03.02.2007 | WM 2007 / Nationalmannschaft |
Die einen bezeichnen ihn inzwischen Teufelskerl, andere betiteln ihn als "Weltwunder": Die Suche nach Synonymen für Fritz treibt manche Blüte - nur beim Bundestrainer nicht. "Ich nenne ihn einfach Fritze", sagte Heiner Brand ("Er hat hinter eine starken Abwehr sehr gut gestanden"). Der hochgelobte Schlussmann lobte derweil seine Mitspieler. "Kompliment an die Mannschaft. Es ist unglaublich, was sie für eine Moral hat", sagte Fritz, dessen Frau Babett auf der Tribüne mitfieberte.
Wie sehr ihn dieses Spiel über 80 strapaziöse Minuten geschlaucht hatte, konnte man in den Katakomben erleben. Nachdem Anspannung und Konzentration abgefallen waren, schlichen der emotional ausgepumpte Fritz und seine Mannschaftskameraden fernab der Kameras und Scheinwerfer müde durch die Gänge. Nach neun Spielen in 13 Tagen sind nicht nur die körperlichen Reserven, sondern auch die mentalen Depots nahezu aufgebraucht.
"Ich glaube, wenn wir auf neutralem Boden spielen würden, könnten wir diese Kraftreserven wohl nicht mobilisieren. Aber wenn das Publikum so hinter einem steht, das beflügelt noch einmal und man versucht, das Letzte aus sich herauszuholen", bekannte der gebürtige Magdeburger, dessen quälende Zeit als Nummer drei beim Deutschen Meister THW Kiel hinter Omeyer und dem Schweden Mattias Andersson der Vergangenheit angehören dürfte. Er befinde sich jetzt in einer anderen Position als vor der Weltmeisterschaft, befand Fritz. "Ich hoffe es wird ein Gespräch geben. Wie es dann weitergehen wird, muss man sehen."
Die Frage, ob es eine Reaktion von seinem Trainer Noka Serdarusic oder von Manager Uwe Schwenker gegeben habe, verneinte er. Uwe Schwenker ("Eine tiefe Verbeugung vor Heiner Brand und dieser tollen Mannschaft"), der als WM-Organisationsmitglied zurzeit in Köln die Zelte aufgeschlagen hat, nannte die Gründe: Man habe die THW-Spieler bei großen Turnieren immer in Ruhe gelassen, sagte er. "Weder bei Olympia noch als Henning Europameister war, gab es von uns eine Rückmeldung." Lob und Ehrungen gebe es immer erst nach der Rückkehr in Kiel. Daran werden wir uns auch jetzt halten."
(von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 03.02.2007)
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