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15.03.2007 Presse / Handball international

"Handball-Woche": Nenad Perunicic: Der dritte Deutsche beim FC Barcelona

Von Jan Kirschner, aus der "Handball-Woche":

Nenad Perunicic im Trikot des FC Barcelona.
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Campushalle Flensburg: Die Champions-League-Partie zwischen der SG Flensburg-Handewitt und dem FC Barcelona ist seit einer Stunde vorbei. Vor dem Sponsorenbereich stehen zwei alte Bekannte. Nenad Perunic und Frank von Behren. Man kennt sich aus der Bundesliga. Die beiden tauschen Handy-Nummern aus. Nenad Perunicic verfolgt das Geschehen in Deutschland nach wie vor sehr aufmerksam. Schließlich hat der gebürtige Montenegriner die deutsche Staatsbürgerschaft.
Seit Sommer ist der 35-Jährige nach Erhard Wunderlich und Christian Schwarzer der dritte deutsche Handballer, der sich zu den Spielen das ruhmreiche "Palau Blaugrana" überzieht. "Drei Mal hatte mich der FC Barcelona schon vorher gefragt", erzählt Nenad Perunicic. "Beim vierten Mal konnte ich einfach nicht ablehnen." Probleme mit der Integration hatte er nach seinen Angaben nicht. "Ich kenne doch schon Spanien."

Das war in den 90er Jahren, als der Shooter mit dem baskischen Klub Bidasoa Irun die Champions League gewann. Die erfolgreichste Zeit hatte Nenad Perunicic beim THW Kiel, wo er zwischen 1997 und 2001 drei Meisterschaften einheimste. Noch immer hat er einen sehr guten Kontakt zum damaligen Rückraum-Kollegen Staffan Olsson, der inzwischen Trainer beim schwedischen Meister Hammarby IF ist. In der Gruppenphase der diesjährigen Champions League gab es ein Wiedersehen. "Das war richtig nett", schmunzelt Nenad Perunicic.

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2001 verließ der 2,03 Meter große Riese die Kieler im Streit. Obwohl er noch einen Vertrag bis 2003 hatte, favorisierte er ein Angebot vom SC Magdeburg. Dort gewann er 2002 zum zweiten Mal die Champions League. Im Oktober erhielt er die deutsche Staatsbürgerschaft. Eine Nominierung für die DHB-Auswahl wurde heiß diskutiert, doch Heiner Brand schien nicht begeistert. Im Gegensatz zu Oleg Velyky oder Andrej Klimovets blieb die Nationalmannschafts-Tür für Nenad Perunicic verschlossen. Beim Champions-League-Spiel in Flensburg war der Bundestrainer als Co-Moderator des Fernsehsenders "Eurosport" in der Halle. "Ich habe ihn gesehen", sagt Nenad Perunicic. Kein weiterer Kommentar!

In der Saison 2003/2004 wurde es für Nenad Perunicic ungemütlich. Eine Schulter-Operation warf ihn zurück. "Die Verantwortlichen haben mich bedrängt, ich fing zu früh an." Nenad Perunicic hatte seine unglaubliche Torgefahr eingebüßt. In der Saison 2004/2005, nun im Dress der SG Wallau-Massenheim, erzielte die einstige "Torgarantie" in 24 Partien nur 35 Treffer. Zu allem Überfluss verloren die Hessen ihre Bundesliga-Lizenz. Zu diesem Zeitpunkt schob Nenad Perunicic einen sportlichen "Kurzaufenthalt" im Katar ein.

Ab Sommer 2005 ging es wieder aufwärts. Der gebürtige Montenegriner heuerte in Szeged an, nur wenige Kilometer von der serbischen Grenze entfernt. "Dort waren viele Serben, zum Beispiel Nenad Puljezevic", berichtet Nenad Perunicic von seiner Zeit bei einem "seriösen" Klub. "Nur ungarisch habe ich nicht gelernt." Dafür leistete sich Pick Szeged einen harten Kampf mit Veszprem, siegte im Pokalfinale und unterlag in den Meisterschafts-Play-Offs nur 2:3.

Nenad Perunicic im Zweikampf mit Joachim Boldsen.
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In Barcelona ist Nenad Perunicic Abwehr-Stratege. Als ehemaliger Halbverteidiger ist er nun im Mittelblock der katalanischen 6:0-Abwehr eine feste Größe. "Barca hat zu wenige gute Defensivkräfte", erzählt der 35-Jährige. "Nur Igor Vori und ich können in der Mitte decken." Im Angriff sieht man den früheren Goalgetter aber kaum. Immer noch Probleme mit der Schulter? "Nein, mir fehlt einfach die Kraft für beide Aufgaben. Der Trainer meint, dass ich in der Abwehr wichtiger bin."

Was in der nächsten Saison kommt, weiß Nenad Perunicic noch nicht so recht. Er besitzt noch eine einjährige Option beim spanischen Renommierklub, allerdings wird der Kader nach den jüngsten Misserfolgen "generalüberholt". An eine Rückkehr nach Deutschland denkt er nicht. "Die Bundesliga ist eine richtige Schweinearbeit", meint er. "In Spanien geht es fairer zu. Ich muss aber auch sehen, was meine Familie möchte. Ich habe inzwischen auch zwei kleine Kinder."

(Von Jan Kirschner, aus der "Handball-Woche")


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