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06.03.2007 WM 2007 / Bundesliga

Zebra: Entlastungen? Die WM ist ein lukratives Geschäft

Aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "zebra", von living sports:

Trotz Ankündigung schwiegen die IHF-Verantwortlichen am Rande der WM zu einem Rhythmuswechsel im internationalen Terminkalender. Stattdessen zogen sie lieber gut gelaunt eine finanzielle Erfolgsbilanz der Titelkämpfe 2007.
Im Streit um eine Entzerrung des internationalen Handball-Kalenders und die finanzielle Entschädigung der Vereine für die Abstellung der Spieler kündigte sich am Rande der Weltmeisterschaft eine überraschende Wende an: Nach vermehrtem Druck von Spielern, Trainern und Kontinentalverbänden gehe der Weltverband IHF in die Offensive und denke intensiv über Veränderung nach. So sollen Weltmeisterschaften in Zukunft nur noch alle vier Jahre stattfinden. Entsprechende Pläne wolle der Verband auf einer Pressekonferenz am Final-Sonntag in Köln vorstellen, bestätigte IHF-Generaldirektor Frank Birkefeld auf Nachfrage der dpa. Allerdings sei die Umsetzung der Pläne an die Forderung geknüpft, dass auch der europäische Verband EHF seine Titelkämpfe nur alle vier Jahre ausrichtet. "Wir wollen gern den Vierjahres-Rhythmus - aber auch bei der EM", sagte Birkefeld.

Die Europäer ihrerseits hatten bereits vor drei Monaten einen eigenen Vorschlag unterbreitet und als Antrag beim IHF-Kongress im April in Madrid eingereicht. Danach sollten nach den Olympischen Spielen 2012 in London in jährlicher Folge EM, WM, EM und Olympische Spiele ausgetragen werden.

Doch davon auf der angekündigten Pressekonferenz kein Wort - das Thema war ein anderes. Anstatt über die von den Sportlern selbst so vehement geforderte Entlastung und die damit verbundenen Einschnitte in den IHF-Finanzen zu diskutieren, referierten der IHF-Präsident Dr. Hassan Moustafa und der deutsche Gastgeber in Form von DHB-Präsident Ulrich Strombach selbstherrlich vor der versammelten Weltpresse über ihren persönlichen WM-Erfolg. Sowohl in finanzieller als auch in sportlicher Hinsicht wurden selbst die kühnsten Prognosen übertroffen. Moderne Hallen, reibungslose Abläufe und die große Begeisterung der Fans setzten neue Maßstäbe. "Wir haben die größte WM in der Geschichte organisiert. Sie war auf allen relevanten Gebieten auch die erfolgreichste", befand Strombach. Am Ende der 17-tägigen Party mit hohem Unterhaltungswert wähnte sich der WM-OK-Chef aus Gummersbach gar auf den Spuren von "König Fußball": "Wir sind mit unserer Arbeit und unserem Produkt in eine neue Dimension vorgestoßen, die durchaus mit dem Fußball zu vergleichen ist."

Ähnlich überschwänglich fiel auch das Fazit von Dr. Hassan Moustafa aus. Der Präsident des Weltverbandes erteilte den Organisatoren einen Ritterschlag: "Ich bin hochzufrieden. Die Propaganda-Wirkung dieser WM wird eine weltweite Nachhaltigkeit erzeugen." Wie der Weltverband rechnet auch der DHB mit positiven Zahlen. "Mit einer schwarzen Null bin ich nicht zufrieden, mit einem kleinen Gewinn auch nicht. Erst bei einem mittleren Gewinn werden Sie bei mir ein zufriedenes Gesicht sehen", sagte Verbandspräsident Strombach. "Das war auf absehbare Zeit für uns die lukrativste WM", befand IHF-Generaldirektor Frank Birkefeld am Schlusstag in Köln. Entgegen der noch vor Wochen kritischen Kommentare über die angeblich schlechte Vermarktung der WM könne ein positives Fazit gezogen werden. "Die Außendarstellung für unseren Sport war hervorragend", sagte Birkefeld.

Über etwaige Pläne einer angedeuteten Entzerrung des internationalen Terminkalenders auch auf Nachfrage kein Wort. So war es irgendwie bezeichnend, als der IHF-Präsident eine ihm unangenehme Nachfrage eines dänischen Journalisten zunächst ausweichend, dann aber doch mit einem eindeutigen "Nein" beantwortete. Der Reporter der Nachrichtenagentur Ritzau wollte wissen, ob sich die Handball-Nation Dänemark angesichts des Umstandes, dass die größte Arena im skandinavischen Königreich gerade einmal 5.000 Zuschauer fassen würde, denn überhaupt berechtigte Chancen auf die angestrebte Ausrichtung der Weltmeisterschaft im Jahre 2011 ausrechnen könnte. Es gäbe allerdings noch die Möglichkeit, eine größere Halle zu erbauen, versuchte der Ägypter trotz seiner deutlichen Abfuhr wage Hoffnung zu verbreiten. Immerhin hätte der tunesische Staat vor wenigen Jahren auch knapp 50 Millionen Dollar in ein ähnliches Projekt investiert. "Doch eigentlich", sagte Dr. Hassan Moustafa, "eigentlich müsste die Weltmeisterschaft immer in Deutschland stattfinden." Und würde es allein nach ihm gehen, das verriet sein in Gedanken versunkenes Lächeln, ja dann würde er seine Protagonisten am liebsten unentwegt durchspielen lassen.

(Aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "zebra", von living sports)


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