Die Kieler Nachrichten stellen die möglichen Schlüsselspieler beider Seiden
für das Finale zwischen Deutschland und Polen vor.
Aus den Kieler Nachrichten vom 03.02.2007:
Die Schlüsselspieler der polnischen Nationalmannschaft
Szmal: Der Abgeklärte
Der Torhüter von der SG Kronau-Östringen gilt als einer der besten seiner Zunft,
was er auch im WM-Turnier bestätigte. Laut Statistiken des Weltverbandes rangiert
er mit einem Durchschnittswert von 38 Prozent sogar vor den deutschen Keepern
Henning Fritz und Johannes Bitter (36 und 35 Prozent).
Szmal hat mit seiner Körpergröße von 1,86 m nicht unbedingt das Gardemaß, doch
das gleicht er mit abgeklärtem und reaktionsschnellem Stellungsspiel aus.
Lijewski: Der Geschmeidige
Der 29-Jährige von der SG Flensburg-Handewitt ist in der Bundesliga seit fünf
Jahren einer der besten Werfer (835 Tore in 215 Spielen). Er ist die Mischung
aus Bielecki und Tkaczyk und gilt als geschmeidiger Spieler, der Übersicht und
Wurfkraft vereint. Mit Flensburg holte Lijewski 2004 den Deutschen Meistertitel
und wurde 2003 bis 2005 Pokalsieger. Lijewski, der am liebsten Zurek (polnische
Suppe) isst, kann auf dem Parkett kräftig zupacken und schaut in seiner Freizeit
am liebsten Rambo- und Rocky-Filme
Tkaczyk: Der Ideengeber
Er ist das Gegenteil von Bielecki. Während sein Vereinskollege von den
Mitspielern in die richtige Wurfposition gebracht werden muss, erarbeitet sich
der 26-Jährige seine Chancen oftmals selbst und ist der Ideengeber. Dabei glänzt
er mit enormer Beweglichkeit, hohem Tempo und einem selten großen Wurfrepertoire.
Egal, ob Sprungwürfe, Schlagwürfe oder Eins-zu-Eins-Situationen - Tkaczyk hat
immer die bessere Antwort. Und wenn bei einer aggressiven 6:0-Deckung nichts
mehr geht, dann kommt er mit seinem beidbeinigen Absprung mit einer "Granate"
daher.
Bielecki: Die Maschine
Der wurfgewaltige Rückraum-Akteur spielt seit drei Jahren beim SC Magdeburg
und wird oftmals nur als "Maschine" bezeichnet. Denn hat der 101 kg schwere und
2,02 m große Bielecki bei seinen ersten Versuchen Erfolg, rattert der 25-Jährige
sein Spiel gnadenlos herunter. Speziell in Extremsituationen wie beim
Unterzahlspiel oder in einer dramatischen Endphase behält er kühlen Kopf. Der
vom polnischen Club KS Vieve Kielce 2004 an die Elbe gewechselte "Wurfturm"
ist manchmal aber nicht nervenstark genug und lässt sich schon mal vom
gegnerischen Torhüter entnerven oder von der aggressiven Deckung des Kontrahenten
zermürben.
Die Schlüsselspieler der deutschen Nationalmannschaft
Fritz: Der Teufelskerl
Noch vor der
WM galt
Henning Fritz
als Problemfall. Schließlich fehlte dem beim THW Kiel auf die Bank verbannten
Schlussmann die nötige Spielpraxis. Bundestrainer Heiner Brand hielt, auch auf
Empfehlung von Torwarttrainer Andreas Thiel, dennoch unbeirrt an ihm fest. Dieses
Vertrauen zahlte der "Welthandballer des Jahres 2004" doppelt und dreifach zurück.
Roggisch: Der Spielverderber
Spielverderber wie Oliver Roggisch stehen in der Gunst von Bundestrainer Heiner
Brand ganz weit oben. Und mittlerweile kennt jeder den Grund: Roggisch, der
Abwehrspezialist aus Magdeburg, avancierte zum Schlüsselspieler eines Teams, das
von seinen Defensivqualitäten lebt. Er schloss die Lücke, die nach den Rücktritten
von
Klaus-Dieter Petersen und Volker Zerbe entstanden
war. Das 2,02 Meter große Kraftpaket ist kein Kind von Traurigkeit: Bereits drei
Mal wurde ihm die zweifelhafte Ehre zuteil, der Strafbankkönig der Bundesliga zu
sein. Kein Spieler kassierte bei dieser
WM bislang mehr
Zeitstrafen (13) als er.
Schwarzer: Der Motivator
Märchenhafter kann ein Comeback nicht sein. Eigentlich wollte Christian Schwarzer
die
WM als TV-Kommentator begleiten. Doch die
Verletzungsmisere in der Nationalmannschaft zwang zum eiligen Rollenwechsel. Beim
Anruf von Bundestrainer Brand zögerte der Kreisläufer keine Sekunde und kehrte
825 Tage nach seinem Abschied im letzten WM-Gruppenspiel gegen Polen in das Team
zurück. Mit dem Europameister von 2004 zog wieder die Leidenschaft in das deutsche
Team ein. Als wäre er nie fort gewesen, übernahm er vom ersten Moment an die Rolle
des Leitwolfs.
Baur: Der Taktgeber
Seine Torgefährlichkeit hält sich in Grenzen, doch seine Übersicht ist von großem
Wert. Wie wichtig Markus Baur für die deutsche Mannschaft ist, offenbarte sich vor
allem im
Halbfinal-Krimi gegen Frankreich. Wenn andere
den Kopf verlieren und vorschnell zum Abschluss kommen, behält der Spielmacher
aus Lemgo Ruhe und Übersicht. Die in vier Weltmeisterschaften gesammelten Erfahrungen
des Taktgebers weiß der Bundestrainer zu schätzen. Nur gut, dass sich die Sorgen
von Brand nach dem zwischenzeitlichen Ausfall seines Spielmachers als unbegründet
erwiesen: Als Baur ausfiel, schlug die große Stunde von Joker Michael Kraus.
(aus den Kieler Nachrichten vom 03.02.2007)