03.02.2007 | WM 2007 / Nationalmannschaft |
Derzeit hat der Siegeszug der Polen, die 1982 als WM-Dritter ihren letzten großen Erfolg feierten, auch in der Heimat einen Boom ausgelöst. "Das ganze Land spielt verrückt", weiß Marcin Lijewski zu berichten, der bei der SG Flensburg-Handewitt unter Vertrag ist. "So viele Mails und Anrufe habe ich noch nie bekommen." Der 29-Jährige ist optimistisch, dass die Polen nun auch Weltmeister werden. "Wir spielen lieber gegen Deutschland als gegen Frankreich, Spanien oder Kroatien", meint Lijewski. "Die decken nicht so aggressiv. Ihre 6:0-Abwehr liegt uns." Angst vor der Kölnarena, in der er "19 000 und sieben Deutsche" erwartet, hat Lijewski auch nicht. "Die Chance, Weltmeister zu werden, kommt nie wieder. Wir müssen diese eine nutzen."
Von entscheidender Bedeutung für die jüngste Erfolgsserie von fünf Siegen in Folge war offensichtlich die bittere 22:31-Pleite gegen Frankreich in der Hauptrunde. Nach einer 11:8-Führung ließen die Polen sich von Nikola Karabatic & Co. widerstandslos am Nasenring durch die Dortmunder Westfallenhalle führen. Anschließend soll es im Mannschaftshotel eine heftige Auseinandersetzung gegeben haben. "Wir haben uns bis drei Uhr morgens angeschrieen", sagt Lijewski. "Danach haben wir wieder angefangen, Handball zu spielen."
Das Erfolgsrezept der Polen scheint aber auch andere Zutaten zu haben als eine herzhafte Streitkultur. In seiner zweijährigen Amtszeit als Nationaltrainer hat Wenta die Gegner für Testspiele nach Größe und Gewicht sortiert. "Bisher war es immer so, dass wir vor großen Turnieren gegen Litauen und Lettland gespielt haben", sagt Wenta, der im Hauptberuf den Bundesligisten SC Magdeburg trainiert. "Das bringt uns aber nicht weiter. Um zu lernen, mussten wir gegen Top-Nationen Deutschland und Frankreich auf die Fresse bekommen." Aus diesen Schlägen habe seine Mannschaft gelernt. Inzwischen gäbe es in Polen endlich auch Alternativen zu Lijewski, Tkaczyk und Karol Bielecki. So wie den erst 22 Jahre alten Halblinken Michal Jurecki, der in der zweiten Verlängerung gegen Dänemark doppelt traf. Wenta: "Dass der jüngste Spieler die wichtigsten Tore wirft, spricht für diese Mannschaft."
Ein Team, das bislang als einziges Gastgeber Deutschland bei diesem Turnier besiegen konnte. "Und warum", fragt Wenta, "sollten wir das nicht noch ein zweites Mal schaffen?"
(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 03.02.2007)
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