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03.02.2007 WM 2007 / Nationalmannschaft

Kieler Nachrichten: Franzosen griffen "falschen" Schiri an

Keine Contenance nach Halbfinal-Aus - Brand: "Das ist skandalös"

Aus den Kieler Nachrichten vom 03.02.2007:

Köln/Paris - Nach der Rückkehr in ihr Mannschaftshotel verloren die Franzosen auch noch den letzten Rest Contenance: In ihrer Wut über das verlorene Halbfinale bei der Handball-Weltmeisterschaft gegen Deutschland in Köln gingen Delegationsmitglieder des Europameisters am späten Donnerstag Abend auf einen Unparteiischen los. Der Norweger Kenneth Abrahamsen wurde im offiziellen Hotel des Weltverbandes IHF, dem "Maritim" in Königswinter, körperlich attackiert, berichtete "Spiegel online" unter Berufung auf Augenzeugen. Die Franzosen sollen den Referee mit einem der beiden schwedischen Schiris Patrick Hakansson und Maths Nilsson verwechselt haben, die die Halbfinalpartie wenige Stunden zuvor geleitet hatten.
Schon unmittelbar nach Schluss des dramatischen Spiels mit zwei Verlängerungen hatte Joel Abati die Unparteiischen für die unglückliche 31:32-Niederlage verantwortlich gemacht. "Die Schiedsrichter haben uns den Sieg versagt und in den entscheidenden Momenten die falschen Entscheidungen getroffen", klagte der Linkshänder vom Bundesligisten SC Magdeburg. Später schlug auch sein Trainer Claude Onesta in die gleiche Kerbe. "Jeder wusste, was sich ereignen würde. Die Schiedsrichter haben kein gutes Spiel geliefert. Dieses Schicksal mussten alle Teams erleiden, die seit Turnierbeginn gegen Deutschland gespielt haben", schimpfte er und schloss sich damit der Kritik des Slowenen Kasim Kamenica und des Spaniers Juan Carlos Pastor an, die sich zuvor verpfiffen gefühlt hatten.

Erzürnt hatte die Franzosen vor allem ein nicht gegebenes Tor von Rechtsaußen Michael Guigou kurz vor Schluss der zweiten Verlängerung, das den Ausgleich zum 32:32 gebracht hätte. Die Schiedsrichter hatten Sekunden vor dem Treffer wegen eines Foulspiels abgepfiffen. "Da hätten wir uns auch geärgert. Ich gehe davon aus, dass die Schiedsrichter das nicht absichtlich gemacht haben", sagte Bundestrainer Heiner Brand gestern auf der deutschen Pressekonferenz in Wiehl. Kein Verständnis hingegen hatte er dafür, dass Onesta weder zur offiziellen Pressekonferenz erschien, noch ihm zum Sieg gratulierte. "Das hat er beim ersten Mal schon erledigt" sagte Brand nach dem zweiten Erfolg über Frankreich binnen fünf Tagen ironisch. Und einmal in Fahrt legte der Bundestrainer richtig nach: "Wenn die Schiedsrichter bei der WM 2001 in Frankreich halb so objektiv gepfiffen hätten wie die Unparteiischen hier, wären die Gastgeber nicht unter die ersten Zehn gekommen. Das ist skandalös, dass sie jetzt so das Maul aufreißen. Das ist bewusste Boshaftigkeit."

Derweil zitiert die Zeitung "Le Parisien" den Technischen Direktor des französischen Verbandes, Philippe Bana, wonach die Team-Leitung am Vorabend des Spiels mit IHF-Präsident Moustafa gesprochen habe: "Wir haben ihm gesagt, dass wir nicht erleben wollen, was die Spanier im Viertelfinale gegen die Deutschen erlitten haben. Die Botschaft ist sichtbar nicht angekommen."

(von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 03.02.2007)


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