11.03.2007 | Mannschaft |
Früher spielte der Handball neben seinem Chemiestudium nur eine untergeordnete Rolle. Seine Profi-Handballlaufbahn begann beim schwedischen Spitzen-Klub IFK Ystadt und bis zu diesem Zeitpunkt war dem Kreisläufer die Schule und das Studium am wichtigsten. Erst auf Platz zwei kam der Handball, der eher zum Spaß und zur Finanzierung des Studiums diente. "Ich war damals weder der Beste noch der Schlechteste im Team", gesteht Ahlm, der sich heute zwar am Kreis wohl fühlt, aber auch zugibt, dass es nur Liebe auf den zweiten Blick war. "Ich habe keinen harten Wurf, keine Sprungkraft und schnell bin ich auch nicht", meint der Schwede. Den Erfolg verdanke er dem Zufall und seinem Fleiß. "Mir wurde nicht alles in die Wiege gelegt, ich habe viel dafür trainieren müssen, um heute hier zu spielen. Aber das Trainieren macht mir jeden Tag wieder Spaß."
Dass ihm das Torewerfen in der Ostseehalle große Freude bereitet, sieht man allerdings meist erst, wenn man genau hinschaut. Selten jubelt Marcus Ahlm ausgelassen oder feiert seine Tore, "aber die Emotionen sind in mir, ich lasse sie in dem Moment nur nicht raus", verrät der Zwei-Meter-Hühne. Ein Titel am Ende der Saison oder ein Tor im Spiel seien zwar das Lohn für die harte Arbeit im Training, aber er sei nun mal ein ruhiger Typ, der sich auf dem Spielfeld nicht verstellen wolle.
Die vollen Hallen und die Begeisterung des Publikums seien ein Grund dafür gewesen, in Deutschland zu bleiben ("Von dieser tollen Stimmung lässt man sich gerne anstecken."), nach außen seine Emotionen auf dem Feld zu zeigen, sei aber einfach nicht sein Ding.
Bei der schwedischen Nationalmannschaft sieht es nicht anders aus. Im Dezember bestritt der 28-Jährige sein 100. Länderspiel für die Tre Kronor und ist mit insgesamt 320 Toren ein wichtiger Bestandteil der neuformierten Mannschaft, der sich aber auch dort bescheiden zurück hält. Im letzten halben Jahr sah man Ahlm seltener im Kreis seiner Landsleute. Für seine Abwesenheit gibt es eine ganz einfache Erklärung. "Ich möchte viel Zeit mit meiner Familie und vor allem mit meiner Tochter Ines verbringen", sagt er. Im Oktober 2006 brachte seine Frau Karin ihr erstes Kind zur Welt. "Es ist kein Abschied für immer, aber ich habe unserem Nationaltrainer Ingemar Linnell auch noch keinen genauen Zeitpunkt gesagt, an dem ich wieder anfangen möchte", so Ahlm, für den die gemeinsame Zeit mit der neuen Familie an erster Stelle steht. "Ich selbst hatte eine behütete Kindheit und ich möchte diese nun auch meiner Tochter geben."
Marcus Ahlm ist eben ein außergewöhnlicher Spieler und ein außergewöhnlicher Mensch.
(Aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "zebra", von living sports)
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