis zum 30. Juni 2009. Der 26-jährige Däne war der Wunschspieler
von Trainer
Noka Serdarusic. "Krogh war auch der einzige
Spieler, mit dem wir überhaupt verhandelt haben. Er ist ein ganz wichtiger Spieler
in Angriff und Abwehr", so THW-Geschäftsführer
Uwe Schwenker
zu diesem Coup und fügte hinzu: "Obwohl sich die Verhandlungen hingezogen haben, waren
wir uns schnell einig. Krogh wollte unbedingt nach Kiel und hat sich gegen ein besseres
Angebot für den sportlich interessanteren Verein entschieden." Neben Kiel hatten auch
der HSV Hamburg, die SG Kronau/Östringen und eben jene SG Flensburg-Handewitt um die
Gunst des halblinken Rückraumspielers gebuhlt.
Im nachfolgenden Zebra-Interview spricht Lars Krogh Jeppesen
über die neue Herausforderung THW Kiel, sein Verhältnis zur SG Flensburg-Handewitt und
die Sehnsucht nach der Bundesliga.
- Zebra:
-
Lars Krogh, von Flensburg über Barcelona nach Kiel. Ist der Wechsel zum
ehemaligen Erzrivalen nicht sehr mutig?
- Lars Krogh Jeppesen:
-
Ja, natürlich. Der THW Kiel ist jedoch ein super Verein und in der Bundesliga zweifelsohne
der größte. Hier ist eine super Mannschaft beisammen und die Riesenkulisse in der stets
ausverkauften Ostseehalle sucht ihresgleichen. Das allein bedeutet für jeden Sportler sehr
viel. Natürlich zählt auch die SG Flensburg-Handewitt zu den Topklubs. Ich hatte dort vier
sehr glückliche Jahre, in denen ich alles gegeben habe und die mir keiner mehr nehmen kann.
Doch ich bin ein Typ, der neue Herausforderungen sucht, der gern neue Wege geht. Diese
Möglichkeit werde ich in Kiel nutzen.
- Zebra:
-
Du hattest auch Angebote von anderen Klubs. Was hat letztlich den Ausschlag zugunsten
Kiels gegeben?
|
Nach zwei Jahren beim FC Barcelona kehrt Jeppesen in die
Bundesliga zurück.
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- Lars Krogh Jeppesen:
-
Ich hatte zum THW Kiel bereits Kontakt, bevor ich zum FC Barcelona gewechselt bin. Kiel
war und ist ein super Verein, einer der professionellsten weltweit. Es ist großartig, ein
Teil dieser super Truppe zu werden. Bei Barca spiele ich derzeit zwar auch noch in einer
super Mannschaft beim wohl erfolgreichsten Klub der Welt. Aber in Spanien ist das Interesse
am Handball viel zu gering. Ich vermisse ganz einfach die Stimmung und die Spannung in der
Bundesliga und diese begeisternden Kulissen.
- Zebra:
-
Warum zieht es Dich überhaupt zurück? Du könntest doch stattdessen das süße Leben unter
der Mittelmeersonne genießen.
- Lars Krogh Jeppesen:
-
Das ist wahr, denn das Leben hier in Barcelona gefällt meiner Freundin und mir in der Tat
sehr gut und wir genießen jeden Augenblick. Wir haben hier viel erlebt, wohnen sehr schön
und kulturell hat diese Stadt jede Menge zu bieten. Aber ich bin mit meiner Arbeit
unglücklich und werde hier als Handballer nicht mehr froh. Handball ist mein Job, ich musste
also reagieren. Drei weitere Jahre in der spanischen Liga vor leeren Rängen, in denen ich
keine Lust mehr auf Handball verspüre, wären eine verdammt lange Zeit. Ich habe Sehnsucht
nach der Bundesliga.
- Zebra:
-
Die Fans in Kiel, so ist im Internetforum zu lesen, sind sich sicher: Mit
Lars Krogh Jeppesen kommt ein sehr guter Handballer
zum THW Kiel - und ein ausgezeichneter Schauspieler.
- Lars Krogh Jeppesen:
-
Das gehört einfach dazu. Vier Jahre lang habe ich alles für Flensburg gegeben, die
vergangenen zwei Jahre habe ich alles für Barcelona gegeben. Und demnächst werde ich
dann alles für Kiel geben. Allerdings wird man jedes Jahr auch ein bisschen klüger
und stellt fest, dass es manchmal Dinge gibt, die Du heute aber nicht noch einmal
so tun würdest.
- Zebra:
-
In Flensburg werden sie Dich jetzt einen "Verräter" nennen. Hast Du deswegen Angst
vor Deiner Rückkehr in die Campushalle?
- Lars Krogh Jeppesen:
-
Nein, ich bin schließlich ein Profisportler. Dennoch hoffe ich, dass man in Flensburg
respektiert, was ich für die SG getan habe. Einige werden immer pfeifen, aber vielleicht
ist die Mehrheit ruhig. Und trotzdem hörst Du allein die, die pfeifen. Ich denke jetzt
jedoch noch nicht viel darüber nach, was mich in der Campushalle erwarten wird. Es gibt
viele Dinge im Leben, die sich mit der Zeit ändern.
- Zebra:
-
Deine Bilanz in Flensburg ist unumstößlich und kann sich fürwahr sehen lassen.
- Lars Krogh Jeppesen:
-
Ich weiß, was ich dort geleistet habe. Ich bin sehr stolz darauf und sehr zufrieden,
was wir mit den Pokalsiegen und der Deutschen Meisterschaft erreicht haben. Diese
Fakten sind nicht mehr zu ändern.
(Das Interview führte Sascha Klahn, aus dem
offiziellen THW-Magazin "zebra", von living sports)