02.02.2007 | WM 2007 |
Polen mit Virus, Dänemark mit Boldsen - die Trümpfe waren verteilt. Doch das Team von Bodgan Wenta bewies erneut ein großes Herz. Mit 12:9 führten sie in der ersten Halbzeit, weil die dänische Abwehr Karol Bielecki nicht in den Griff bekam, der im Mittelalter auch ein brauchbares Katapult abgegeben hätte. Verlassen konnten sich die Polen zudem auf Adam Weiner, der im Schatten von Szmal die WM bislang nur als Tourist erlebte hatte. Aber gestern stand der Torhüter des Bundesligisten Wilhelmshavener HV im Rampenlicht. Weiner parierte mit großer Selbstverständlichkeit auch die harten Würfe von Lars Möller Madsen, der gegen Island noch mit einer unglaublichen Bilanz (9 Würfe/9 Tore) brilliert hatte. Wie sehr der reichlich unbekannte 2,05-Meter-Mann die Polen beunruhigt hatte, wurde an den hektischen Reaktionen von Wenta deutlich, der Madsen mit wilder Gestik erschrecken wollte.
Dänemark gegen Weiner, der zum besten Spieler gekürt werden sollte - dieses Duell nahm nach der Pause kuriose Züge an. Boldsen & Co warfen in den ersten 15 Minuten nur vier Tore. Weil sie in der Abwehr einmal mehr mit unglaublichem Einsatz kämpften, lagen sie dennoch nur 18:19 (46.) zurück. Die Dänen, die ihre Körper vor der WM mit einem Leichtathletiktrainer gestählt hatten, hatten an ihrem Torkreis eine Gummiwand hochgezogen.
Als Lars Christiansen zehn Minuten vor dem Abpfiff zum 21:21 ausglich, gab es kein Halten. Die dänischen Fans, die jeden Spielzug der Polen nun mit einem gellenden Pfeifkonzert zerhackten, holten ihre Helden endgültig aus dem Keller zurück. Doch zwei tolle Treffer von Per Leegaard und ein herrliches Kempa-Tor von Lasse Boesen reichten nicht. Die Polen um den bärenstarken Marcin Lijewski wussten immer eine Antwort. Als Bielecki - wer sonst - Sekunden vor dem Ende zum 26:26 traf, ging auch das zweite Halbfinale in die Verlängerung. Dann wand sich Kreisläufer Bartosz Jurecki wie ein Aal um die mächtige Beine von Boldsen und traf mit dem Pausenpfiff zum 29:27. Da wurde zum ersten Mal deutlich, dass auch polnische Fans in der Halle waren - die Dänen standen unter Schock.
Nun wachte Torhüter Kasper Hvidt endlich auf und Madsen traf. Mit zwei Würfen der Marke "Urgewalt" rettete er die Seinen in die zweite Verlängerung, in der die Polen allerdings die besseren Nerven bewiesen. Sören Stryger warf freistehend zwei Meter über das Tor, Tkaczyk überlistete Hvidt mit einem Kullerball - Kleinigkeiten entschieden letztlich ein irres Duell, das zwei Sieger verdient gehabt hätte.
(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 02.02.2007)
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