Von Dr. Oliver Schulz:
Nach dem 36:30 (15:15) im Hinspiel in Bosnien/Herzegowina
(siehe
Spielbericht) hat Schweden
auf dem Weg zur EM 2008 auch das Rückspiel gewonnen
(siehe
Spielbericht). Nach einer
komfortablen Pausenführung von 16:10 gewann dsa Tre Konor-Team vor total ausverkauftem
Haus in Örebro mit 27:25. Damit beendet es die Gruppenphase
der EM-Qualifikation ungeschlagen. Gewinnen die Blau-Gelben
im Juni auch noch zwei Playoff-Spiele gegen einen
am Freitag in Wien auszulosenden Gegner, sind sie
2008 im Nachbarland Norwegen mit von der Partie.
Das Tre Kronor Team hat auf dem Weg zur EM 2008 die schwere
Auswärtshürde Bosnien gemeistert. In Visoko ließen sich
die Mannen um Kapitän
Kim Andersson
nach ausgeglichener erster Hälfte (15:15) auch von einem
Stromausfall nicht bremsen und setzten sich am Ende
mit 36:30 durch. Damit gelang ihnen ein großer Schritt
in Richtung auf den so wichtigen Sieg in der
Qualifikationsgruppe 7. Vor dem Rückspiel am Sonntag
in Örebro führt Schweden die Tabelle mit sechs
Punkten und einer um sieben Treffer besseren Tordifferenz
vor Bosnien (vier Zähler) an.
Nach dem abschließenden Abendtraining in der "Rosengard Sporthall" in Malmö
begann die Flugreise nach Sarajevo am folgenden Tag
für die Blau-Gelben mit einem Rückschlag: Ciudad Reals
Linksaußen Jonas Källman wurde nämlich seit Mittwoch
Nacht von einem Magen-Darm Virus geplagt und musste
zu Hause bleiben. Ob der seit Wochen in bestechender
Form auftrumpfende, bissige vorgezogene Abwehrspieler
am Sonntag im Rückspiel bereits wieder mitwirken
kann, bleibt abzuwarten. Sehr unglücklich, aber jetzt
habe man eben nur die verbleibenden Spieler, und hoffentlich
gehe es trotzdem gut, kommentierte Trainer Ingemar Linnell vor
der Abreise den Ausfall des Spanien-Legionärs gegenüber
der Zeitung "Göteborgs Posten".
100 Ordnungshüter standen zur Verfügung
Wie das Blatt erfahren haben will, sollen 70 Polizeibeamte
und 30 weitere Sicherheitskräfte bereit gestanden haben,
um im Bedarfsfall auf den Rängen für Ruhe zu sorgen.
Mit im schwedischen Tross befand sich auch Ulf Schefvert -
seines Zeichens Trainer der schwedischen Damen und künftiger
Übungsleiter im dänischen GOG/Svendborg. Aus seiner Zeit
als Coach des griechischen Nationalteams war er als
Experte für Spiele in Südosteuropa ein geschätzter
Mitreisender auf dem Weg nach Visoko, auch wenn er selbst
keine allzu heiße Stimmung erwartete.
Enge erste Halbzeit - Stromausfall stoppte Schweden nicht
Die gut 3000 Fans in der Halle "Mladost" und die Zuschauer
des live übertragenden bosnischen Senders "FTV" erlebten
eine ausgeglichene erste Hälfte. Nach einer Viertelstunde
hatten beide Mannschaften jeweils sieben Mal getroffen.
Acht Minuten vor dem Halbzeitpfiff folgten sich die
Teams weiterhin auf Schritt und Tritt (10:10). Die Seiten
wurden ebenfalls bei Gleichstand gewechselt (15:15).
Gut fünf Minuten nach Wiederanpfiff konnten sich die Gäste
eine Zwei-Tore Führung erspielen (17:19). Diese war kaum
angewachsen, als beim Stand von 19:22 in der 44. Minute
der Strom in der Halle ausfiel. Eine zehnminütige Dunkelheit
schloss sich an, bevor Bosnien auf 21:23 verkürzen konnte.
Dann jedoch setzte sich Schweden ab: zehn Minuten vor
dem Ende war der Vorsprung beim 24:28 auf vier Tore
ausgebaut. Als noch vier Minuten zu absolvieren waren,
lagen Andersson & Co. bereits
mit acht Treffern vorn (26:34). In der Schlussphase kam
das Team des frischgebackenen bosnischen "Trainer des
Jahres", Halid Demirovic noch ein wenig heran, musste
sich aber letztlich mit 30:36 geschlagen geben. Die
slowenischen Schiedsrichter verhängten ganze elf
Zeitstrafen gegen die Skandinavier, drei Mal musste
ein Bosnier auf die Bank.
Doder in guter Mannschaft überragend
Bei den als Mannschaft überzeugenden Gästen setzten besonders
die beiden Torhüter Svensson und Beutler, die im
Rückraum harmonierenden
Kim Andersson und
Martin Boquist, die Außen Kristian
Meijer und
Henrik Lundström
sowie der sichere
Robert Arrhenius Akzente.
Schwedens bester Schütze war allerdings der aus dem
Trainingsort Malmö stammende, überragende Dalibor Doder.
Von seinen 15 Würfen fanden zehn den Weg ins Tor. Doders
Großeltern väterlicherseits haben ihre Wurzeln im
Land des heutigen Gegners: so ist die Großmutter
Herzegowinerin, der Großvater Bosnier. Und ausgerechnet
der Vater des quirligen, dynamischen Mittelmanns
soll beim Training am Mittwoch einziger Zaungast
gewesen sein, wie die Tageszeitung "Sydsvenskan" mitteilte.
Linnell von geschlossener Mannschaftsleistung beeindruckt
Unglaublich schön und zwar besonders im Hinblick auf die Art
und Weise, wie sein Team die Partie gewonnen habe, bilanzierte
Linnell telefonisch gegenüber dem Portal "Herr Elit Handboll".
Auf den Rängen habe nämlich Stimmung geherrscht, und zudem
sei in der zweiten Halbzeit das Licht ausgefallen. Viele
äußere Umstände hätten also auch noch ihren Teil beigetragen,
fügte er an.
Das Spiel sei über die gesamte erste Hälfte hinweg ausgeglichen
gewesen. Dann hätten sie sich gesagt, es sehe so aus, als
ob die Bosnier in der zweiten so langsam müde werden könnten.
Und genau so sei es dann auch gekommen. Seine Mannschaft
habe mit bis zu acht Treffern vorn gelegen, aber mit
dem Ergebnis 36:30 sei er natürlich hochzufrieden, so
Linnell weiter.
Die elf Zeitstrafen für sein Team seien natürlich zu viele
gewesen, und er sei sehr beeindruckt, wie man derartige
Situationen gemeistert habe. In Unterzahl habe man
überragend gespielt und viele dieser Phasen wohl sogar
noch für sich entscheiden können. Er tue sich schwer
damit, einzelne Spieler hervorzuheben, da alle so gut
aufgetreten seien. Angst davor, seine Mannschaft könnte
den Gegner im Rückspiel nun vielleicht unterschätzen,
habe er nicht. Die etwa 2000 Zuschauern Platz bietende
Halle in Örebro ist übrigens seit Tagen ausverkauft.
(von Dr. Oliver Schulz)
- Haupttorschützen Bosnien/Herzegowina:
-
Terzic (8), Doborac (5), Jaskic (4)
- Torschützen Schweden:
-
Svensson, Beutler; Doder (10), Lundström (7),
Andersson (6), Boquist (4),
Arrhenius (4), Meijer (3), Linders (1), Larholm (1/1)
- Schiedsrichter:
-
Veber/Pangerc (SLO)
- Zeitstrafen:
-
Bosnien/Herzegowina: 3;
Schweden: 11
- Zuschauer:
-
3000 (ausverkauft) (Halle "Mladost", Visoko (BIH))
- Spielfilm:
-
1. Hz. 7:7 (15.), 10:10 (22.), 11:12 (25.), 15:15;
2. Hz. 17:19 (36.), 17:22, 19:22 (44.), 21:23, 22:23, 24:28 (50.), 26:34 (56.), 30:36
ZweNach einer komfortablen Pausenführung von 16:10 hat sich
Schweden auch auf heimischem Parkett gegen Bosnien/Herzegowina
durchgesetzt. Das Tre Kronor Team gewann vor total
ausverkauftem Haus in Örebro mit 27:25. Damit beendet es
die Gruppenphase der EM-Qualifikation ungeschlagen. Gewinnen
die Blau-Gelben im Juni auch noch zwei Playoff-Spiele gegen
einen am Freitag in Wien auszulosenden Gegner, sind sie 2008
im Nachbarland Norwegen mit von der Partie.
Riesenandrang in Örebro - großes bosnisches Interesse
Das Idrottshuset in Örebro war seit Tagen restlos
ausverkauft. Die Organisatoren, darunter der
40 Kilometer nördlich beheimatete Aufsteiger LIF
Lindesberg mit ganzen 75 Mitarbeitern, sahen
sich einem nicht erwarteten Run auf die Karten
ausgesetzt, und auch das Medienintresse war enorm.
So sah Lars Tjernberg vom schwedischen Handballverband
die Veranstaltung gegenüber der Zeitung "Nerikes
Allehanda" geradezu als Belastungstest für die Spielstätte.
Allein 380 in Schweden lebende bosnische Mitbürger hatten
begehrte Sitzplatzkarten erworben. Börje Larsson,
seines Zeichens Sportdirektor in Lindesberg, bestätigte
dem Blatt, dass 80 Prozent aller telefonischen Ticketanfragen
von Interessenten mit bosnischem Hintergrund gestellt
worden seien, darunter bosnische Vereine aus ganz Schweden.
Die 1400 Sitzplätze unter den insgesamt 1900 Tickets seien
praktisch innerhalb von nur 24 Stunden vergriffen
gewesen. 170 Karten seien an regionale Sponsoren
gegangen, fügte Larsson an. Die Partie wurde sowohl
vom bosnischen Fernsehen als auch vom schwedischen
Sportkanal "Sport Expressen" und dem Radiosender
"Radiosporten" live übertragen. So fand aufgrund
des enormen Andrangs eine Schar Journalisten nicht
einmal mehr auf der sonst üblichen Pressetribüne Platz.
Zukünftige Länderspiele in der Region?
Der aufstrebende Verein LIF Lindesberg, der problemlos
die Lizenz erhielt und sein 40-jähriges Bestehen
feiert, erhofft sich auf der Basis dieses "Testlaufs"
zukünftig die Austragung weiterer Länderspiele in
der Region. Schließlich trug eine schwedische
Herrennationalmannschaft zuletzt vor sage und
schreibe 40 Jahren ein Länderspiel in Örebro
aus. Und die Zeiten, in denen die Stadt den "World Cup"
ausrichtete, liegen nun auch schon 15 bis 20 Jahre
zurück. Das letzte Herren-Länderspiel im Idrottshuset
bestritt einst Jugoslawien gegen Island.
Anfang wie die Feuerwehr - trügerischer Vorsprung
Die 1900 Zuschauer kamen von Beginn an voll auf ihre Kosten
und ließen die Veranstaltung zu einem Volksfest werden.
Im Tor stand ein solide haltender Tomas Svensson,
die Abwehr um Magnus Jernemyr packte entschlossen
zu, während auf
Kim Andersson und
Martin Boquist im Angriff
Verlass war. So legte Blau-Gelb über 5:1 und 7:2
nach einer Viertelstunde einen Blitzstart hin. Wenig
später lag die Truppe sogar mit acht Toren vorn (12:4).
Die Halbzeitführung von 16:10 sah beruhigend aus,
dies sollte sich aber im zweiten Durchgang als trügerisch erweisen.
Heimspiel wird fast zum Auswärtsspiel
Nach der Pause änderte sich die Partie: die Gäste erhielten
massive Unterstützung von den Rängen. Auf schwedischer
Seite kam nun in der Vorwärtsbewegung Sand ins Getriebe,
Unkonzentriertheit schlich sich ein. Bosniens Torhüter
und Kapitän, der frischgebackene "Handballer des Jahres"
Enid Tahirovic, rechtfertigte seine Auszeichnung nun
mit schönen Paraden am Fließband. Er riss damit
seine Mitspieler mit, und Bosnien holte über einfache
Konter Tor um Tor auf.
Über 22:18 war der Vorsprung beim Stand von 22:21
auf ein mageres Törchen zusammengeschmolzen. In dieser
Phase hielt Kapitän Kim Andersson mit
drei wichtigen Treffern dagegen. Insgesamt netzte der
Kieler heute 9 Bälle ein, darunter zwei vom Siebenmeterstrich.
Drei Minuten vor dem Ende brummten zwei Skandinavier
gleichzeitig Strafzeiten ab. Dalibor Doder, im Hinspiel
bester Schütze, ließ sich davon jedoch nicht beirren
und traf zwei Mal hintereinander. Diese beiden Tore,
seine einzigen am heutigen Abend, waren entscheidend.
(von Dr. Oliver Schulz)
- Schweden:
-
Svensson (1.-30., 6 Paraden), Beutler (31.-60, 10 Paraden);
Andersson (9/2), Lundström (5),
Arrhenius (4), Boquist (3), Lennartsson (2), Doder (2),
Linders (1), T. Karlsson (1),
Jernemyr, Meijer, Larholm, Vranjes
- Bosnien/Herzegowina:
-
Tahirovic (19 Paraden); Martinovic (6), Terzic (5/2), Omerovic (3), Doborac (2),
Obradovic (2), Harmandic (2), Jaskic (1), Mustafic (1), Prce (1),
Stojanovic (1), Toromanovic (1), Sabanovic
- Schiedsrichter:
-
Zotin/Volodkov (RUS)
- Zeitstrafen:
-
Schweden: 6;
Bosnien/Herzegowina: 6
- Rote Karte:
-
Bosnien/Herzegowina: 1
- Zuschauer:
-
1900 (ausverkauft) (Idrottshuset, Örebro (SWE))