Aus den Kieler Nachrichten vom 21.11.2006:
Kiel - Bei den
Testspielen gegen Schweden präsentierte
sich die deutsche Handball-Nationalmannschaft mit Licht und Schatten. Ein Schock
war der Mittelhandbruch von Florian Kehrmann. Dem Lemgoer Routinier, der gestern
operiert wurde, droht im schlimmsten Fall das WM-Aus 2007. Morgen testet das Team
von Bundestrainer Heiner Brand in Dortmund gegen Österreich. Die Kieler Nachrichten
sprachen mit THW-Nationalspieler
Dominik Klein.
- Kieler Nachrichten:
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Wie ist es, wenn man im Nationaltrikot gegen Vereins-Mitspieler antreten muss?
- Dominik Klein:
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Ein komisches Gefühl. Als zum Beispiel Kim Andersson
einen Mordswurf bei uns versenkte, habe ich ihm mit erhobenen Daumen beglückwünscht.
Allerdings ging es hin und wieder auch ein bisschen ruppig zu. So hat sich
Pelle Linders mit Andrej Klimowets ordentlich beharkt.
Da stehe ich dann irgendwie dazwischen. Am besten ist, man hält sich aus solchen
Sachen raus. Ansonsten haben die Spiele gezeigt, dass wir noch an uns arbeiten
müssen. Beim 30:24-Sieg in Dessau haben wir
phasenweise stark gespielt, am Sonntag in Leipzig ging beim
24:30 dann nicht viel.
- Kieler Nachrichten:
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Wie hat die Mannschaft den Ausfall von Florian Kehrmann aufgenommen?
- Dominik Klein:
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Wir waren anfangs natürlich geschockt. Es ist schon fast wie ein Fluch, der auf der
Nationalmannschaft liegt. Immer wieder verletzen sich wichtige Leistungsträger
vor großen Turnieren. 'Flo' ist ein Spieler, der die Mannschaft mit seiner Erfahrung
trägt, eine echte Führungspersönlichkeit. Er würde uns sehr fehlen. Mir besonders,
weil er mein Zimmerkollege ist und wir befreundet sind. Ich bin mit 22 Jahren noch
sehr jung und profitiere besonders von ihm. 'Flo' hat uns bei seiner Abreise aber
Mut gemacht. 'Macht euch keinen Kopp', hat er gesagt, 'ich werde rechtzeitig zur
Weltmeisterschaft wieder dabei sein.' Wir drücken ihm natürlich alle die Daumen,
nicht nur, weil er für die Mannschaft wichtig ist, sondern auch, weil eine WM im
eigenen Land für jeden Spieler etwas ganz Besonderes ist.
- Kieler Nachrichten:
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Heiner Brand hat überraschend die Oldies Jan Holpert, Christian Schwarzer und auch
Stefan Kretzschmar in den vorläufigen 28-er WM-Kader berufen. Kretzschmar ist
wie Sie Linksaußen. Fürchten Sie jetzt um Ihren WM-Platz?
- Dominik Klein:
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Darüber mache ich mir keine großen Gedanken. Ich bin zum THW gekommen, um zu lernen,
mich weiter zu entwickeln und auch, um in der Champions League international
Erfahrungen zu sammeln. Ich glaube, dass ich bei Trainer
Noka Serdarusic Stück für Stück vorangekommen bin. In
der Nationalmannschaft bilde ich mit Toto Jansen ein gutes Team. Ich kann mich nur
über Leistungen anbieten, entscheiden wird allein der Bundestrainer.
(Das Gespräch führte Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 21.11.2006)